Jochen Sandner führt die Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft seit 2010. Foto: DBG

Blumenschauen und Erholung, aber auch Lernen für die Zukunft – diese Kombination steht für den Erfolg der BUGA 23.

Was machte Ihrer Meinung nach den besonderen Reiz der BUGA 23 aus?

Jochen Sandner: Das waren eindeutig die beiden unterschiedlichen Ausstellungskulissen: die großzügige Parklandschaft des Luisenparks mit  dem gewachsenen Baumbestand einerseits und das Spinelli-Gelände, das als ehemalige Militärfläche diese unglaubliche Weite bietet und nun als Grünzug die Stadt besser belüften soll.

Können Sie das näher beschreiben?

Sandner: Ja, da ist der Luisenpark mit seinem ehrwürdigen alten Baumbestand, den Grünflächen zum Entspannen, den Spielplätzen und dem Kutzerweiher: Das war etwas für die Seele der Besucherinnen und Besucher, eine Oase zum Erholen. Und auf der anderen Seite das BUGA-Ausstellungsgelände auf Spinelli: ein Ort der Wissensvermittlung, wo auf vielfältige Weise die Themen Ernährung, Energie und  Zukunftstechnologien aufgegriffen wurden. Auch hier gab es Blumenschauen im Freiland und in der U-Halle sowie großartige Gärten, aber an vielen Orten stand Lernen für die Zukunft im Vordergrund. Hier wurde Wissenschaft ohne Zeigefinger vermittelt.

Kann die Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft von Mannheims zweiter BUGA lernen?

Sandner: Wichtig ist eine Offenheit in der Planung und Umsetzung. Als in Mannheim klar wurde, dass die Straße am Aubuckel bleiben wird und das Landschaftsschutzgelände Au nicht zur Verfügung steht, wurde die Planung angepasst und der Luisenpark mit einbezogen. Wir haben uns getraut, neu zu denken und zu planen. Dann kam die Idee mit der Seilbahn dazu. Sie bewährte sich als verbindendes Glied zwischen den beiden BUGA-Geländen und wurde von den Besuchern als Highlight empfunden.

Gibt es etwas, von dem Sie sagen, das müssen wir für künftige Bundesgartenschauen übernehmen?

Sandner: Wir haben neue Strategien gelernt, wie Städte auf den Klimawandel reagieren müssen, auf Hitze, dauerhafte Trockenheit und Starkregen. Hier erhielten wir in Mannheim eine Reihe von Antworten zum nachhaltigen Gärtnern und dem Umgang mit resilienten Pflanzen.

Die BUGA 23 war anfangs doch sehr umstritten. Inzwischen räumen die Kritiker ein, dass das Konzept viele Menschen überzeugt hat. Auch die Besucherzahlen haben positiv überrascht und zeigen, Bundesgartenschauen sind kein Auslaufmodell, richtig?

Sandner: Bundesgartenschauen sind definitiv kein Auslaufmodell. Sie waren schon immer Trendsetter für die Gestaltung von öffentlichem und privatem Grün. Aber sie müssen flexibel bleiben, Entwicklungen aufnehmen. So erfordert der Klimawandel, dass sich Städte und Landkreise auf den bewussten Umgang mit Wasser einstellen müssen. Und: Gartenschauen müssen die kommenden Generationen mitnehmen.

Wie würden Sie die Zusammenarbeit mit der Bundesgartenschau-Gesellschaft vor Ort beschreiben?

Sandner: Wir haben in allen Projektphasen mit der Geschäftsführung, dem Aufsichtsrat, dem Team stets vertrauensvoll, ja sogar freundschaftlich zusammengearbeitet.

Haben Sie schon Pläne für die nächste BUGA?

Sandner: Nachdem Rostock als Veranstaltungsort für die BUGA leider abgesagt hat, wurde nun der Staffelstab am 8. Oktober 2023 an die IGA Metropole Ruhr weitergegeben, die 2027 unter dem Motto „Wie wollen wir morgen leben?“ eine dezentrale internationale Gartenausstellung ausrichten wird.

Das Gespräch führte Gabriele Booth.

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Zur Person

Jochen Sandner ist seit 2010 Geschäftsführer der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft. Seit den frühen 1990er-Jahren ist er Gutachter, Berater, Projektsteuerer und Koordinator verschiedener Bundes- und Landesgartenschauen. Von 1997 bis 2002 war er Geschäftsführer der BUGA Potsdam 2001 GmbH, von 2005 bis 2010 Geschäftsführer der BUGA Schwerin 2009 GmbH.