Von BBC zu ABB – die Geschichte des Unternehmens in Mannheim hat viele Höhen und Tiefen. Doch ABB blieb der Stadt stets treu. Dafür steht auch der neu eröffnete ABB Campus.
Von Ulla Cramer
Alles begann mit dem Elektrotechnik-Unternehmen Brown Boveri & Cie (BBC), das im Jahr 1891 von den Industriepionieren Charles E.L. Brown und Walter Boveri im schweizerischen Baden gegründet wurde. Um die Jahrhundertwende profitierte die Firma von der voranschreitenden Elektrifizierung und expandierte bereits in den ersten Jahren nach der Gründung. Auch die Stadt Mannheim hatte von der Expertise der Schweizer gehört und bestellte am 1. Dezember 1898 bei BBC ein Kraftwerk. Doch es gab einige Auflagen. BBC musste sich verpflichten, in der Quadratestadt eine Fabrik „für die Ausführung elektrischer Unternehmungen und Anlagen mit einem Grund-, Häuser- und Gewerbesteuerkapital von mindestens einer Million Mark zu erstellen, dauernd in Betrieb zu halten und mindestens 500 Arbeiter in derselben zu beschäftigen“. Darüber hinaus musste BBC noch seine deutsche Hauptverwaltung nach Mannheim verlegen. Und so geschah es: Am 15. Juni 1900 wurde das Werk in Mannheim-Käfertal eröffnet und startete mit 400 Mitarbeitenden.
Und das stetig wachsende Werk war erfolgreich. In der Zeit nach 1900 gab es kaum eine größere Stadt, in der nicht Turbinen und Generatoren aus Mannheim für die Stromerzeugung sorgten. Nach dem Krieg profitierte BBC vom Wiederaufbau und schuf neue Geschäftsfelder wie Kühlschränke, Elektroherde und Waschmaschinen. Rund 100 Jahre nach der Gründung erfolgte eine scharfe Zäsur. Am 10. August 1987 verkündeten BBC und der schwedische Konzern ASEA ihren Zusammenschluss zum neuen Konzern ABB. Zahlreiche Menschen verloren am Standort Mannheim ihren Arbeitsplatz. In den folgenden Jahren zog sich ABB aus zahlreichen Sparten wie der Verkehrstechnik und dem Kraftwerksbau zurück. Auch die Sparte Power Grids wurde verkauft. Heute ist ABB vor allem in den Bereichen Elektrifizierung und Automation unterwegs und weltweit führender Anbieter von Antrieben und Motoren mit Kunden in den Bereichen Transport, Infrastruktur, Fertigung und Prozessindustrie.
Auf unserem ABB Campus schaffen wir ein ideales Umfeld für neue Ideen und Kundenlösungen.
Eric Perotti, Vorstandsvorsitzender ABB Deutschland.
Foto: ABB
Seinem deutschen Heimatstandort Mannheim ist ABB dabei immer treu geblieben – auch nach 125 Jahren. Dafür steht der ABB Campus, in dem seit Juni 2024 über 1.000 Beschäftigte des Unternehmens ihren Arbeitsplatz gefunden haben. Das Raumkonzept unterstützt moderne Arbeitsweisen und ermöglicht den Mitarbeitenden damit ein agiles, flexibles und kundenorientiertes Arbeiten. Rund 2.000 Sensoren erfassen freie Arbeitsplätze und Besprechungsräume. Über eine App lassen sie sich buchen. Darüber hinaus erhält man auf diese Weise Speisepläne, Informationen über geplante Events, kann Anwesenheiten von Kollegen sehen oder sich sogar zu verschiedenen Punkten, sogenannten Points of Interest, im Gebäude in Echtzeit navigieren lassen.
Ein großes Highlight und ein zentraler Bestandteil des Standorts ist die Integration des Forschungszentrums. Mit etwa 100 Mitarbeitenden und rund 60 Studierenden mit mehr als 15 verschiedenen Nationalitäten deckt es etwa zehn wichtige wissenschaftliche Disziplinen ab. Rund 100 Erfindungen im Jahr stammen aus dem Forschungszentrum. Die Forschung konzentriert sich dabei auf industrielle Digitalisierung und nachhaltige Elektrifizierung. Die Integration von Forschung, Business Areas, Kunden, Partnern, Universitäten und Start-ups an einem Ort erinnert an das Umfeld einer Hochschule, was durchaus Absicht ist – dafür steht auch der Begriff „Campus“. Mit dem Neubau führt ABB die Standorte Mannheim und Ladenburg zusammen, dessen Beschäftigte nach Mannheim umgesiedelt sind. Die Investitionen beliefen sich auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag.