Die Coronapandemie traf Philipp Jungk als Eventmanager besonders schlimm. „Zu allem Unglück wurde ich dann auch noch krank, lag frustriert im Bett. Doch das änderte sich schlagartig, als ich auf ein Video über den Architekten Richard Buckminster Fuller stieß, den Erfinder der geodätischen Kuppeln“, erinnert er sich heute. „Das Thema hat mich fasziniert – auch weil ich an der Universität Mannheim meine Masterarbeit über nachhaltige Architektur geschrieben hatte.“ Als er dann im fünften Stock auf seiner Dachterrasse seinen ersten Dome baute, wusste er: „Hier liegt meine berufliche Zukunft“ – und fand genauso begeisterte Mitstreiter. Gemeinsam mit dem Freien Planer Leo Schleith, der den Bachelor-Studiengang Architektur absolviert hat, und dem Sozialarbeiter Jonas Krüger gründete er Mitte 2021 die Vision Domes GmbH.
An ihrem Firmensitz in der Cocrafting-Community Honeycamp auf dem Konversionsareal Taylor (siehe auch Seite 86) fertigen die Unternehmensgründer nun mittels eines neu entwickelten Modular-Baukastensystems ihre „Vision Domes“, energieeffiziente geodätische Kuppeln aus nachhaltig produziertem Holz, die vielfältig einsetzbar sind. „Ob als Wintergarten, Event-Dome, Gewächshaus oder Gartenlaube – den Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt“, so das Trio. „Geodätische Kuppeln gehören zu den belastbarsten Gebäuden der Menschheit mit einem minimalen Einsatz an Material für eine maximale Innenraumfläche. Nicht umsonst plant die NASA die Verwendung entsprechender Architekturen bei ihren zukünftigen Bauten auf dem Mars.“
Doch für die Jungunternehmer umfasst Nachhaltigkeit nicht nur den Umweltaspekt durch die Verwendung nachhaltiger Ressourcen. Die soziale Komponente hat bei ihnen ebenfalls einen hohen Stellenwert. In Workshops bringen sie Jugendlichen das Thema Upcycling nahe – ein Ansatz, mit dem sie sich derzeit auch mit Blick auf ihr Start-up intensiv beschäftigen. „Die aktuellen Preissteigerungen für Holz sind für uns eine echte Herausforderung. Da zerlegen wir auch schon einmal vorhandene Paletten, um an das nötige Baumaterial zu kommen.“
Denn an Aufträgen und Anfragen mangelt es nicht. Erste Prototypen wurden bereits installiert. Selbst auf dem Reeperbahnfestival im September 2021 war ein Event-Dome aus Mannheim zu bestaunen – womit eine lange Tradition in der Quadratestadt fortgesetzt wurde. Denn auch die Multihalle, die zur Bundesgartenschau 1975 errichtet wurde, ist eine gigantische geodätische Struktur.
„Der MEXI in der Kategorie Social Economy, der bereits zum zweiten Mal von der Stadt Mannheim ausgelobt wird, trägt zur Sichtbarkeit von Unternehmen wie Vision Domes bei, die sich gesellschaftlich engagieren“, betont Christiane Ram, Leiterin der Mannheimer Wirtschaftsförderung.