Nachdem der Stadt Mannheim die nötigen Geldmittel fehlten, sprang SAP-Gründer und Adler-Sponsor Dietmar Hopp ein und errichtete die SAP Arena als neue Spielstätte für den Eishockey-Club „Adler Mannheim“. Diese wurde 2005 eröffnet. 30 Jahre lang betreibt er die Halle nun mit einer eigenen Gesellschaft, deren Geschäftsführung sein Sohn Daniel übernommen hat.
Im Jahr 2025 wird die SAP Arena 20 Jahre alt. Können Sie sich noch an die Anfänge erinnern? Wie sind Sie mit Anfang 20 mit der Herausforderung umgegangen, die Geschäftsführung der SAP Arena und der Adler zu übernehmen?
Daniel Hopp: Die Anfangsphase zwischen 2002 und 2003 war für mich eine sehr intensive Zeit. Meine Familie wollte investieren, aber ich sollte mich auch persönlich einsetzen. So musste ich in einem relativ kleinen Zeitfenster die Weichen für meine persönliche und berufliche Zukunft stellen. Ich habe damals noch studiert – und da stand bei mir die Funktion des Geschäftsführers einer großen Multifunktionshalle nicht unbedingt ganz oben auf der Agenda. Außerdem war das Projekt in seiner Komplexität gerade in der Startphase eine große Herausforderung. Ich habe ein Team aus erfahrenen Mitstreitern und Beratern aufgebaut, die mich unterstützen. Bei Verhandlungen und Besprechungen habe ich zu Beginn mehr zugehört und gelernt. Aber ich habe auf der anderen Seite von Beginn an versucht, gerade bei Abläufen in der Halle meine Akzente zu setzen. Unter dem Strich kann ich heute sagen: Ich habe meine Entscheidung keinen Tag bereut.
Zahlreiche Weltstars sind zwischenzeitlich in der SAP Arena aufgetreten: Gibt es Events, auf die Sie besonders stolz sind und an die Sie besonders gerne zurückdenken?
Hopp: Für Aufsehen sorgte zum Beispiel der Boxkampf Wladimir Klitschko gegen den US-Amerikaner Chris Byrd um die IBF- und IBO-Weltmeisterschaft im Schwergewicht, der in 100 Länder übertragen wurde. Nur sieben Monate nach der Eröffnung der Arena katapultierte uns dieser Kampf gleich ins internationale Rampenlicht. Fortan waren wir bei Veranstaltern und Agenturen als relevante Location für Sportevents ein Begriff.
Weitere Highlights waren etwa die Handball-WM 2007 oder die Eishockey-WM drei Jahre später. Zum zehnjährigen Jubiläum hatten wir Madonna hier. Wichtiger noch als spektakuläre Einzelevents ist für uns jedoch die Kontinuität. André Rieu hat bestimmt schon mehr als fünfzehn Mal bei uns gastiert. Das Pokalfinale der Volleyballer findet seit acht Jahren in der SAP Arena statt. Wichtig ist vor allem: Die Arena trägt sich wirtschaftlich. Einzige Ausnahme waren die zweieinhalb Pandemie-Jahre, in denen das Veranstaltungsgeschäft quasi komplett heruntergefahren und später nur langsam und unter teils massiven Auflagen wieder hochgefahren werden konnte.
Wie haben Sie diese Zeit überstanden?
Hopp: Als Großveranstaltungshalle standen wir gleich am Anfang regelrecht vor einem kompletten Berufsverbot. Die Einnahmen fielen praktisch auf null. Trotzdem ist die Hälfte der Kosten weitergelaufen. Ohne Kurzarbeit hätten wir es gar nicht geschafft. Unsere Mitarbeiter haben uns sehr unterstützt und uns die Treue gehalten. Ich habe in dieser Zeit viel über Unternehmensführung gelernt und wie eng man als Belegschaft zusammenrücken kann. Wir beschäftigen ständig rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dazu kommen veranstaltungsbedingt zahlreiche Aushilfskräfte, die teilweise jedoch bei Dienstleistern angestellt sind.
Inzwischen haben wir uns wirtschaftlich wieder erholt, wenn auch das Umfeld schwierig bleibt mit Inflation, globalen Konflikten und instabilen Lieferketten. Doch wir mussten große Summen, die wir eigentlich für Investitionen angespart hatten, für das Überleben der Arena aufwenden.
Welche Rolle spielen das Eishockey-Team der Adler Mannheim und andere Sportvereine wie die Rhein-Neckar Löwen für die SAP Arena?
Hopp: Ohne die Adler würde es die SAP Arena nicht geben, die ja zunächst als Spielstätte für die Adler gebaut wurde. Die Adler und die Handballer von den Rhein-Neckar Löwen sorgen für die Grundauslastung der Halle. Dass wir zwei Home-Teams mit starker Fan-Basis haben, hilft uns als Veranstaltungsort sehr, auch wenn inzwischen die Themen Kultur und Firmenveranstaltungen rund 55 Prozent der Termine ausmachen.
Wie finanziert sich die SAP Arena?
Hopp: Die wichtigste Rolle spielen Einnahmen aus Saalmieten, aber auch aus der Vermietung von Logen und Business Seats und natürlich der Ticketverkauf. Wir verfügen über 42 Logen für jeweils rund zehn Personen, die seit dem ersten Tag immer ausgebucht sind, und einen Business Club für 500 Personen. Etwa zehn Prozent unserer Tickets bei einem Eishockeyspiel mit 13.000 Besucherinnen und Besuchern sind VIP-Karten.
Unser Umsatz ruht auf mehreren Säulen und das ist ein bedeutender Teil unseres Geschäftsmodells. Die Einnahmen aus dem Ticketverkauf, von Sponsoren und aus der Vermietung der Logen machen rund 35 Prozent unserer Erlöse aus. Sehr erfolgreich hat sich die Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft entwickelt. Unsere Arena bietet Firmen eine gute Plattform, Kontakte zu knüpfen oder Kunden einzuladen. Das kann ein kleines Meeting sein oder eine Hauptversammlung mit 10.000 Teilnehmern.
Was macht ihren Erfolg als Veranstaltungsort aus?
Hopp: Zunächst einmal ist die Akustik sehr gut. Außerdem verstehen wir uns als Full-Service-Anbieter. Wir bieten einen guten
Support bei technischen Um- und Aufbauten oder dem Ticketing und wir sind für Interessenten ein erfahrener Ansprechpartner, weil wir die Möglichkeiten unseres Hauses gut kennen. Von Vorteil ist auch die sehr gute Logistik bei der An- und Abreise von Fans und Besuchern, aber auch der Sportler und Künstler. Bei Eishockey- und Handballspielen ist die Eintrittskarte gleichzeitig Fahrkarte für den ÖPNV.
Welches sind die Highlights der nächsten Zeit?
Hopp: 2024 ist bislang ein sehr starkes Jahr mit fast 140 Veranstaltungen. Das ist ein Rekord. Auch der Ausblick stimmt mich sehr zuversichtlich. Die Buchungslage ist sehr gut. Die Menschen haben weiter Lust auf Großveranstaltungen. Und ich freue mich unglaublich darüber, dass wir 2027 als eine von zwei deutschen Städten die Eishockey-WM austragen werden – mit mindestens sechs Vorrundenspielen.
In zehn Jahren geht die SAP Arena in den Besitz der Stadt Mannheim über …
Hopp: In der Tat läuft der Pachtvertrag der Betreibergesellschaft im Jahr 2035 aus. Ich denke aber, alle Beteiligten haben ein Interesse daran, dass die erfolgreiche Zusammenarbeit weiterläuft. Wir befinden uns mit dem Oberbürgermeister darüber im Austausch.
Die Fragen stellten Sabine Rößing und Ulla Cramer.