Biobasierte Chemikalien sollen Industrie grüner machen

Ohne Farben und Lacke wäre die Welt ganz schön trist. Doch dazu braucht es Grundchemikalien wie Ethylacetat. CropEnergies will das jetzt auf Biobasis herstellen. Foto: makluk/iStock

Mit ihrer Tochter CropEnergies treibt die Südzucker AG das Thema „Biobasierte Chemikalien“ voran. Auf Basis von Biomasse gewonnen, können sie Chemikalien fossilen Ursprungs ersetzen und so den Treibhausgasausstoß der daraus hergestellten Produkte verringern.

Von Gabriele Koch-Weithofer 

Seit April 2024 errichtet das Mannheimer Unternehmen eine Produktionsanlage für grünes Ethylacetat im Chemie- und Industriepark Zeitz in Sachsen-Anhalt. Ende 2025 soll das Werk fertig sein und 50.000 Tonnen nachhaltiges Ethylacetat pro Jahr liefern – mit erneuerbarem Ethanol als Ausgangsstoff und unter Verwendung erneuerbarer Energien. Etwa 130 Millionen Euro lässt sich CropEnergies die neue Anlage kosten. Sie ist die erste ihrer Art in Europa.

Der Spatenstich war gleichzeitig der Startschuss für ein neues Geschäftsfeld: Mit „Biobasierten Chemikalien“ erweitert Europas führender Hersteller von erneuerbarem Ethanol seine Produktpalette um einen gefragten chemischen Grundstoff.

Von Druckertinte bis entkoffeiniertem Kaffee: Ethylacetat ist ein echter „Tausendsassa“ und lässt sich in der Industrie vielfältig einsetzen – beispielsweise bei der Herstellung von flexiblen Verpackungen oder Klebstoffen. Besonders nachgefragt ist es bei der Produktion von Farben, Lacken und Beschichtungen. Etwa die Hälfte der weltweit verwendeten Menge entfällt auf dieses Segment. Aber auch in der Kosmetikindustrie spielt Ethylacetat eine Rolle. Dort kommt es unter anderem als Nagellack-Entferner zum Einsatz und wird als Duftstoff geschätzt. Auch die Pharmaindustrie nutzt Ethylacetat, etwa für den Überzug von Tabletten, und die Lebensmittelbranche greift darauf als natürlichen Aromastoff zurück.

In der Defossilierung von Rohstoffen liegt eine zentrale Stellschraube für die Erreichung der Klimaziele.

Dr. Fritz Georg von Graevenitz, CEO CropEnergies
Foto: CropEnergies

Das Potenzial ist riesig. Laut Wikipedia belief sich 2022 der weltweite Bedarf auf 4,8 Millionen Tonnen. Fast alles stammt derzeit noch aus fossiler Produktion. CropEnergies dagegen setzt auf Ethanol aus pflanzlichen Rohstoffen wie Futtergetreide, Zuckerrüben oder Reststoffen und erneuerbare Energien aus Biomasse. Das verringert nicht nur den CO2-Fußabdruck der daraus hergestellten Produkte erheblich. In Deutschland produziert, erhöht es gleichzeitig die Versorgungssicherheit für europäische Abnehmer.

„Wir freuen uns, mit unseren biobasierten Chemikalien in Zukunft einen wichtigen Beitrag zur Transformation einer Industrie zu leisten, die heute noch nahezu komplett auf fossilen Rohstoffen basiert“, sagt Dr. Fritz Georg von Graevenitz, CEO von CropEnergies. „Zentrale Herausforderung unserer Zeit ist es, Produkte des täglichen Bedarfs nachhaltiger zu machen.“

Die Mannheimer erschließen sich damit neue Märkte neben dem Mobilitätssektor, für den sie schon heute große Mengen nachhaltig produziertes Ethanol als Benzinersatz liefern und so maßgeblich an der Reduktion des CO2-Ausstoßes im Verkehr beteiligt sind. CropEnergies hat sich zudem an mehreren Start-ups beteiligt, um beispielsweise mehr erneuerbares Ethanol aus Abfall- und Reststoffen zu gewinnen.