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SiQ2015

Der afrikanische Architekt Kéré hat ein Entwicklungs- konzept für die Taylor Barracks vorgestellt. Konversion Diébédo Francis Kéré – Architekt aus Leidenschaft Es klingt fast wie im Märchen. Im afrikanischen Dorf Gando, in dem es nur Analphabeten gab, schafft es ein Junge, trotz dieser widrigen Umstände eine Schulausbildung zu absolvieren. Jahre später ist er ein international anerkannter Architekt und Städteplaner mit Sitz in Berlin. Es ist die wundersame Geschichte des Diébédo Francis Kéré, der 1965 in Burkina Faso, einem der ärmsten Länder der Welt, geboren wurde und heute mit seinen Ideen in der ganzen Welt für Aufsehen sorgt – auch in Mannheim. Kéré ist mit seinem Entwicklungskonzept für die Taylor Barracks aus einem internationalen Wettbewerb als Sieger hervorgegangen. Francis ist das älteste von zwölf Kindern. Der Vater fungierte in Gando als Stammeshäuptling, und da niemand die im Dorf eingehende Post lesen konnte, beschloss das Dorfoberhaupt, mit seinem Sohn erstmals ein Kind auf eine Schule zu schicken – weit weg in die nächste Stadt. Francis Kéré schloss als Klassenbester ab und schockierte sein Umfeld, als er nicht Politiker oder wenigstens Elektriker werden wollte, sondern sich für eine Tischler- ausbildung entschied. Ein Jahr nach Abschluss der Ausbildung hörte er, dass der Deutsche Entwicklungsdienst Stipen- diaten suchte. Der junge Afrikaner bewarb sich erfolgreich – und landete in Berlin. Kéré machte dort das Abitur und studierte anschließend an der TU Berlin Architektur. Noch während des Studiums begann er, eine Grundschule für sein Heimatdorf zu planen, und gründete einen Verein, um Spenden zu sammeln. Die Schule entstand. Für den Bau erhielt Kéré 2004 den Aga-Khan-Preis, den bedeutendsten Architekturpreis der isla- mischen Welt. Dabei wollten die Dorfbe- wohner zunächst überhaupt nicht mitzie- hen, sie konnten nicht einsehen, dass sie ein Gebäude aus Lehm errichten sollten. Sie hatten gehört und gesehen, dass „gute Häuser“ aus Beton oder Zement bestehen, nicht aber aus Lehm, „der keine Regenzeit übersteht“. Doch Kéré machte ihnen klar, dass in ihrer Umgebung reichlich Lehm vorhanden ist, der durch Beimischung von wenig Zement sehr haltbar wird. Die Dorfbewohner ließen sich überzeugen. Es entstand ein flacher, rechtwinkliger Quader aus Lehmziegeln, darüber ein schräges Wellblechdach wie ein Sonnenschirm, der die Hitze abhält. Doch das war nur ein erster Meilen- stein in der Karriere des aufstrebenden Architekten. Inzwischen wurde die Grundschule erweitert, es entstanden Wohnhäuser für die Lehrer, eine Biblio- thek, ein Fortbildungszentrum für Frauen und schließlich das Gymnasium, für das Kéré 2012 einen Preis des Zementherstel- lers Holcim erhielt. Der Junge aus Gando ist inzwischen ein Stararchitekt, hat viele Preise eingeheimst, hält Vorlesungen in Harvard und macht durch spektakuläre Projekte auf sich aufmerksam, so auch mit seinem Entwurf für ein Operndorf, das der verstorbene Regisseur Christoph Schlin- gensief geplant hatte. Kéré ist ein Mann von Welt, er spricht fließend ein fehlerloses Deutsch, agiert von Berlin aus in der ganzen Welt, enga- giert sich aber wie eh und je in seinem Heimatland, in dem er nach wie vor tief verwurzelt ist. Als er in Mannheim seinen Siegerentwurf für die Entwicklung des Taylor Campus präsentierte, da wurde deutlich, wie viel Fantasie und Einfüh- lungsvermögen der Afrikaner, der aus ärm- lichen Verhältnissen nach Europa kam, hat. Inzwischen ist Kéré auch die Entwicklung eines Militärareals in Münster anvertraut worden. Mannheim hat mit der Berufung Kérés sicherlich eine gute Wahl getroffen. Goe. Foto:Kunz WIRTSCHAFTSSTANDORT 54 MANNHEIM STADT IM QUADRAT 2015

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