Kindergartenplätze werden in Mannheim wie in vielen anderen Gemeinden händeringend gesucht, allein in der Quadratestadt fehlen über 1.000. Das zentrale Problem ist der Fachkräftemangel – es ist einfach nicht genug qualifiziertes Personal zu finden. Mit Unterstützung des Landes Baden-Württemberg und der Stadt Mannheim geht die Agentur für Arbeit Mannheim hier einen neuen Weg. Im Bildungsgang „Direkteinstieg Kita“ werden Berufstätige aus den verschiedensten Berufen praxisorientiert zu Sozialpädagogischen Assistentinnen und Assistenten qualifiziert, die in Kitas den Gruppenleitungen zur Seite stehen.
Die Agentur für Arbeit Mannheim sprach gemeinsam mit dem Jobcenter potenzielle Interessentinnen und Interessenten an – auf der Basis des Qualifizierungschancengesetzes, mit dem die Bundesregierung seit 2019 die Förderung der Weiterbildung unabhängig von Qualifikation und Alter auf neue Füße gestellt hat. „Unser Ziel ist die langfristige Integration der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im ersten Arbeitsmarkt“, sagt Thomas Schulz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Mannheimer Arbeitsagentur.
Ein großer Vorteil ist ein festes Gehalt durch den Arbeitgeber – den Träger der Kita. Empfohlen werden 2.620 Euro brutto im Monat. Bei der traditionellen Ausbildung zur Erzieherin winkt dagegen höchstens Bafög. Das Schulgeld samt Fahrt- und Kinderbetreuungskosten übernimmt die Arbeitsagentur. Sie zahlt zudem dem Arbeitgeber die Differenz zwischen dem Gehalt und der üblichen Ausbildungsvergütung.
Mit der Mannheimer Akademie für soziale Berufe wurde ein kompetenter Kooperationspartner gefunden: Die ersten 24 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben ihre knapp zweijährige Ausbildung im September 2023 begonnen. Die Aus- und Weiterbildungsstätte des Kreisverbands Mannheim des Deutschen Roten Kreuzes, die jährlich über 1.000 Schülerinnen und Schüler betreut, ist für die schulische Ausbildung zuständig und sorgt im ersten Jahr an drei Tagen pro Woche für den theoretischen Unterbau. Die restlichen zwei Tage arbeiten die zukünftigen Sozialpädagogischen Assistentinnen und Assistenten in einer Mannheimer Kita, mit deren Träger sie ihren Ausbildungsvertrag abgeschlossen haben. Im zweiten Jahr läuft es umgekehrt: drei Tage Praxis, zwei Tage Unterricht.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen mitten aus dem Berufsleben. Voraussetzung ist nämlich – neben dem Hauptschulabschluss als Mindestanforderung – eine abgeschlossene Berufsausbildung von mindestens zwei Jahren. Entsprechend heterogen ist die erste Klasse zusammengesetzt. Die Schülerinnen zwischen 25 und 50 Jahren bringen viel Lebenserfahrung mit, so Claudia Fackler, die pädagogische Leiterin der Akademie. Und „sie sind hoch motiviert“. Manche haben bereits Erfahrungen im pädagogischen Bereich. Das gemeinsame Ziel: ein qualifizierter Abschluss und damit beste Beschäftigungschancen.
„Durch die Zusammenarbeit mit der Mannheimer Akademie für soziale Berufe haben wir für den Erfolg des Projekts die perfekte Grundlage gelegt und dies kann als Best-Practice-Beispiel für weitere Kooperationen im Hinblick auf ein Entgegenwirken des Fachkräftemangels dienen“, freut sich Schulz. Wie Fackler hofft auch er, dass 2024 der zweite Jahrgang starten kann. dik