Agentur für Arbeit Mannheim

Gemeinsam gegen den Fachkräftemangel

Der Fachkräftemangel ist einer der großen Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt. Die Agentur für Arbeit Mannheim schlägt hier neue Wege ein.

VON ULLA CRAMER

Bei dem Projekt „Direkteinstieg KITA“ übernimmt Mannheim eine Pilotfunktion. FOTO: OKSANA KUZMINA/ALAMY

„Das Thema Weiterbildung steht bei uns ganz oben auf der Agenda“, so Thomas Schulz, Leiter der Agentur für Arbeit Mannheim. „Das Arbeitslosengeld wird bis zu dem Abschluss entsprechender Maßnahmen gezahlt, auch wenn diese über das Ende des Leistungsanspruchs andauern. Eine weitere Möglichkeit ist eine Qualifizierung während eines laufenden Beschäftigungsverhältnisses. Dabei kann die Arbeitsagentur den Arbeitgeber finanziell unterstützen.“

Beim Projekt „Direkteinstieg KITA“ wird Mannheim eine Vorreiterrolle übernehmen.„Erzieher/-innen in Kindergärten und Kindertagesstätten werden händeringend gesucht“, beschreibt der Arbeitsmarktexperte das Vorhaben.„Im ersten Schritt werden wir nun Teilnehmerinnen und Teilnehmer beraten, um diese für eine entsprechende Qualifizierung zu gewinnen. Wir bieten mit diesem Projekt einen relativ niedrigschwelligen Einstieg in ein interessantes Berufsfeld. Wenn es uns gelingt, Menschen für diesen Beruf zu gewinnen, lassen sich dadurch jedoch auch dringend benötigte Betreuungsangebote perspektivisch ausbauen. Eltern haben dann bessere Möglichkeiten eine Berufstätigkeit aufzunehmen, oder die bestehende Beschäftigung umfangreicher auszuüben. “

Thomas Schulz, Leiter der Agentur für Arbeit Mannheim. FOTO: AGENTUR FÜR ARBEIT

Im Jahr 2019 hat die Agentur für Arbeit Mannheim das Programm „Berufsberatung im Erwerbsleben“ ins Leben gerufen. „Industrie 4.0 und die steigende Digitalisierung sind nur einige wenige Stichworte für die höheren Anforderungen an Berufstätige. Die Perspektiven für ungelernte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden immer schlechter, selbst dann, wenn sie im Moment noch eine Stelle haben“, beschreibt Schulz die Situation.„Deshalb gehen wir in die Firmen, um die Beschäftigten vor Ort zu beraten. Viele Betroffene erkennen das Problem auch selbst und kommen zu uns. Bisher wurde man häufig erst aktiv, wenn die Arbeitslosigkeit bereits eingetreten war. Es spart jedoch viel Mühe und Kosten, proaktiv durch Weiterbildung und Unterstützung die Arbeitslosigkeit gar nicht erst entstehen zu lassen.“

Bei den ukrainischen Flüchtlingen steht derzeit vor allem die Integration in den Arbeitsmarkt durch den Abbau der Sprachbarrieren auf der Agenda. „Ein viel größeres Problem stellt jedoch die Anerkennung der Berufsabschlüsse dar“, berichtet Schulz. „Viele Flüchtlinge aus der Ukraine sind durchaus gut ausgebildet und in einigen hoch qualifizierten Berufsbereichen wie IT braucht man auch nicht unbedingt Deutschkenntnisse. Doch wer hatte die Chance, auf einer Flucht seine Zeugnisse und Zertifikate mitzunehmen? Das ist gerade ein schwieriges Thema.“

Besonders im Handwerk und in der mittelständischen Industrie werden Fachkräfte derzeit in Gold aufgewogen. „Wir versuchen unseren Kunden deshalb zu vermitteln, dass es nicht immer sinnvoll ist, nach dem schnellen Geld zu schauen und auf eine fundierte Ausbildung zu verzichten“, so Schulz. „Allein im Bezirk der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald stehen in den nächsten fünf Jahren 1.800 Betriebe vor einer Übernahme und suchen einen Nachfolger. Das kann eine Riesenchance sein.“

Zitat:
„Je höher das Bildungsniveau, desto geringer ist das Risiko der Arbeitslosigkeit.“

Thomas Schulz, Leiter der Agentur für Arbeit