Drei Gartenschauen prägen Mannheim

Bleibende Werte für künftige Generationen

1907, 1975, 2023 – drei Gartenschauen haben und werden ihre Spuren bei der Stadtentwicklung hinterlassen.

VON GABRIELE BOOTH

Der japanische Garten war ein Highlight der Jubiläumsausstellung in Mannheim im Jahr 1907. FOTO: NACHLASS ROBERT RITTER/MARCHIVUM

Die beeindruckende Jugendstilanlage rund um den Wasserturm, die Kunsthalle, das Ensemble Rosengarten – kaum zu glauben, dass diese architektonische Visitenkarte Mannheims schon vor über hundert Jahren entstand. Es war die große Kunst-und Gartenbauausstellung im Jahr 1907, die den Impuls zur Erneuerung Mannheims zum 300-jährigen Jubiläum gesetzt hat.

Gut sieben Jahrzehnte später gab es einen weiteren enormen Schub in der Stadtentwicklung. Die Bundesgartenschau im Jahr 1975 war Motor für neue Vorhaben. Diesmal entstand die Fußgängerzone Planken als großzügige Flanier-und Einkaufsstraße. Ein innerstädtischer Qualitätsfaktor, der bis heute wirkt. Parallel wurden Wohnquartiere am Neckar und im Herzogenried gebaut. Der Fernmeldeturm mit seinem Drehrestaurant wuchs als markantes Wahrzeichen in die Höhe, das Kongresszentrum Rosengarten wurde um den Mozartsaal erweitert. Mit den beiden Stadtparks Herzogenried und Luisenpark wurden stadtnahe Erholungsoasen geschaffen, die bis heute Besuchermagnete sind. Vor allem der großzügig angelegte Luisenpark mit seinem herrlichen Baumbestand, den großzügigen Liegewiesen und den vielen Spielplätzen zeichnet sich durch einen hohen Sympathiefaktor aus.

Karl-Heinz Frings, Geschäftsführer GBG Unternehmensgruppe

Im Jahr 2023 werden nun mit der dritten Mannheimer Gartenschau wieder bleibende Werte geschaffen, von denen künftige Generationen profitieren dürfen. Vorneweg punktet der Luisenpark, der als Teil der BUGA 23 durch ein Südamerikahaus, eine Unterwasserwelt mit Meer-und Süßwasserbecken, eine großzügige Pinguinanlage sowie eine Freiflug-Vogelvoliere aufgewertet wird, mit neuen Attraktionen.

Und auch die dritte Gartenschau wird wie ihre beiden Vorgängerinnen Mannheim nachhaltig prägen – dem Zeitgeist entsprechend. Die BUGA 23 stellt sich den Herausforderungen des Klimawandels und will eine Antwort auf die veränderten Umweltbedingungen geben. Insofern ist die sechs Monate dauernde Veranstaltung viel mehr als ein sommerlanges Fest und eine Blumenschau. Mit 62 Hektar spielt sie auf dem Konversionsareal Spinelli auf einer Teilfläche des geplanten Grünzugs Nordost und ist die Voraussetzung für eine künftige Frischluftschneise, die die Mannheimer Stadtteile in heißen Sommern abkühlen wird. Spinelli wirkte mit seinen Bauten bisher wie ein Riegel, der die Kaltluftzufuhr unterbrach. Das wird sich ändern. Die nötigen Freiräume wurden durch den Abriss der Kasernengebäude geschaffen.

Die BUGA 1975 im Luisenpark ist vielen Mannheimern noch in guter Erinnerung. FOTO: WILLI MEHNER/MARCHIVUM

Die Planungen für die dritte Mannheimer Bundesgartenschau und die Realisierung des Grünzugs Nordost gaben auch den Anstoß für ein neues Stadtquartier. Am Rande des Grünzugs und angrenzend an Käfertal-Süd entsteht mit Spinelli ein urbanes Quartier mit viel Grün in Regie der städtischen Entwicklungsgesellschaft MWSP. Schon im ersten Bauabschnitt ziehen hier 1.100 Bewohnerinnen und Bewohner ein. Es wird ein Quartierzentrum mit Nahversorger und Gastronomie geben. Grüne Gemeinschaftshöfe, eine Ganztagesgrundschule,‚ Kinderbetreuungsplätze sorgen für eine hohe Lebensqualität insbesondere für Familien. Miet- und Eigentumswohnungen, Einfamilienhäuser, ein Studentenwohnheim sowie gemeinschaftliche Wohninitiativen sind Teil des Projekts. Erstmals kommt in Mannheim zudem eine Sozialquote zur Anwendung: Dreißig Prozent der Wohneinheiten werden als preisgünstige Mietwohnungen realisiert. Auf dem zentralen Quartiersplatz sorgen 50 Bäume für Schatten und Erholung. Gemäß dem Prinzip der Schwammstadt speichert dieser Platz das Regenwasser und dient als kühlende Mitte des Quartiers.
Nach der BUGA 23 werden die nächsten Bauabschnitte in Angriff genommen, letztendlich werden insgesamt 4.000 Menschen auf Spinelli wohnen. Den großen, nach der BUGA 23 öffentlichen Park mit großzügigen Spiel- und Freizeitflächen haben sie direkt vor der Haustüre. Alle Spiel- und Sportplätze, die in den Parkschalen Käfertal und Feudenheim in Vorbereitung der Bundesgartenschau entstehen, bleiben der Bevölkerung zur freien Verfügung erhalten. Der nahe Neckar wird zugänglicher. Radwege werden ausgebaut.

Auf der anderen Seite der ehemaligen Militärfläche von Spinelli, unmittelbar an den Stadtteil Feudenheim anschließend, entsteht ein zweites Wohnquartier. Hier realisiert die Wohnungsbaugesellschaft GBG rund um den Spinelliplatz zwei sogenannte Riegelgebäude und sieben Punkthäuser – frei stehende Häuser mit einem Treppenhauskern. Auch im „Wohnpark Spinelli“ mit 200 Wohnungen steht Ökologie hoch im Kurs. Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen, Erdwärme sollen die Gebäude mit Strom und Heizung versorgen. Wie im nördlich gelegenen Schwester-quartier der MWSP ist eine Mischung aus geförderten und freien Miet- und Eigentumswohnungen sowie eine Quartiersgarage vorgesehen, um den Verkehr aus dem Wohnbereich zu halten. Baubeginn ist ab 2024.

Zitat:
„Bei der Entwicklung von Spinellli wurden die Konzepte von nachhaltigem Bauen und Leben von Anfang an mitgedacht. Es entsteht ein Quartier, das für alle Anforderungen, die die Zukunft an uns stellt, schon heute Antworten gibt.“

Karl-Heinz Frings, Geschäftsführer GBG Unternehmensgruppe