Neuer Stadtteil voller Leben

Die Entwicklung des Stadtteils FRANKLIN geht mit Riesenschritten voran. Foto: MWSP

Rund 7.000 Menschen wohnen bereits in FRANKLIN.  Auf 10.000 soll ihre Zahl noch anwachsen. Und das Leben in dem neuen Stadtteil wird immer bunter und vielfältiger.

von Ulla Cramer

Die Kuchen der Gärtnerinnen und Gärtner des Nutzgarten Franklin e. V. stießen auf große Nachfrage, noch schneller gingen die Hot Dogs der US-Veteranen weg. Die Kinder des Little Franklin Wald- und Naturkindergartens fischten in Wassereimern mit ihren Füßen nach bunten Murmeln und auf der Bühne sorgten der Franklin Kinderchor, koreanische Kampfkunst und Songs aus der Dreigroschenoper, vorgetragen von Schauspielern des Nationaltheaters, das auf dem ehemaligen Konversionsgelände eine Dependance hat, für Abwechslung. Trotz der heftigen Hitze war auch auf den Sportanlagen des ehemaligen Woods Memorial Stadiums einiges los. Zahlreiche Vereine aus der Nachbarschaft stellten sich hier mit ihren Angeboten vor.

Rund 4.000 Besucherinnen und Besucher waren am 13. Juli 2024 zum FRANKLIN Fest gekommen, zu dem die städtische Entwicklungsgesellschaft MWSP bereits zum fünften Mal  eingeladen hatte. Auf diese Weise fördert die MWSP das Zusammenwachsen des Stadtteils und bringt die Menschen zusammen. Vom Festplatz vor dem Boulderhaus, der ehemaligen Sportarena der GIs, aus konnte man zum ersten Mal die roten Kacheln des BAUHAUS Fachcentrums schimmern sehen, das im Gewerbegebiet von FRANKLIN, Columbus, am 28. Juni 2024 seine Pforten geöffnet hat. An dem neuen Standort mit einer Fläche von rund 19.000 Quadratmetern sind nahezu 100 Mitarbeitende beschäftigt. Er ersetzt das seit 1999 betriebene ca. 11.000 Quadratmeter große BAUHAUS im nahegelegenen Stadtteil Vogelstang. Angeboten werden mehr als 160.000 Produkte in 15 Fachabteilungen. Für Großkunden und Handwerker gibt es den Bereich PROFI DEPOT mit speziellen Beratern und besonderen Anlaufpunkten.

Einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag hat sich der Spezialist für Werkstatt, Haus und Garten das Fachcentrum samt großflächigem  Grundstück kosten lassen, das sich im Gegensatz zur Niederlassung in Vogelstang im Eigentum des Unternehmens befindet. Nachhaltigkeit steht bei dem Neubau im Fokus: Die Dachfläche des Haupthauses sowie der separaten Drive-in ARENA, in der man großvolumige Produkte und Baustoffe direkt auf und in sein Fahrzeug laden kann, ist begrünt und eine flächendeckende Photovoltaikanlage installiert. Zusätzlich wird auf einen externen Fernwärme- und Gasanschluss verzichtet und stattdessen Wärmepumpen eingesetzt. Auf dem Kundenparkplatz gibt es Schnellladesäulen des Infrastrukturpartners EnBW für Elektroautos und das gesamte Areal wird mit energiesparenden LED-Lampen beleuchtet.

Am 28. Juni 2024 hat das neue BAUHAUS Fachcentrum auf dem Gelände eröffnet.
Foto: BAUHAUS

„Unser neues BAUHAUS verdeutlicht, dass auch wir uns im umweltfreundlichen Stadtteil FRANKLIN integrieren und zu dessen Attraktivität beitragen wollen“, so Markus Schäfer, Geschäftsleiter des Standorts FRANKLIN. „Wir engagieren uns zudem bei der Franklinschule und würden auch gerne zur Gestaltung des Columbus-Pfads beitragen, eine öffentliche Fuß- und Radwegeverbindung, die das Columbus-Quartier im Stadtteil FRANKLIN von Ost und West miteinander verbindet und quer durch unser Grundstück führt. Die Stelen mit thematisch bepflanzten Blumenkästen, die wir auf der BUGA 23 aufgestellt haben, werden sich hierfür perfekt eignen.“ FRANKLIN ist das vierte und größte BAUHAUS Fachcentrum in Mannheim, der Heimatstadt des 1960 in Mannheim gegründeten Unternehmens.

Schon im Dezember 2023 hat die neue Stadtbahn der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv) auf FRANKLIN,  die Linie 16, nach fast zwei Jahren Bauzeit ihren Dienst aufgenommen. Die zweigleisige Strecke mit einer Länge von 1,8 Kilometern hat drei neue barrierefreie Haltestellen – Franklinschule, Franklin Mitte und Sullivan – sowie den Haltepunkt Bensheimer Straße, von welchem aus die Linie in den neuen Stadtteil abzweigt. Ca. 32 Millionen Euro hat das Projekt gekostet. Knapp 20 Millionen Euro davon tragen Bund und Land Baden-Württemberg. Die Linie 16 vervollständigt das Mobilitätsangebot auf FRANKLIN, indem sie die Erschließung des Stadtteils verbessert und zunächst als Zubringer zur Linie 5 an der Haltestelle Bensheimer Straße dient. Mit dem Abschluss der geplanten Kapazitätserweiterung der Haltestelle Käfertal Bahnhof wird für die Linie 16 voraussichtlich im Jahr 2027 dann eine umsteigefreie Verbindung für die Bewohnerinnen und Bewohner von FRANKLIN über die Innenstadt und die neue Trasse durch Glückstein bis nach Mannheim-Rheinau entstehen. Zudem verkehrt vor Ort das On-Demand-Shuttle fips sowie die Buslinie 67, die vorläufig noch erhalten bleibt.

Seit Herbst 2024 rollt auch der autonom fahrende RABus im Testbetrieb durch FRANKLIN. RABus ist die Abkürzung für „Reallabor für den automatisierten Busbetrieb im ÖPNV in der Stadt und auf dem Land“. Umgesetzt wird das Vorhaben von einem Konsortium, dem neben dem Technologiekonzern ZF Friedrichshafen unter anderem auch die rnv angehört. Getestet wird hier ein elektrisch betriebener Bus für zehn Fahrgäste (inkl. Rollstuhlplatz), der ohne das Eingreifen eines Fahrers auf einer ganz normalen Straße fährt – und das nicht nur in Schrittgeschwindigkeit, sondern mit bis zu 30 Kilometern pro Stunde. Bis zum Ende des Modellprojekts am 31. Dezember 2024 befördert der RABus kostenlos auch Probanden, die sich vorher anmelden müssen.

Zum Mobilitätskonzept FRANKLIN gehört auch der Ausbau der E-Mobilität, bei der MVV bereits seit Jahren wichtige Partnerin ist. Anfang Juli 2024 ging der eLadepark Columbus in Betrieb – mit zwölf Schnellladepunkten mit bis zu 300 KW Ladeleistung. In einer weiteren Ausbaustufe kommen fünf weitere Schnellladepunkte mit zehn Ladeplätzen hinzu. Als Standort für den neuen eLadepark Columbus wurde die ehemalige Tankstelle der US-Army ausgewählt, die mutmaßlich zwischen 1951 und 1957 entstanden ist. Die charakteristische Dachform sowie die gerundete Fassade der ehemaligen US-Tankstelle wurde erhalten. Ein besonderes Highlight ist die Lochblechfassade aus Edelstahl, die das gesamte Gebäude umhüllt und nachts hinterleuchtet wird. Eine Gastronomie lädt während des Ladestopps zum Verweilen ein.

Mit dem ersten Spatenstich begann Mitte Dezember 2023 auch die Realisierung eines der zentralen Vorhaben im neuen Stadtteil FRANKLIN: der Grünen Mitte. Im Herzen des Areals wird in den kommenden Jahren ein Nahversorgungszentrum in Form eines begrünten Hügels entstehen. Der Entwurf der Grünen Mitte stammt von dem renommierten Rotterdamer Architekturbüro MVRDV. Im Erdgeschoss des Hügels werden ein Wasgau-Nahversorger mit einer Verkaufsfläche von etwa 1.500 Quadratmetern, eine Bäckerei, eine Apotheke, ein Rossmann-Drogeriemarkt und eine Gastronomie entstehen, zudem ist eine Bankfiliale geplant. In zwei oberen, deutlich kleineren Geschossen sind Büronutzungen vorgesehen. Das Stadtteilzentrum Grüne Mitte wird von der kommunalen GBG Unternehmensgruppe gemeinsam mit dem Mannheimer Projektentwickler 3iPro umgesetzt. Als Reminiszenz an die historische Bebauung auf FRANKLIN wird außerdem auf dem Hügel ein Wohngebäude entstehen, in dem die GBG 32 Mietwohnungen anbieten wird.

Als Landmarks für den Stadtteil dienen vier Hochhäuser in Form der Buchstaben H-O-M-E.  Die GBG ist für die Gebäude „E“ und „H“ verantwortlich. Das „E“ ist schon seit Oktober 2023 bezugsfertig, dort verkauft die GBG aktuell Eigentumswohnungen. Die Fertigstellung des „H“ mit 122 Wohnungen ist für Mitte 2025 geplant. Beim „O“ des Saarbrücker Immobilienentwicklers RVI wurde im Oktober 2023 Richtfest gefeiert. Auch das Design dieser 15-geschossigen Landmark stammt aus der kreativen Feder des Rotterdamer Architekturbüros MVRDV. Geplanter Vermietungsstart ist das erste Quartal 2025. Das Unternehmen aus dem Saarland war auch zuständig für das Gebäude „M“, doch RVI hat sich hier zurückgezogen. Trotzdem: Der Bau des letzten H-O-M-E-Hochhauses ist nur aufgeschoben, nicht aufgehoben – und von Anfang an war der Bau des „M“ als Schlusspunkt vorgesehen. Die MWSP hat bereits Anfang 2024 Jahres eine neue Ausschreibung gestartet, aktuell läuft das Vergabeverfahren an einen neuen Investor.

Und die Fertigstellung eines weiteren wichtigen Bausteins für den neuen Stadtteil ist für Anfang 2025 anvisiert. Bis dahin wird der FRANKLIN Steg nutzbar sein. Auch diese Umsetzung hat Modellcharakter: Der FRANKLIN Steg ist eine der längsten integralen Holzbrücken der Welt.

MWSP-Geschäftsführer Achim Judt: „Der FRANKLIN Steg wird das sichtbare bauliche Zeichen der Vernetzung von FRANKLIN mit der Nachbarschaft. Die Fuß- und Radwegeverbindung über die stark befahrene B38 bietet den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit der klimaneutralen Querung und ist Teil unseres gesamten Mobilitätskonzeptes.“

Auch alle sieben Spielanlagen für den Nachwuchs in Mannheims jüngstem Stadtteil sind bereits mitten in der Aufsiedlung fertiggestellt. Die Flächen sind über mehrere Quartiere von FRANKLIN verteilt, um eine schnelle Erreichbarkeit für alle Bewohner und Betreuungseinrichtungen sicherzustellen. Die neuen Anlagen laden zum Toben im Freien ein und schulen gleichzeitig Motorik, Beweglichkeit, Kraft, Ausdauer und Koordination. Gut erreichbar sind diese über den fertiggestellten 3,21 Kilometer langen autofreien Rundweg Loop.

Eröffneten gemeinsam den MVV eLadepark Columbus: (v.l.) Achim Judt, Geschäftsführer MWSP, Daniel Jung, Geschäftsführer MVV Regioplan, MVV-Vorstand Ralf Klöpfer, Oberbürgermeister Christian Specht, MVV-Vorstandsvorsitzender Dr. Georg Müller und Karl-Heinz Frings, Geschäftsführer GBG Unternehmensgruppe.
Foto: MVV