Gemeinsam für den Klimaschutz

60 Prozent der Mannheimer Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen nutzen Fernwärme. Foto: MVV

Mannheim steht seit vielen Jahren für aktiven Klimaschutz und hohes Engagement für Nachhaltigkeit. Seit 2021 setzt sich die Stadt als Pilotstadt an die Spitze der Bewegung lokaler Green Deals. Eng an ihrer Seite stehen zahlreiche Mannheimer Unternehmen.

MVV: Die grüne Wärmewende fest im Blick

Auch für das kommunale Energieunternehmen MVV ist Klimaschutz seit langem unverzichtbarer Bestandteil seiner Strategie. Und mit seinem Mannheimer Modell hat sich das Unternehmen dem Weg verpflichtet, als eines der ersten Energieunternehmen Deutschlands bis 2035 #klimapositiv zu werden, der Atmosphäre also Treibhausgase zu entziehen. Dabei setzt MVV auf einen Dreiklang aus Wärmewende, Stromwende sowie grünen Kundenlösungen.

Die Wärmewende ist für das #klimapositiv-Ziel von MVV ein wichtiger Hebel. Als zweitgrößter Fernwärmeversorger Deutschlands – Industriedampf eingerechnet – arbeitet das Unternehmen daher bereits seit Jahren mit Hochdruck an der Umstellung von Gas auf Fernwärme. Bereits heute deckt MVV 60 Prozent der Wärmenachfrage in Mannheim mit Fernwärme ab. In Zukunft soll dieser Anteil auf 75 Prozent steigen. Dafür wird das Fernwärmenetz kontinuierlich ausgebaut und nach und nach viele weitere Gebäude an die Leitungen angeschlossen. Gleichzeitig wird die Fernwärmeerzeugung bis 2030 „vergrünt“. Dies will MVV mit Technologien wie zusätzlichen Flusswärmepumpen und Erdwärme erreichen.

Um die Wärmewende voranzutreiben, investiert MVV seit Jahren in ein breites Portfolio erneuerbarer Erzeugungsoptionen: So folgte auf die Anbindung der Abfallverwertung an die Energieerzeugung im Jahr 2020 und den Bau der ersten MVV-Flusswärmepumpe im Jahr 2023 als nächster Schritt zur Vergrünung der Fernwärme in Mannheim und der Region die Inbetriebnahme des umgebauten Biomassekraftwerkes (BMKW) auf der Friesenheimer Insel im Jahr 2024.

Die erste Flusswärmepumpe hatte MVV Ende 2023 auf dem Gelände des Grosskraftwerks Mannheim (GKM) in Betrieb genommen. Als eine der größten Flusswärmepumpen Europas nutzt sie seither das Flusswasser des Rheins als eine in ein bestehendes Fernwärmenetz eingebundene klimaneutrale Wärmequelle, versorgt rund 3.500 Haushalte mit grüner Wärme und spart etwa 10.000 Tonnen CO2 pro Jahr ein. Das weitere technische Potenzial ist sehr groß. „Allein in Mannheim könnten Rhein und Neckar selbst bei konservativer Schätzung mindestens 500 Megawatt thermisch entzogen werden. Dies entspricht der maximalen Wärmeleistung von Block 9 im GKM und reicht, um rund 50.000 Haushalte mit Wärme zu versorgen“, erläutert Dr. Georg Müller, Vorstandsvorsitzender MVV.

Mannheim zählt zu den ersten Großstädten in Deutschland, die einen Wärmeplan umsetzen.

Dr. Georg Müller, Vorstandsvorsitzender MVV
Foto: MVV

Die Investitionen für die MVV-Flusswärmepumpe beliefen sich auf etwa 15 Millionen Euro. Mit im Boot bei diesem richtungsweisenden Projekt ist das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz – es fördert neben der eigentlichen Investition auch den Betrieb in den ersten drei Jahren. Denn in dem sogenannten „Reallabor“ sollen gemeinsam mit den beteiligten Forschungsinstituten Erkenntnisse über die Integration der Flusswärmepumpe in das Mannheimer Fernwärmenetz und die Fahrweise der Wärmepumpe gewonnen werden. Ein Wissen, von dem auch andere Projekte profitieren können. Die Europäische Union fördert daher das Projekt ebenfalls.

Ein wichtiger Baustein der Wärmewende „made by MVV“ ist die Biomasse. Mit der Erschließung des Fernwärmepotenzials von rund 270 Gigawattstunden pro Jahr aus dem seit 2003 betriebenen Biomassekraftwerk (BMKW) auf der Friesenheimer Insel lässt sich ein signifikanter Beitrag zur weiteren Dekarbonisierung der Fernwärme realisieren. MVV hat daher sein BMKW umgebaut und es im Mai 2024 an das Fernwärmenetz angeschlossen.

Mit der Anbindung des Biomassekraftwerks an das Fernwärmenetz kann MVV rechnerisch bereits rund die Hälfte der Mannheimer Haushalte, des Gewerbes und der Industrie mit grüner Wärme versorgen. Neben Mannheim profitieren auch die Nachbarstädte Heidelberg, Schwetzingen, Brühl, Ketsch und Speyer von der umweltfreundlichen Energie.

Das Biomassekraftwerk Mannheim ist spezialisiert auf die Verwertung von Alt- und Restholz. Das Holz wird in einer eigenen Anlage zu Holzschnitzeln für die thermische Verwertung aufbereitet. Bisher wird dort die Restwärme im Wesentlichen über einen luftgekühlten Kondensator an die Atmosphäre abgegeben. Mehr als ein Drittel aller CO2-Emissionen in Deutschland entfallen auf die Nutzung von Wärme in Gebäuden. „Die grüne Wärme ist damit eines der größten CO2-Minderungsprojekte in der Stadt und der Region“, glaubt der MVV-Chef und setzt auf weitere grüne Optionen, neben Tiefengeothermie und zusätzlichen Flusswärmepumpen unter anderem auf  Biomethananlagen, Elektrodenkessel oder die Nutzung weiterer industrieller Abwärme. kh

Mannheim hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesteckt:

Bis 2030 will die Stadt klimaneutral sein. Die CO2-Emissionen sollen bis zu diesem Zeitpunkt um mindestens 80 Prozent gesenkt werden. Der Klimaschutz-Aktionsplan 2030 ist der Fahrplan und Kompass auf diesem Weg. Er wurde im November 2022 vom Mannheimer Gemeinderat beschlossen.

Der Klimaschutz-Aktionsplan bündelt 81 Maßnahmen mit über 300 konkreten Aktivitäten in acht Handlungsfeldern. Priorität hat dabei vor allem die Wärmeversorgung ohne Kohle, die vor allem durch den Ausbau des Mannheimer Fernwärmenetzes erreicht werden soll. Städtische Beratung und Begleitung aus einer Hand soll die energetische Sanierung und Dämmung von Gebäuden vorantreiben. Im Fokus stehen außerdem eine Photovoltaikoffensive und die Sicherung und Ansiedlung von innovativer, nachhaltiger Industrie, die  durch das Green Industry Cluster der Wirtschaftsförderung unterstützt wird. Im Blick hat die Stadt auch die Schaffung von mehr Waldflächen, Entsiegelung und Gebäudebegrünung, die Förderung des ÖPNV sowie von Rad- und Fußwegen als Alternative zum Pkw und den Einsatz von E-Autos, Fahrrädern, E-Bikes oder ÖPNV-Tickets beim Mobilitätsmanagement in der Verwaltung.

Mit ihrem Local-Green-Deal-Ansatz betrachtet die Stadt dabei nicht nur den Klimaschutz-Aktionsplan, sondern alle aktuell laufenden Planungen in Mannheim für eine grüne, saubere und nachhaltige Stadt und strebt darüber hinaus gezielte Partnerschaften innerhalb der gesamten Stadtgesellschaft an.

Mit diesem Konzept hat sich die Stadt Mannheim im Januar 2022 für die EU-Mission „100 klimaneutrale Städte bis 2030“ beworben. Ende April 2022 wurde Mannheim in diesen Kreis aufgenommen. uc

Caterpillar Energy Solutions: Energie vom Prüfstand

Die in Mannheim produzierten Gasaggregate von Caterpillar Energy Solutions spielen bei der Energiewende eine bedeutende Rolle und sind fester Bestandteil der Kraftwerksstrategie. Neben Erdgas können sie auch mit Bio- und Abfallgasen betrieben werden. Jetzt hat Caterpillar Energy Solutions noch an einer weiteren Stellschraube gedreht. In den letzten Jahren hat der Maschinenbauer seine Abschlusstests im Mannheimer Werk modernisiert.
„Jedes Produkt kommt vor Auslieferung auf den Prüfstand“, erläutert Peter Körner, Geschäftsführer bei Caterpillar. „In der Vergangenheit wurden Motoren meist geprüft, bevor sie mit einem Generator ausgestattet wurden. Die bei den Tests entstehende Energie wurde per Wasserwirbelbremsen ‚abgefahren‘ und nicht weitergenutzt.“

Das hat sich geändert. Auf den umgerüsteten Prüfständen werden jetzt komplette Aggregate geprüft. Dadurch lässt sich der im Testlauf generierte Strom direkt in das lokale Stromnetz der MVV einspeisen. Das verbessert die Energiebilanz und reduziert die Betriebskosten. Positive Nebeneffekte: Mit der Umstellung konnten gleichzeitig auch Verfügbarkeit, Sicherheit und Arbeitsergonomie verbessert werden. Zudem brachte die Modernisierung eine erhebliche Einsparung an Energiekosten mit sich.

Caterpillar stellt Gasaggregate im Bereich von 400 kW bis 4,5 MW her, mit denen Kunden auf der ganzen Welt dezentral Strom und Wärme erzeugen können. Ein Aggregat der kleinen Baureihe kann etwa ein Einkaufszentrum mit Energie versorgen, eines der mittleren Kategorie kann einen Krankenhausbetrieb am Laufen halten, ein großes sogar ein Industrieunternehmen versorgen.

Wie kann ich meinen eigenen ökologischen Fußabdruck verkleinern? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigen sich die Auszubildenden von Caterpillar Energy Solutions im Basis-Workshop des Unternehmens und der Klimaschutzagentur Mannheim.
Foto: Caterpillar

Klimaschutz wird auch am Arbeitsplatz immer wichtiger. Bei Caterpillar Energy Solutions spielt Nachhaltigkeit deshalb bereits in der Ausbildung eine wichtige Rolle. Zusammen mit der Klimaschutz­agentur Mannheim führt das Unternehmen dazu Workshops durch. Dabei lernen die Auszubildenden, was sie selbst tun können, um ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern. „Wir wollen die jungen Leute frühzeitig für das Thema sensibilisieren“, sagt Daniele Weidenauer, Leiterin der kaufmännischen Ausbildung bei Caterpillar, „und anregen, aktiv zu werden.“

In Basis-Workshops lernen die Auszubildenden unter anderem, wie sie ihre persönliche Klimabilanz berechnen können. In Vertiefungsworkshops kommen dann Zusammenhänge zwischen Klima und Energie, Ernährung und Gesundheit sowie Konsum zur Sprache. Dabei geht es darum, wie am Arbeitsplatz Energie gespart werden kann oder wie man Abfall nachhaltig trennt. Eigene Ideen und Vorschläge für einen umweltfreundlichen Firmenalltag sind willkommen.

2024 zur Earth Hour erstellte der Firmennachwuchs darüber hinaus „Warming Stripes“ und Biodiversitätsstreifen, um auf Veränderungen bei Klima und Artenvielfalt aufmerksam zu machen. Anhand solcher Farbskalen von dunkelblau bis tiefdunkelrot lassen sich Temperaturverläufe und ihre Auswirkungen auf die Umwelt anschaulich darstellen.

Ein weiteres Azubi-Projekt nennt sich „Energie-Scouts“ für mehr Klimaschutz. In Kooperation mit der IHK Rhein-Neckar sollen Fassaden und die Dächer der Raucherkabinen auf dem Werksgelände in Mannheim begrünt werden. Schon 2024 ist der Startschuss gefallen. kw

Mehr im Internet:
So arbeitet die Flusswärmepumpe.

Handwerk: Wichtiger Player der Energie- und Wärmewende

Ob Local Green Deal oder Klimaziele des Bundes: Ohne das Handwerk ist die Energie- und Wärmewende nicht zu schaffen. Nicht zuletzt am Bau sind Fachleute gefragt, die neue Technologien und Materialien richtig anzuwenden verstehen.

Ob Gebäude- und Dachdämmung, Installation von Photovoltaikanlagen oder Wärmepumpen: Firmen aus dem Baugewerbe, Dachdecker, Fenster- und Türenbauer, Elektrotechniker, Installateure und andere sorgen bei Neubau wie Sanierung dafür, dass in Lebens-, Büro- und Produktionsräumen deutlich Energie eingespart werden kann. Dabei ist der Fortschritt auf diesem Gebiet rasant.

„Unsere Handwerksbetriebe schulen ihre Mitarbeiter in modernen und zukunftsfähigen Technologien und Prozessen. Wir wissen, dass sie immer bemüht sind, auf dem neuesten Stand der Technik zu sein“, unterstreicht Klaus Hofmann, Präsident der Handwerkskammer (HWK) Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald und fügt hinzu: „Bei der Umsetzung der Energie- und Wärmeziele sind viele Handwerksbetriebe beteiligt. Da es sich um ein komplexes Thema handelt, wären auch Kooperationen mit Stadt, Gemeinden und Energieversorgern wünschenswert, die nachhaltig sind und uns langfristig weiterbringen.“

Solarzellen thronen längst auf vielen Dächern. Eine Elektronikerin für Energie- und Gebäudetechnik sorgt dafür, dass Strom zuverlässig fließt und die Anlage in Schuss bleibt.
Foto: amh-online

Viele Handwerksbetriebe sind aber nicht nur Problemlöser für Kunden. Sie sind auch selbst Verbraucher in Sachen Energie und Wärme. Für etliche Gewerke sind gestiegene Strompreise und teure Energie eine Herausforderung. „Unsere Umwelt-, Energie- und Technikberater zeigen nicht nur günstige Einkaufsquellen auf, sondern auch konkrete Einsparpotenziale“, erklärt Rolf Koch. Er leitet bei der HWK den Geschäftsbereich Wirtschaftsförderung. „Außerdem unterstützen wir bei der Beantragung von Fördermitteln.“

Bei der Energie- und Wärmewende ist das Handwerk ein ganz wichtiger Partner.

Klaus Hofmann, Präsident der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald
Foto: HWK

Seit März 2024 können Betriebe einen „Nachhaltigkeitscheck 360 Grad“ machen. Ergänzend kann auch die CO2-Neutralität berechnet werden. Darauf basieren mögliche Maßnahmen zur Optimierung. „Die Bilanz gibt Input für eine Roadmap, die Energie-
effizienzprojekte vorschlägt und gleichzeitig für diese Investitionen eine zinsgünstige Finanzierung anbietet“, sagt Koch. In Zusammenarbeit mit der Klima- und Energieberatung Heidelberg (KLiBA) will die Kammer den Nachhaltigkeitsscheck sowie das E-Tool zur Ermittlung von Energieeinsparpotenzialen und die Klimaampel zur Ermittlung von CO2-Emissionen noch bekannter machen. Weitere Aktionen, etwa zu „Schadstofffreier Umwelt“, sind in Kooperation mit dem Metropolregion Mannheim Local Green Deal Management in Planung.

Ihren gut 13.900 Mitgliedsbetrieben geht die HWK mit gutem Beispiel voran. Das Verwaltungsgebäude in B1 und die Bildungsakademie im Stadtteil Wohlgelegen wurden in den letzten Jahren aufwändig energetisch saniert, mit LED-Beleuchtung sowie mit neuer Heiz- und Lüftungstechnik ausgestattet. kw

Roche, Gehr und Sax + Klee: Unternehmen fangen die Sonne ein

Ganz oben auf der Agenda steht bei vielen Unternehmen derzeit auch die Photovoltaik. Mit der Installation von vier neuen Anlagen und einem Zuwachs von 1.900 Modulen hat Roche sein Engage­ment für erneuerbare Energien unterstrichen. Nach Abschluss der einjährigen Bauzeit im Juli 2024 sind nun insgesamt 8.000 Module auf dem Werksgelände installiert, deren erzeugter Strom vollständig im Werk genutzt wird. Mit dem Abschluss der Bauphase können jährlich etwa 1.600 Megawattstunden Strom in das Netz des Roche-Standorts in Mannheim eingespeist werden. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Stromverbrauch eines Einfamilienhauses mit zwei Personen liegt bei etwa 3.000 Kilowattstunden pro Jahr. Somit entspricht die Leistung der Anlagen dem durchschnittlichen Stromverbrauch von mehr als 530 Einfamilienhäusern. Roche plant, die Gesamtleistung der Photovoltaikanlagen bis 2026 um weitere 30 Prozent aufzustocken. Ein Highlight des Projekts sind die vertikal verbauten PV-Module am Parkhaus des Mannheimer Standorts von Roche. Mit über 1.000 Quadratmetern Fläche handelt es sich dabei um eine der größten vertikalen Anlagen Europas.

Ein Highlight des Photovoltaikprojekts bei Roche sind die vertikal verbauten Module am Parkhaus des Mannheimer Standorts.
Foto: Roche

Im April 2024 hat der Mannheimer Spezialkunststoff-Hersteller Gehr eine der größten Photovoltaikanlagen der Quadratestadt eingeweiht. Rund zwei Millionen Euro hat sie gekostet und erstreckt sich über eine Fläche von 10.000 Quadratmetern. Seit 2016 deckt Gehr den kompletten Strombedarf durch Ökostrom aus erneuerbaren Energieträgern ab, nun geht die Firma einen Schritt weiter. Im Dauerbetrieb soll die Anlage mit einer jährlichen Laufleistung von 1,2 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren und ist ein wichtiger Beitrag zum Local Green Deal der Stadt Mannheim. Dass viele von Gehrs Kunden wie der Schreibgerätehersteller Schwan-Stabilo oder der Kosmetikkonzern L’Oréal gerne mit nachhaltig ausgerichteten Lieferanten arbeiten, ist ein weiterer Mehrwert.

Für grünen Strom auf seinen Baustellen sorgt das Mannheimer Bauunternehmen Sax + Klee mit seinen mobilen PV-Anlagen, die auf den Containern vor Ort installiert werden. Diese Anlagen bieten eine umweltfreundliche Alternative zur herkömmlichen Stromversorgung durch Dieselaggregate und ermöglichen es vor Ort, den Energiebedarf für Computer und weitere Geräte nachhaltig zu decken. uc

Eine richtungsweisende Sanierung hat der Hafen Mannheim an der Rheinkaistraße 2 umgesetzt.
Foto: Hafen Mannheim

Hafen Mannheim: Energetische Sanierung im Bestand

Im Winter zu kalt, im Sommer zu heiß: ein Problem, das bei alten Gebäuden nicht selten ist und in Zeiten des Klimawandels und hoher Energiekosten nach einer nachhaltigen Lösung verlangt. Auch für die Staatliche Rhein-Neckar-Hafengesellschaft Mannheim (HGM) ist das Thema ein Dauerbrenner.

Der Mannheimer Hafen ist einer der größten Binnenhäfen Deutschlands und steht seit Jahren für eine umweltschonende trimodale Mobilität. Die Hafengesellschaft ist aber nicht nur für die Erhaltung der Hafeninfrastruktur mit all ihren Straßen, Gleisen, Ufern, Kaimauern und Schleusen zuständig – sie verwaltet innerhalb des riesigen Industriegebiets auch die zahlreichen Liegenschaften vor Ort.

Dazu zählt auch das historische Bürogebäude in der Rheinkaistraße 2. Das denkmalgeschützte Haus mit einer Bürofläche von rund 2.500 Quadratmetern auf vier Etagen stammt aus dem Jahr 1905, sein Architekt ist Albert Speer, Vater des gleichnamigen NS-Architekten. Gleich gegenüber von Haus Oberrhein, dem Sitz der HGM, ist es Schauplatz des bisher umfassendsten Haustechnikprojekts der Hafengesellschaft seit rund 20 Jahren.

Eine sehr alte Ölheizung mit erheblichen Mängeln, ein Rohrsystem unbekannten Datums, ineffiziente Heizkörper: „Mit diesen Gegebenheiten hätten wir den dringenden Wunsch unserer Mieter – der Firmen Contargo und Boerding – nach einer Klimatisierung des Hauses im Zuge der immer heißer werdenden Sommermonate nicht erfüllen können“, begründet Hafendirektor Uwe Köhn den Entschluss zur Investition in dieses ehrgeizige und technisch sehr anspruchsvolle Projekt.

Um eine möglichst energieeffiziente neue Heizung und Klimatisierung zu realisieren, entschieden sich die HGM-Fachleute für eine Lösung mit Wasser-Wasser-Wärmepumpen. An diesem Standort bietet das die Möglichkeit, durch die Eingangstemperatur des aus einer Tiefe von ca. 28 bis 30 Metern entnommenen Wassers von konstant ca. 12,5 Grad von einem hohen Wirkungsgrad zu profitieren.

Die Sanierung musste sehr gründlich vorbereitet werden, da viele Behörden einbezogen werden mussten: von der Denkmalbehörde bis zum Kampfmittelräumdienst für die Brunnenbohrung. Eine besondere Herausforderung war es, die verschiedenen Planungsbüros und zwölf beteiligten ausführenden Handwerksbetriebe zu koordinieren.

Die eigentlichen Baumaßnahmen dauerten ein knappes Jahr. Ein neues Rohrleitungsnetz zum Heizen und Kühlen, zwei Wasser-Wasser-Wärmepumpen, zwei Förderbrunnen sowie zwei Schluckbrunnen als Wärmequellen, eine neue Technikzentrale und erdverlegte Rohrleitungen sind die Grundlage für eine moderne, umweltgerechte Energie- und Wärmeversorgung, unterstützt von einer leistungsfähigen Photovoltaikanlage auf dem Dach des Bürogebäudes.

„Mit dieser richtungsweisenden Sanierungsmaßnahme kommen wir unserer Verantwortung nach, landeseigene Immobilien Zug um Zug energetisch zu sanieren und damit einen weiteren Schritt in Richtung Klimaneutralität zu gehen“, bekräftigt der Hafendirektor. kh

Mehr im Internet:
So läuft der Local Green Deal in Mannheim.

Mannheimer Unternehmen knüpfen ein Energieeffizienz- und Nachhaltigkeitsnetzwerk

Von Berrang bis Wabco Radbremsen und von ES Elektroanlagen + Systemtechnik bis Sax + Klee: Zehn Mannheimer Firmen haben sich zum Unternehmensnetzwerk „KliMAnetz“ zusammengeschlossen  und wollen gemeinsam ihre Energieeffizienz steigern sowie ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten ausweiten – unter dem Motto „Voneinander und miteinander lernen“. Organisiert und moderiert wird es von der Klimaschutzagentur Mannheim. Zu Beginn haben alle Teilnehmer mit Hilfe einer qualifizierten Energieberatung zunächst eine Bestandsaufnahme über ihre Energie- und Emissionsbilanz sowie über ihre Effizienzpotenziale erhalten, um sich im Anschluss über die Netzwerklaufzeit von knapp drei Jahren jeweils ein eigenes Einsparziel sowie ein gesamtes Einsparziel für die gesamte Gruppe zu setzen.

Mit dabei ist auch die DIRINGER & SCHEIDEL Unternehmensgruppe, die unter anderem ihre Erfahrungen mit New7 im Herzen Mannheims einbringt. Von 1929 bis 2020 war das Quadrat N7 ein wichtiger Mannheimer Warenhaus-Standort und oft erster Anlaufpunkt eines Shopping-bummels in der Quadratestadt. 2020 ging diese Ära zu Ende und die Immobilie in den Besitz von DIRINGER & SCHEIDEL über. Die Mannheimer Unternehmensgruppe realisiert hier bis Ende 2025 eine gemischt genutzte Immobilie, die in einem Forward-Deal bereits an einen Investor veräußert wurde und schlüsselfertig von diesem übernommen wird. „New7 ist mehr als nur ein Gebäude. Es ist ein Statement für eine nachhaltige, lebenswerte und zukunftsorientierte Stadtentwicklung“, so Achim Ihrig, Mitglied der Geschäftsführung der DIRINGER & SCHEIDEL Unternehmensgruppe (D&S).

Am traditionsreichen ehemaligen Standort von Galeria Kaufhof-Horten entsteht heute das New7.
Foto: blocher partners/D&S

Ganz oben auf der Agenda: die Umsetzung eines nachhaltigen Konzepts und die Schaffung einer grünen Oase mitten in der City. Um dies zu erreichen, werden beide Untergeschosse, das Erdgeschoss und die aufgehenden Teile der 1. Etage des Bestandsgebäudes erhalten und auf diese Weise die Energie, die im Zusammenhang mit dem Bau eines Gebäudes aufgewendet werden muss, deutlich reduziert. Die fünf neu errichteten Stockwerke werden in Holz-Hybridbauweise errichtet – das sorgt für einen niedrigen CO2-Fußabdruck. Zu einer verbesserten Umweltbilanz und einem positiven Mikroklima tragen die Photovoltaikanlage und eine intensive Begrünung von Dach, zwei Lichthöfen und der Fassade bei. Die Vorproduktion der Elemente, die in New7 verbaut werden, erhöht zudem die Effizienz, senkt die Bauzeit und sorgt für eine niedrigere Lärmbelästigung. Während im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss Handel bzw. Büros und eine große Arztpraxis einziehen werden, ist der Großteil des Gebäudes für Wohnraum vorgesehen. Neben 75 klassischen Mietwohnungen sind 105 Mikroapartments geplant, die von Limehome betrieben werden. Der 2018 gegründete Anbieter von Apartments zur Kurz- und Langzeitmiete betreibt mehr als 250 Standorte in 125 Städten in zehn Ländern. Von der Buchung, dem Check-in und Check-out bis zur Gästebetreuung erfolgen hier sämtliche Prozesse digital. uc