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Mannheim - Stadt im Quadrat

Interview mit Elmar Bourdon, Manager des Clusters Medizintechnologie „Wir wollen Wachstumshemmer ausschalten“ Mannheim macht sich fit für eine der weltweit größten Wachstumsbran- chen. Als Schlüssel für Innovationen und Wirtschaftswachstum setzt die Stadt auf das Cluster Medizintechnolo- gie. Seit August 2011 ist Elmar Bourdon im Team der Mannheimer Wirtschafts- förderung für diesen Bereich zuständig. Davor arbeitete er 15 Jahre in verschie- denen Managementpositionen führen- der Medizintechnik-Unternehmen wie Siemens Healthcare/Sirona, Abbott und C.R. Bard. Im folgenden Interview spricht der erfahrene Fachmann über seine Pläne und Strategien. Medizintechnologie wurde neben den Kultur- und Kreativwirtschaften zu einem eige- nen Kompetenzfeld der Wirtschaftsförderung bestimmt. Warum? Wie kam man darauf? Elmar Bourdon: Alles begann mit einer Studie der Beratungsunternehmen Roland Berger und ExperConsult 2009. Sie hatten verschiedene Wirtschaftssektoren in Mann- heim auf ihr Wachstumspotenzial hin unter- sucht. Medizintechnologie stellte sich dabei als Feld mit hohem wirtschaftlichen Potenzial und hoher Innovationskraft heraus. Auf dieser Basis erfolgte dann die strategische Ausrich- tung auf diesen zweiten Hauptschwerpunkt neben den Kultur- und Kreativwirtschaften. Wie können Sie das wirtschaftliche Potenzial der Branche beziffern? Bourdon: Zur Medizintechnologie gehört weit mehr als der klassische Technik- oder Gerätebereich. Vom Einmalhandschuh bis zum elektrophysiologischen Lab-System, also von der Bereitstellung relativ einfacher Verbrauchsmaterialien bis hin zu hochkom- plexen medizinischen Lösungen, ist hier alles vertreten. In Europa werden über die nächsten Jahre hinweg insgesamt stabile 5 Prozent Marktwachstum pro Jahr erwartet; in Markt- segmenten Nordamerikas und Asiens deutlich mehr. Insgesamt wurde das Plus an Bruttowert- schöpfung, das in diesem Sektor in Mannheim entstehen könnte, in der ExperConsult-Studie auf 136 Millionen Euro beziffert. Welches sind die Ziele der Wirtschafts- förderung? Bourdon: Wir möchten dieses Potenzial an Bruttowertschöpfung heben, um die Zahl der qualifizierten Arbeitsplätze in Mannheim zu steigern. In der ExperConsult-Studie wird ein Potenzial von insgesamt 2.000 neuen Ar- beitsplätzen in dieser Branche innerhalb der nächsten zehn Jahre hier in Mannheim beschrieben. Unser Ziel ist es, dieses Beschäftigungspotenzial auszuschöpfen. Wie wollen Sie das erreichen? Bourdon: Die wichtigste Aufgabe ist und bleibt die Entwicklung und Unterstützung der Bestandsunternehmen. Zum einen sehen wir hier das größte absolute Wachstumspotenzial. Zum anderen sind zu- friedene Bestandskunden das beste Standort- Argument und entfalten Zugkraft für weitere Unternehmen als Zulieferer, Technologie- oder Vermarktungspartner. Gut zwei Drittel unserer Ressourcen sollen für die Betreuung der in Mannheim bereits ansässigen und er- folgreichen Unternehmen eingesetzt werden. Daneben wollen wir die Gründungsförderung ausbauen und Start-ups wie Spin-offs, also Ausgründungen aus Universitäten oder Unternehmen, fördern. Flankierend möchten wir Neuansiedlungen von außerhalb, die sich komplementär in die Bestandslandschaft einfügen, forcieren. Wie soll die Förderung von Gründungs- unternehmen konkret aussehen? Auf welche Formen der Unterstützung kommt es dabei besonders an? Bourdon: Gründer, wie auch kleine und mittelständische Unternehmer, sind in dieser Branche mit ähnlichen Wachstumshemmern konfrontiert, wenn es um die Entwicklung und Vermarktung neuer Produkte geht. Deshalb pilotieren wir hier ein neuartiges Inkubatorkon- zept zusammen mit dem Institut für Medizin- technologie, der Fraunhofer-Projektgruppe PAMB sowie mit externen Branchenexperten, um jeden dieser Wachstumshemmer gezielt auszuschalten. Ergänzend arbeiten wir in denjenigen Erkrankungs- und Technologiefeldern, in denen wir die größten absoluten Wachstumschan- cen sehen, mit sogenannten Practice Advisors. Das sind Teams aus Praktikern aus den Kliniken, die Anwen- dung und Behandlung ken- nen, sowie aus Technikern, die die Technologie und ihr Potenzial beurteilen können. Diese Practice Advisors können unsere Unterneh- men früh auf strategische Trends aufmerksam machen. Umgekehrt dienen sie den Firmen als eine Art Sparringspartner, um mit ihnen Chancen und Risiken für die Entwicklung und Markteinführung neuer Produkte abzuwägen und die Produktentwicklung zu begleiten. Welche Rolle spielt die Wirtschaftsförde- rung in diesem Zusammenhang? Bourdon: Als Ansprechpartner für Medi- zintechnologie übernehme ich die Funktion eines Erstberaters in allen markt-, wettbewerbs- und technologiebezogenen Fragen. Damit ver- stärke ich noch einmal branchenspezifisch die etablierte Gründungsberatung und -unterstüt- zung der Mannheimer Wirtschaftsförderung, die in Baden-Württemberg schon seit Jahren Maßstäbe setzt. Abhängig von der konkreten Elmar Bourdon möchte die Medizintech- nologie in Mannheim voranbringen. gesundheitswirtschaft 20 MANNHEIM STADT IM QUADRAT 2013

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