Mit dem Einsatz von Stroh bei der Fertigung von Hygienepapieren ist das Werk von Essity in Mannheim Vorreiter. Foto: Thomas Tröster/Essity

In Mannheim wird mit Zewa der Marktführer bei Marken-Toilettenpapier produziert – jetzt erstmals auch mit Zellstoff aus Stroh.

von Dr. Dieter Keller

Zewa – diese Marke kennt wohl jeder. Alteingesessene Mannheimer wissen dabei nicht nur, dass das Toilettenpapier in ihrer Stadt produziert wird, sondern auch, wofür der Name steht, der schon über 100 Jahre alt ist: für „Zellstofffabrik Waldhof“. In diesem Stadtteil im Norden der Quadratestadt, bekannt auch durch den Fußballverein SV Waldhof Mannheim, steht die Fabrik, in dem der Marktführer bei Marken-Toilettenpapier gefertigt wird. Seit neuestem verarbeiten die Anlagen ein neues Material: Zewa ist das erste Toilettenpapier in ganz Europa, dessen Zellstoff zum Teil aus einem landwirtschaftlichen Rohstoff hergestellt wird: Stroh – nachhaltig und umweltfreundlich.

Das traditionsreiche Werk in Mannheim ist der größte europäische Produktionsstandort des schwedischen Essity-Konzerns. Über 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter produzierten hier bisher 220.000 Tonnen Zellstoff pro Jahr aus Holzabfällen und verarbeiteten ihn zu Hygienepapier. Jetzt wurden 40 Millionen Euro investiert, um zusätzlich 35.000 Tonnen Zellstoff aus Stroh herzustellen. Dafür entstanden neue Anlagen auf 8.000 Quadratmetern. Noch etwas größer ist die Lagerfläche für die riesigen Strohballen.

„Wir haben in Mannheim einen Riesenschritt gemacht auf dem Weg in eine nachhaltige Kreislaufgesellschaft.“
Magnus Groth, Vorstandsvorsitzender Essity SE
Foto: Essity

Weizenstroh hat große Vorteile: Es ist ein schnell nachwachsender Rohstoff und ein Abfallprodukt aus der deutschen Landwirtschaft. Die Qualität des Zellstoffs ist mit dem aus dem sonst üblichen Holz vergleichbar – dank der Produktionstechnik, die hier erstmals eingesetzt wird. Holz dagegen braucht zum Nachwachsen viele Jahrzehnte, auch wenn die Schweden überwiegend Abfallholz aus heimischen Wäldern verwenden. Für die Produktion werden zudem weniger Wasser und Energie benötigt. Der ökologische Fußabdruck des Strohzellstoffs ist daher um mindestens 20 Prozent günstiger als bei Holz- oder Recyclingfasern. Dabei ist er genauso weich, weiß und stark wie Zellstoff aus reinen Holzfasern. Die Verbraucher müssen also keine Qualitätseinbußen befürchten.

Für Mannheim als Standort für die neue Anlage sprach nach den Worten von Essity-Vorstandschef Magnus Groth, dass hier viel Erfahrung und Fachwissen des Konzerns in Sachen Zellstoff gebündelt sind. Zudem gibt es eine integrierte Produktion: Der gesamte Produktionsprozess von der Holzanlieferung bis zum fertigen Toilettenpapier findet in Mannheim statt.

Bisher mischt Essity beim Zewa-Toilettenpapier zehn Prozent Strohzellstoff bei. Dieser Anteil soll steigen. Gut möglich ist zudem, dass eines Tages die berühmten Tempo-Papiertaschentücher mit Strohzellstoff vom Waldhof kommen. Denn auch diese Traditionsmarke hat Essity vor einigen Jahren erworben und die Produktion  in die Quadratestadt verlagert. Die Schweden sind einer der größten Produzenten von Hygiene- und Gesundheitsprodukten mit weltweit rund 48.000 Beschäftigten, davon 4.800 in Deutschland.