Die Entwicklung KI-gestützter Robotiklösungen ermöglicht ABB, ein neues Kapitel in der 50-jährigen Geschichte als Anbieter von Robotik und Maschinenautomation aufzuschlagen.
Von Ulla Cramer
Inzwischen spielt KI die entscheidende Rolle in der Robotik“, betont Marc Segura, Leiter der Robotics-Division bei ABB. „Den Fortschritt auf dem Gebiet der KI zu beschleunigen, bedeutet, die Möglichkeiten der Industrierobotik neu zu definieren.“
So verbessert KI nicht nur die Fähigkeit von Robotern zum Greifen, Aufnehmen und Absetzen von Objekten, sondern fördert auch räumliches Vorstellungsvermögen. Im Moment sind Roboter meist so programmiert, dass sie anhalten, wenn ein Mensch in der Nähe ist. In Zukunft können sie einfach um Menschen herum navigieren, wenn diese in Bewegung sind. Das ermöglicht eine größere Autonomie und ebnet den Weg für die Umstellung von linearen Produktionslinien auf dynamische Netzwerke und die Übernahme von Aufgaben über die klassische Fertigung hinaus in flexiblen Fabriken, Lagerhäusern, Logistikzentren und Labors. Auch in Branchen wie dem Gesundheitswesen, Life Sciences, Einzelhandel und am Bau erschließt KI neue Bereiche für den Einsatz von Robotern. „Auf Baustellen können KI-gestützte Roboter viele Probleme wie den Fachkräftemangel, Sicherheitsrisiken und stagnierende Produktivität lösen“, weiß Segura. „Sie können Kernaufgaben wie das Mauern oder das Montieren von Modulen an der Seite von Menschen präziser und schneller erledigen. Gleichzeitig tragen sie durch Senkung der Emissionen zur Nachhaltigkeit bei, indem sie zum Beispiel das Mischen von Beton vor Ort ermöglichen und durch Montage direkt auf der Baustelle den Materialtransport über große Entfernungen reduzieren.“ Und: KI vereinfacht die Programmierung von Robotern durch Natural Language Programming, das die Steuerung von Robotern mithilfe von sprachlichen Anweisungen erlaubt. Die Ausbildung von Fachkräften in diesem Bereich kann sich dann darauf konzentrieren, wie Roboter den Menschen effektiver unterstützen können, und muss nicht Programmierkenntnisse in den Fokus stellen.
Begonnen hat alles 1974 mit dem IRB 6, den mit ASEA noch die Vorgängerfirma von ABB auf den Markt brachte: der erste Roboter mit elektrischem Antrieb, der eine Alternative zu den bis dahin eingesetzten hydraulischen Robotern in der Industrie bot, die viel Platz beanspruchten und nicht für filigrane Arbeiten verwendet werden konnten. Der erste Einsatz erfolgte bei der schwedischen Firma Magnussen, wo er das Polieren von Edelstahlrohren – eine sehr unbeliebte Aufgabe bei den Mitarbeitenden – automatisierte. Aktuell hat das Unternehmen den ersten autonomen mobilen Roboter Flexley TuG T702 mit einer KI-basierten Visual-SLAM-Navigationstechnologie vorgestellt. Visual-SLAM kombiniert KI mit 3D-Bildverarbeitung und versetzt den Roboter in die Lage, feste und mobile Objekte in dynamischen Umgebungen zu unterscheiden und intelligente Entscheidungen zu treffen.
Die ABB-Sparte Robotik und Fertigungsautomation verfügt über ein umfassendes Angebot an Robotern, autonomen mobilen Robotern und Technologien für die Maschinenautomation. Der Geschäftsbereich beschäftigt ca. 11.000 Mitarbeitende an über 100 Standorten in rund 53 Ländern.