Künstliche Intelligenz verändert den Arbeitsalltag. Unternehmen überdenken Geschäftsmodelle, die Ansprache ihrer Kunden und die Suche nach neuen Mitarbeitern.
Von Sabine Rößing
Künstliche Intelligenz (KI) – gemeinhin definiert als Summe von Anwendungen auf Basis maschinellen Lernens, bei denen eine Software große Datenmengen sichtet und analysiert – ist aus dem Alltag kaum noch wegzudenken. Etwa jeder fünfte Deutsche zwischen 16 und 65 Jahren hat sich einer Umfrage zufolge schon einmal mithilfe von Künstlicher Intelligenz zu politischen Themen informiert. In der Generation Z bis 25 Jahre ist es sogar mehr als jeder Dritte.
Bald ein Fünftel der Befragten fürchtet aber auch, dass durch KI Arbeitsplätze im eigenen Unternehmen überflüssig werden. Kollege KI beschleunigt Arbeitsabläufe, entlastet von Routineaufgaben oder hilft bei Übersetzungen. Aber der Umgang mit den leistungsstarken Softwareanwendungen verändert auch Jobprofile, Qualifikationsanforderungen, die Mitarbeitersuche und die Zusammenarbeit in Abteilungen.
Gewaltig ist auch ihr Einfluss auf das Wirtschaftsleben: Weil das Vertrauen in die künftige Rentabilität KI-getriebener Geschäftsmodelle wackelte, ging an den US-Börsen im August 2024 innerhalb von fünf Handelstagen knapp eine Billion US-Dollar an Börsenwert verloren. Gleichzeitig verdankten die wichtigsten Börsenindizes weltweit in 2023 ihren gesamten Wertzuwachs einer kleinen Gruppe von Tech-Konzernen mit starkem KI-Bezug. KI hilft Songs zu komponieren, Krebs schneller zu diagnostizieren, den Straßenverkehr zu lenken oder den Pestizideinsatz in der Landwirtschaft zu verringern. Mannheimer Firmen haben die Herausforderung angenommen, innovative Angebote entwickelt und neue Einsatzmöglichkeiten gefunden. Sie nutzen potente Algorithmen, um effizienter zu arbeiten, Produkte und Leistungsangebot zu verbessern und Kunden wirksamer anzusprechen. Diesen Innovationsprozess hat die Stadt auch in ihrer Gründerförderung in den Fokus gerückt. Am MAFINEX Technologiezentrum entstehen Plattformen für den schnelleren Datenaustausch in der Pharmaforschung oder für die Suche passender medizinischer Studien. Auch bei den Geschäftsmodellen der Preisträgerinnen und Preisträger des Mannheimer Existenzgründungspreises MEXI, der 2024 zum 20. Mal vergeben wurde, spielt KI eine wichtige Rolle.
Spätestens seit es die scheinbar omnipotente Sprachsoftware ChatGPT Suchmaschinen ermöglicht, Fragen logisch und zuverlässig zu beantworten, hält KI außerdem unbeirrbar Einzug in unseren Alltag. Jeder kann sie nutzen, kaum einer merkt es. Manchen macht die scheinbare Allgegenwart der hochpotenten Technik Angst, andere sehen in ihr einen Weg, die drängendsten Herausforderungen unserer Zeit – von der Klimakrise bis zum Demografieproblem – zu bewältigen. Der Mannheimer Wissenschaftler Prof. Dr. Markus Strohmaier hat Sprachmodelle studiert und herausgefunden, dass wir diesen im Umgang mit ihnen inzwischen sogar menschliche Züge zubilligen: „Wir vertrauen Technik so leichter“, sagt Strohmaier.