Eines der Top-Events des deutschen Reitsports, das Maimarkt-Turnier, feiert 2024 seinen 60. Geburtstag.
von Roland Kern
Von Ludger Beerbaum bis Gerd Wiltfang: Auf der großen Tafel am Richterturm des MVV-Reiterstadions sind sie alle verewigt – die Sieger des Badenia-Springens, dem Höhepunkt des alljährlichen Mannheimer Maimarkt-Turniers. Neben den Koryphäen des Springreitens finden sich dort auch die Legenden des Dressurreitens wie Dr. Reiner Klimke, Dr. Josef Neckermann und Isabell Werth. Wer dort steht, hat Reitsportgeschichte geschrieben.
Die Annalen des Maimarkt-Turniers beginnen 1964. Seit diesem Jahr wird der Maimarkt, die größte deutsche Verbrauchermesse, von einem Reitturnier begleitet. Drei Männer waren es, die das Turnier aus der Taufe hoben: Emil Himmelsbach als Präsident, Helmut Gerard, der selbst große Turniere ritt und hervorragende Verbindungen zur Szene pflegte, sowie der Elektro-Ingenieur Hans Dann, der für alles Technische sorgte. 2024 wird es zum 60. Mal ausgetragen – und hat sich längst zu einer bedeutenden Pferdesportveranstaltung auf internationalem Niveau entwickelt. Jedes Jahr Anfang Mai gehen hier Weltmeister und Olympiasieger an den Start. „Wenn man uns mit den anderen hochklassigen Sportarten in Mannheim vergleicht“, betont Peter Hofmann, Präsident des Reiter-Vereins Mannheim selbstbewusst, „dann spielen wir ganz oben mit.“
Die Biografie des 73-jährigen Juristen und Unternehmers ist in diesen 60 Jahren untrennbar mit dem Reiter-Verein Mannheim, dem Turnier und dem Pferdesport in seiner Heimatstadt verknüpft. Es gibt die Geschichte, dass er als kleiner Junge 1964 beim ersten Maimarkt-Turnier das Schleifenpony auf den Reitplatz auf dem Friedensplatz führen durfte. 1982 übernahm er dann als junger Mann den Vorsitz im Verein und die Regie des Turniers, das schließlich 1985 mit dem Maimarkt ins Mühlfeld umzog – und widmet sich dieser Aufgabe bis heute mit großer Begeisterung.
Das Maimarkt-Turnier hat sich über die Jahre zu einem internationalen Top-Event entwickelt: 1986 fanden hier erstmals Deutsche Meisterschaften statt, weitere folgten. 1997 war Mannheim erstmals die Bühne der Europameisterschaften im Springreiten, 2007 erneut. Im Jahr 2000 trugen die Voltigiersportler in Mannheim ihre Weltmeisterschaften aus. Und immer wieder öffnete Peter Hofmann das Turnier neben Dressur und Springen auf höchstem Niveau für weitere Varianten des Pferdesports: für Westernreiter, Gespannfahrer oder Polospieler.
2015 wurde Mannheim für den 100. Nationenpreis auf deutschem Boden auserwählt. Seit 2022 ist Mannheim (zumindest) bis 2025 ein fester Austragungsort des EEF-Longines Nationenpreises. Die traditionsreiche „Badenia“ ist mittlerweile mit 100.000 Euro dotiert und einer der wichtigsten „Großen Preise“ Europas. Und vor 20 Jahren wurde der Maimarkt zur Heimat der Dressurreiter mit Handicap, den Para-Equestrians – weil Reiten in Mannheim mehr ist als Sport.