Mehrweg zum Standard machen

Kämpfen mit ihrem Geschäftsmodell für eine Kreislaufwirtschaft: Tatiana Tsarkova (r.) und Mette-Maria Meyer Foto: Aljosha Wohlgemuth

Jährlich entstehen 3,2 Millionen Tonnen Einwegmüll. Nur rund 11,5 Prozent davon werden zu neuen Verpackungen recycelt. Es fehlt ein offenes Mehrwegsystem, das einfach in bestehende Lieferketten integriert werden kann, wie es in der Getränkeindustrie bereits passiert, dachten sich Tatiana Tsarkova, Mette-Maria Meyer sowie Jonathan Schröder und gründeten CU Mehrweg. Ihr Ziel: Mehrwegverpackungen als neuen Standard in der Lebensmittelindustrie zu etablieren.

Sie entwickeln ein Mehrwegsystem für trockene Lebensmittel. Den Nahrungsmittelproduzenten werden Mehrwegbehälter bereitgestellt. Um Rücklauf, Reinigung und Qualitätskontrolle des Behälters kümmert sich CU Mehrweg. Die Kunden im Supermarkt zahlen zwar Pfand, können den Behälter aber nach Gebrauch einfach am Leergutautomaten zurückgeben. Die langlebigen Kunststoffbehälter könnten mindestens 30-mal wiederverwendet werden, betonen die Gründer. Mit steigenden Kosten für Einwegverpackungen und neuen Regulierungen werde das System wirtschaftlich immer attraktiver.

An solchen Leergutautomaten können die Mehrwegbehälter zurückgegeben werden.
Foto: CU Mehrweg

Das Konzept entstand 2021 aus einem Studierendenprojekt. Die Gründung der GmbH mit dem aktuellen Gründungsteam folgte 2024. Förderung kam von der L-Bank und mehreren Business Angels. Zudem wird das Gründungsteam von dem EXIST-Stipendium gefördert.

Geplant ist der Start in zwei Regionen bei verschiedenen Handelsketten. Die erste Größe (500 ml) ist bereits serienreif. sr

Vier Fragen an das Team:

Was zeichnet Sie als Gründer aus?
Vor allem eine starke Kombination aus Ambition, Durchhaltevermögen und dem Mut, in einer konservativen Industrie Neues zu wagen. Wir ergänzen uns hervorragend durch unsere unterschiedlichen Hintergründe – von Philosophie über Betriebswirtschaft bis hin zur Wirtschaftsinformatik. Diese Vielfalt an Perspektiven hilft uns dabei, komplexe systemische Herausforderungen zu meistern.

Was war bislang in der noch jungen Firmengeschichte der schwierigste Moment?
Zweifellos die Zeit, bevor wir unseren ersten Pilotkunden gewonnen hatten. Das sind Phasen, die viele Start-ups durchleben: Man steht vor der Frage, wie es weitergeht, und der Weg nach vorne scheint unklar. Doch gerade in solchen Momenten zeigt sich, wie wichtig es ist, dranzubleiben.

Was macht eine gute Förderung aus?
Dass sie den Bedürfnissen der Start-ups gerecht wird: ein unkomplizierter Bewerbungsprozess, eine gute Kommunika-
tion und vor allem gezielte Unterstützung in den Bereichen, die wirklich zählen, Mentoring, das uns in strategischen Entscheidungen weiterhilft, und der Verzicht auf unnötige Bürokratie.

Was ist das nächste große Ziel?
In einem Pilotprojekt zu beweisen, dass unser Mehrwegsystem erfolgreich funktioniert – sowohl für Industrie- als auch für Handelspartner. Gleichzeitig möchten wir zeigen, dass Konsumenten bereit sind, Mehrwegverpackungen zu nutzen.

Lob vom Sponsor:

„Mich hat gleich die Idee von CU Mehrweg begeistert, neben der Gastronomie auch für Industrie und Handel ein Mehrwegsystem für Verpackungen zu entwickeln – das passt zudem perfekt zu unserer Strategie. Vor allem hat mich jedoch beeindruckt, wie weit das Unternehmen seit seiner Gründung bereits vorangekommen ist, dass erste Kunden gewonnen werden konnten und dass es bereits konkrete Planungen für einen Markteintritt gibt.“

Dr. Martin Wiens, Leiter der Strohzellstoff-Fabrik von Essity in Mannheim, Sponsor in der Kategorie Social Economy