Spurensuche mit Bertha Benz
Der Weltkonzern Caterpillar ist seit über zehn Jahren in der Mannheimer Neckarstadt zu Hause – und er feiert auch beim Jubiläum des traditionsreichen Stadtteils kräftig mit.
VON STEFANIE BALL

Bertha Benz ist zurück. Sie steht auf dem Fabrikgelände, das einst ihrem Mann Carl Benz gehörte und wo nun die Caterpillar Energy Solutions GmbH gasbetriebene Stromaggregate für Blockheizkraftwerke herstellt – und erinnert an: sich. Denn dass Carl Benz nie berühmt geworden wäre, wenn seine Frau nicht fest an ihn und seine Ingenieurskunst geglaubt hätte und wenn sie nicht an jenem berühmten Tag im August 1888 mit ihren zwei Söhnen die erste Fernfahrt der Welt mit einem Automobil nach Pforzheim unternommen hätte, gerät immer wieder in Vergessenheit. Auch mit ihrem Kapital aus Mitgift und Erbe unterstützte sie den wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmung ihres Mannes.
Anlässlich des 150. Jubiläums der Neckarstadt im Jahr 2022 hat das Theater Oliv ein Zwei-Personen-Stück auf die Bühne gebracht, das diese ungewöhnliche Frau in den Mittelpunkt rückt. In die Neckarstadt, genauer nach ZP1, Nr. 27, waren Carl Benz und seine Partner 1886 gezogen, nachdem die Werkstatt in T6 zu klein geworden war, um dort Zweitakt-Gasmotoren in größerer Stückzahl zu fertigen. Die damalige Neckar-Vorstadt war 1871 als ein neuer Stadtteil geplant worden.
„Bertha Benz wird immer noch recht stiefmütterlich behandelt“, sagt Coralie Wolff vom Theater Oliv, die das 45-minütige Stück mitinszeniert und unter anderem die Rolle der Pionierin übernommen hat. Das Theaterstück, das während der Neckarstädter Jubiläumsfeierlichkeiten insgesamt sechs Mal inmitten alter Benz-Motoren bei Caterpillar zur Aufführung kam, hat neben dem historischen Abriss jedoch auch eine Brücke zum Heute geschlagen.„Bertha Benz glaubte fest an die Zukunft des Automobils. Sie konnte ja nicht ahnen, was wir daraus machen würden und dass uns der Verbrennungsmotor eines Tages auf die Füße fallen würde“, so Wolff.
Im Übrigen: Passend zum Jubiläumsjahr hat Caterpillar an der Ecke Carl-Benz-Straße/Waldhofstraße die alten Glasbausteine entfernt und große Fenster eingebaut, durch die man nun im Innern die alten Benz’schen Motoren bewundern kann.
Von Carl Benz bis Caterpillar
Viele Mannheimer kennen den ehemaligen Standort von Carl Benz in der Neckarstadt unter dem Namen Motorenwerke Mannheim (MWM) – und diese renommierte Marke nutzt auch Caterpillar bis heute für einen Teil seiner Stromaggregate. 2011 übernahm der weltgrößte Hersteller von Baumaschinen aus den USA das Mannheimer Werk von dem britischen Private-Equity-Investor 3i, der das Traditionsunternehmen 2007 seinerseits von dem angeschlagenen Kölner Motorenhersteller Deutz AG gekauft hatte. Die Geschichte von Carl Benz in der Neckarstadt endete schon 1922, als der stationäre Motorenbau in die Motorenwerke Mannheim abgespalten wurde, die 1926 an den Berliner Motorenhersteller Knorr-Bremse gingen – bis zur Abgabe an Klöckner-Humboldt-Deutz im Jahr 1985.