Ein Blick in die Zukunft
Mit innovativen Ideen überrascht das Experimentierfeld, auf dem rund 30 Partner ihre Konzepte zu den vier Leitthemen Klima, Umwelt, Energie und Nahrungssicherung einbringen. Mit dabei: die Platin-Partner MVV und Sparkasse Rhein Neckar Nord.
VON DR. GABRIELE KOCH-WEITHOFER

Zackige Kanten wie Eisschollen markieren den Bereich „Klima“, Blattstrukturen sind das Kennzeichen für den Bereich „Umwelt“, Wellen stehen für „Energie“ und die „Nahrung“ spiegelt sich in der Form landwirtschaftlicher Flurstücke wider. „Auf dem Experimentierfeld verknüpfen wir gärtnerische Themen mit Nachhaltigkeitsaspekten“, bringt es Hanspeter Faas, bei der BUGA 23 Projektverantwortlicher für dieses Thema, auf den Punkt. „Der Garten- und Landschaftsbau spielt eine große Rolle für die Stadtentwicklung. Wo bekommen wir in verdichteten Innenstädten beispielsweise genügend Grün für die Kühlung her?“ Fassadenbegrünung sei eine mögliche Antwort, Frischluftschneisen – als solche wird das Spinelli-Gelände nach der Gartenschau langfristig dienen – eine weitere. Es gehe aber auch um naturnahe Gärten auf kleinstem Raum. „Wir sollten ökologisch wertvolle Flächen nicht als Schotter-Vorgärten verschwenden. Dazu präsentieren unsere Partner ebenfalls Anregungen“, betont Faas.
VON SCHULEN BIS START-UPS: Gute Ideen fangen klein an
Die Besucher zum Handeln zu inspirieren, ist ein zentrales Anliegen der BUGA 23-Macher. Zu diesem Zweck kooperieren sie mit Verbänden, Institutionen, Organisationen, Kirchen, Schulen und Hochschulen und mit der Wirtschaft. Gut 30 Partner bringen Ideen und Konzepte ein, bearbeiten rund 70 Themenkomplexe auf knapp zehn Hektar Land. Das Spektrum reicht vom Schulgarten über den Umgang mit der Schöpfung bis hin zur Frage: Wie viel Fläche braucht ein Mensch auf dieser Erde, um sich zu ernähren?
Start-ups präsentieren Innovationen, etwa eine Beregnungsanlage, die Pflanzen bewässert, ohne Wasser zu vergeuden. Ein anderes zeigt flächenschonenden, weil vertikalen Gemüseanbau. Besonders pfiffig: das Projekt „Pee Power“, Pinkel-Strom. Dafür wird Urin, der zu 95 Prozent aus Wasser besteht, aus einer speziell dafür gebauten Toilette als Energiequelle genutzt. Der Rest der Flüssigkeit enthält Kohlenhydrate, die bestimmte Bakterien zum Leben brauchen. Beim Zersetzen entsteht bio-chemische Energie, Brennstoffzellen wandeln sie in Strom um. Die Ausbeute reicht schon einmal für die WC-Beleuchtung.
SPARKASSE RHEIN NECKAR NORD: Hektar für Nektar
„Hektar für Nektar“ heißt das Projekt, das mit dem Namens-Partner Sparkasse Rhein Neckar Nord auf der BUGA 23 realisiert wird. Auf einer ein Hektar großen insektenfreundlichen Wiese mit Insektenhotels und Bienenbeuten, die in Wabenstruktur angelegt ist, finden Bienen und Insekten einen reich gedeckten Tisch vor. Die Besucherinnen und Besucher der Bundesgartenschau werden durch viele Beobachtungsmöglichkeiten und Informationen auf die Situation von Bienen und Insekten aufmerksam gemacht.
Die Anzahl von 23 Völkern symbolisiert die Verbindung zur BUGA 23. Bei der Aufzucht und Betreuung der Bienenvölker arbeitet das Kreditinstitut mit dem Bienenzüchterverein Mannheim zusammen. Nicht alle Völker finden ihre Heimat auf dem BUGA 23-Gelände, die anderen werden an Jungimker gespendet, um diese bei ihrem Start in die Imkerei zu unterstützen. Die Beuten stammen von dem Hersteller„Bergwinkel Imkereibedarf“, einer Werkstätte für Menschen mit Handicap im hessischen Bad Soden-Salmünster.
Sichtbares Zeichen für die starke Partnerschaft von Sparkasse Rhein Neckar Nord und der BUGA 23 ist ein Partnermotiv, das eine Biene zeigt, die gerade eine Malve anfliegt. Das Motiv ist gut sichtbar an der Fassade der Hauptstelle der Sparkasse in D1 zu sehen. Die Kooperation wird vom Sparkassenverband Baden-Württemberg, der SV SparkassenVersicherung, der Landesbank Baden-Württemberg sowie der LBS Südwest unterstützt. Die bereitgestellte Summe beläuft sich auf 500.000 Euro.
Im Übrigen: Auch bei den früheren Gartenschauen in Mannheim war die Sparkasse Rhein Neckar Nord aktiv. Schon 1907 bei der großen Gartenbau-Ausstellung im Rahmen des 300-jährigen Stadtjubiläums spielte man eine wichtige Rolle bei der Finanzierung, indem das Kreditinstitut der Stadt ein Darlehen gewährte. Auch bei der BUGA im Jahr 1975 arbeiteten Sparkasse und BUGA Hand in Hand. Die Sparkasse präsentierte eine technische Neuheit, die für viele eine Sensation war: Auf dem BUGA-Gelände wurde ein Geldautomat installiert, ein echtes Highlight, da diese überhaupt erst seit 1968 in Deutschland existent waren. „Wenn wir uns gemeinsam anschauen, was aus den letzten Gartenschauen erwachsen ist, dann staune ich noch heute über den Attraktivitätsschub, den Mannheim dadurch erfahren hat. Ich bin mir sicher: Die Menschen in der Zukunft werden dankbar sein über die nachhaltige Aufwertung, die Mannheim durch die BUGA 23 erfährt“, so Stefan Kleiber, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Rhein Neckar Nord.
MVV: „Mannheimer Modell“ mit Vorbildcharakter

MVV beliefert die BUGA 23 nicht nur mit Energie samt dafür nötiger Infrastruktur: Mit dem „Mannheimer Modell“ präsentiert eines der führenden Energieunternehmen Deutschlands darüber hinaus seine Zukunftsvision für Land und Region. Das „Mannheimer Modell“ wurde auf der UN-Klimakonferenz in Glasgow Ende November 2021 erstmals vorgestellt. Nun will MVV die BUGA 23 als ein „perfektes Schaufenster“ nutzen, um zu zeigen, wie man Kundinnen und Kunden mit klimafreundlichen Energien bei der Dekarbonisierung unterstützen kann.
Auf dem Experimentierfeld und in einer Ausstellung in der U-Halle macht das Energieunternehmen das „Mannheimer Modell“ mit seinen drei Bausteinen Wärmewende, Stromwende sowie grünen Produkten und Lösungen erlebbar. Darüber hinaus präsentiert MVV als drittgrößter Fernwärmeversorger Deutschlands den Wandel der Fernwärme hin zur klimafreundlichen Grünen Wärme. Als „Local Green Deal“ könnte das Mannheimer Modell auch für andere Kommunen beispielhaft sein.
Bis 2040 will MVV klimaneutral und dann als eines der ersten Energieunternehmen in Deutschland klimapositiv werden. Ein Schlüssel dafür ist die Thermische Abfallbehandlung (TAB). In modernen TABs gewinnt der Versorger wertvolle Energie, die in Form von Wärme, Strom und Prozessdampf für Industrie und Haushalte weiterverwendet wird.
Zitat:
„Mit unserem Mannheimer Modell, das wir auf der BUGA 23 vorstellen, leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Pariser Klimaziele.“
Ralf Klöpfer, MVV-Vertriebsvorstand

JOHN DEERE: Präzisionslandwirtschaft schont die Natur
Auch namhafte Firmen der Region zeigen Neuerungen für eine nachhaltige Zukunft, darunter Traktoren- und Landmaschinenproduzent John Deere. Er baut auf einer BUGA 23-Demofläche vier verschiedene Kulturen an: Mais, Weizen, Sonnenblumen sowie einen Blühstreifen. Hier will das Unternehmen zeigen, welchen Beitrag eine moderne Landwirtschaft für nachhaltigen Ackerbau, Klima- und Umweltschutz sowie eine bäuerliche Kreislaufwirtschaft leisten kann.
Der Anbau-Mix auf dem Vorführ-Areal ist mit Bedacht gewählt: Der Ackerrain gibt mit seinen Blühpflanzen, Bienen und Insekten den Lebensraum, den sie brauchen, um weiterhin als Bestäuber unsere Nahrungsgrundlage sicherzustellen. Das Feld mit Sonnenblumen – alternativ eignet sich auch Raps – liefert dem Landwirt den Sprit, den er für seine Maschinen braucht, und macht ihn so zum betrieblichen Selbstversorger.
Im Fokus stehen auch Weizen und Mais, die zu den zentralen Nutzpflanzen auf dem Planeten zählen. Ihre Kultivierung steht in Zeiten von Klimawandel und schrumpfenden Anbauflächen vor besonderen Herausforderungen.
Spektakulär ist die Hightech-Leistungsschau vor Ort. So wird beispielsweise ein John Deere-Traktor mit einer Hackmaschine vorgestellt. GPS-gesteuert kann er mit bis zu 16 km/h über das Feld manövrieren und trennt dabei sozusagen die „Spreu vom Weizen“, entfernt Unkraut und schont die Kulturpflanzen.
Nicht nur bei dieser speziellen „Hackordnung“ geht es sehr präzise zur Sache. Neben dem mechanischen Geräte-Einsatz zeigt John Deere in Bildern auch ein schonendes chemisches Verfahren. Statt eines großflächigen Einsatzes von Herbiziden scannt eine vor dem Spritzbalken angebrachte High-Speed-Kamera den Bestand. Ein Computerprogramm identifiziert mit Künstlicher Intelligenz (KI) Kulturpflanzen und Unkraut. Letzteres lässt sich dann punktgenau bekämpfen. „In Sekundenbruchteilen entscheidet das System selbsttätig, ob es die Spritzdüse öffnet oder nicht“, erklärt Ralf Lenge, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit bei John Deere.
Bis zu 90 Prozent an Pflanzenschutzmitteln spart der selektive Spritz-Einsatz, weiß er. In den USA ist die „See & Spray Technologie“ bereits auf den Feldern im Einsatz. „Wir wollen weg von der einheitlichen Ausbringung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln über eine komplette Anbaufläche hin zu einer bedarfsgerechten Pflanzenversorgung“, betont er.
Zitat:
„Digitale Technologie ist ein Schlüsselfaktor, um die Ernährung der Weltbevölkerung zu sichern und dabei Boden und Natur zu schonen.“
Markwart von Pentz, Präsident der Landmaschinensparte von John Deere

Platin-Partner der BUGA 23 ist auch die BASF, die auf der Ausstellungsfläche der U-Halle vertreten ist und zum Veranstaltungsangebot der BUGA 23 beiträgt: Experimentier- und Berufsorientierungs-Workshops, Expertengespräche und Thementage stehen auf dem Programm. Die Angebote sollen zum Entdecken einladen, zum Umdenken und nachhaltigem Verhalten anregen. „Unser Gesamtauftritt ist auf Interaktion ausgelegt und soll Ideen und Diskussion fördern“, betont Klara Truong, Projektleiterin für den BASF-Auftritt. Denn jeder könne etwas tun. „Es gibt für viele Herausforderungen der Gegenwart nicht die eine Lösung. Jeder einzelne Beitrag für eine nachhaltige Zukunft zählt.“
Das sieht auch Standortleiterin Dr. Melanie Maas-Brunner so. „Umwelt- und Klimaschutz sowie ein schonender Umgang mit Ressourcen und Energie sind für BASF von strategischer Bedeutung. Nachhaltigkeit in den drei Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales spiegelt sich auch in unserem Unternehmenszweck ,Chemie, die verbindet – für eine nachhaltige Zukunft’ wider.“ Zu den BUGA 23-Leitthemen präsentiert BASF spannende Projekte und Lösungen aus den Bereichen Naturwissenschaft, Landwirtschaft und Technik –und möchte vor allem eins: Nachhaltigkeit für Groß und Klein erlebbar machen.