Gespannte Aufmerksamkeit am Schraubstock: Junge Frauen – wie hier Vanessa Beringer in der Caterpillar-Werkstatt – sind in der Mechatroniker-Ausbildung noch immer die Ausnahme.
Foto: Caterpillar

Wer kann, bildet aus: Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels lassen sich so frühzeitig benötigte Qualifikationen heranziehen und sichern. Caterpillar geht noch einen Schritt weiter und bietet seine Ressourcen und Erfahrung auch anderen Firmen an: Mit dem Ausbildungsjahr 2023/24 öffnete das Traditionsunternehmen in der Neckarstadt seine Ausbildungswerkstatt für den technisch-gewerblichen Nachwuchs anderer Mannheimer Unternehmen.

Das Angebot stieß sofort auf Interesse. „Die erste Anfrage kam über die IHK“, berichtet Jörg Wolf, Leiter der gewerblichen Ausbildung bei Caterpillar. Die Günther + Schramm GmbH in Mannheim suchte händeringend Maschinenbediener. „Bislang hatten wir solche Kräfte stets vor Ort angelernt und eingearbeitet“, erklärt Georg Reisinger, Niederlassungsleiter bei dem Systemdienstleister für Stahl, Edelstahl und Aluminium. „Wir mussten aber zunehmend feststellen, dass das nicht mehr ausreicht. Die Arbeit an den modernen Bearbeitungszentren ist deutlich anspruchsvoller.“

Bei Caterpillar verstärken jetzt zwei Anwärter zum Maschinen- und Anlagenführer die hauseigene Azubischar. Die beiden feilen, bohren, schrauben und büffeln mit 27 Heranwachsenden verschiedener Jahrgangsstufen, die hier eine Lehre zum Mechatroniker oder Industriemechaniker absolvieren. Deren Ausbildung dauert allerdings mit dreieinhalb Jahren fast doppelt so lang. „Zudem hat die Grundausbildung leicht andere Schwerpunkte“, weiß Wolf. Ein Kooperationsvertrag listet die Ausbildungsinhalte detailliert auf. Und natürlich gehören regelmäßige Feedbackgespräche mit Auftraggeber wie Azubis dazu.

Insgesamt ergibt sich eine klassische Win-win-Situation: Caterpillar kann seine Ausbildungskapazität besser auslasten. Bis zu vier „Externe“ haben hier Platz. Umgekehrt profitiert das entsendende Unternehmen vom fachlichen wie pädagogischen Know-how der Neckarstädter. „Besonders wichtig sind uns auch die Sozialkompetenzen“, betont Wolf. Der Elektromeister hat die Mechatroniker-Ausbildung bei Caterpillar 2014 mit aufgebaut und packt noch heute selbst mit an: „Die Jugendlichen müssen im Team funktionieren.“ Auch punktet die moderne, klimatisierte Ausbildungswerkstatt mit einander zugewandten Werkbänken und familiärer Atmosphäre. „In Kleingruppen lassen sich die jungen Leute oft individueller fördern“, so der Ausbildungsleiter.

Zudem sei Konkurrenzdenken in der Ausbildung längst überholt. „Früher hieß es immer: Wir wollen die Besten. Aber nur die Richtigen sind die Besten“, sagt Wolf. Schon manches Bewerbungsgespräch habe ganz andere Qualitäten offenbart als gedacht. Dann vermittle man durchaus auch an andere Stellen. „Es muss halt passen. Das ist schließlich für alle nur von Vorteil“, sagt er schlicht.   kw