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Mit dem „Mannheim Cube“ soll die Übertragung der Corona-Viren reduziert werden.

Atem-Aerosole zuverlässig messen – mit dem „Mannheim Cube“

Sie gelten als zentraler Übertragungsweg in der Corona-Pandemie: Aerosole. Die winzigen Tröpfchen, die schon beim normalen Sprechen freigesetzt werden, halten sich über einen längeren Zeitraum in der Luft und sind potenzielle Überträger von Viren aller Art. In geschlossenen Räumen ist daher strenge Lüftungshygiene wichtig. Von Akteuren aus dem Netzwerk Smart Production wurde nun ein wichtiges Gerät entwickelt und zur Marktreife gebracht, um dieses Problem in den Griff zu bekommen. Verbindendes Element war die funktionierende Netzwerkarbeit.

Das Kompetenzzentrum CeMOS (Center for Mass Spectrometry and Optical Spectroscopy) der Hochschule Mannheim entwickelte schon vor ca. zwei Jahren ein handliches Gerät in Form eines Würfels, ursprünglich um Luftqualität, Temperatur und CO2 zu messen. Dieser „Mannheim Cube“ ist auch das Anschauungsobjekt, an dessen Beispiel der Digi-Pate Stefan Bley die Prinzipien von Industrie 4.0 im Smart Production Demonstrator des Netzwerks zeigt.

„Ausgelöst durch die Corona-Diskussionen rund um CO2-Messungen entstand im Herbst 2020 die Idee, den ‚Mannheim Cube‘ zusätzlich zu nutzen, um Aerosole zu messen“, so der Erfinder Dr. Thomas Schäfer. Dabei griffen die Wissenschaftler auf einen Sensor zurück, der ursprünglich für die Bestimmung von Feinstaubkonzentrationen gedacht war und im Rahmen der FH-Impulsförderung M2Aind entwickelt wurde, einem Verbundforschungsprojekt der Hochschule Mannheim mit zahlreichen Unternehmen der Gesundheitsindustrie. Schnell wurde klar, dass diese geniale Idee weltweit einzigartig ist. Sie wurde daher zum Patent angemeldet.

Beim Netzwerkpartner ProxiVision GmbH aus Bensheim sind nun unter dem Markennamen ProxiCube die ersten Prototypen im 3D-Druck Verfahren entstanden. Die erste Charge wird als „Mannheim Cube Edition“ in Rot auf den Markt kommen. Die Schulen in Mannheim haben großes Interesse angemeldet. Schon in den nächsten Wochen können die ersten Klassenräume mit ProxiCubes ausgestattet werden. An der Werner von Siemens-Schule in Mannheim sind bereits seit Mitte Februar einige Würfel im Einsatz. Die Wirtschaftsförderung der Stadt Mannheim fördert die Entwicklung und Anwendung im Rahmen ihres Innovations-Netzwerks Smart Production. „Auf dem Weg zur Smart City ist die Entwicklung des ‚Mannheim Cube‘ ein Schlüsselprojekt, das auch über die Belüftungsthematik hinaus vielfältige Anwendungsszenarien bietet“, so Georg Pins, Geschäftsführer des Netzwerks.

Im Dezember 2020 wurde mit dem Mannheimer Technologie-Start-up Nevoox Europe GmbH, das auf innovative Hygienelösungen spezialisiert ist, ein starker Vertriebspartner gewonnen. Nevoox ist unter anderem mit der Entwicklung von UV-C-Licht basierten Desinfektionslösungen für Raumluft und Oberflächen erfolgreich und wird sowohl deutschlandweit als auch im internationalen Rahmen den Vertrieb der ProxiCubes exklusiv übernehmen.

Zahlreiche wichtige Werte zur Luftgüte kann der Würfel kontinuierlich messen und über verschiedene Kanäle an Nutzer wie Schulleiter, Gebäudemanager, Betriebsleiter oder auch im privaten Haushalt auf ein Dashboard oder Applikationen wie Handy-Apps übertragen. „In Hotels, Busunternehmen, Restaurants und vielen anderen Branchen lässt sich diese Technologie ebenfalls für die Sicherheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter und Gäste einsetzen“, sagt Thomas Walch, Geschäftsführer von Nevoox. „Bisher war eine Vielzahl an Sensoren notwendig, um all diese Daten aus der Raumluft zu ermitteln. Der faustgroße ProxiCube erledigt dies in einem Gehäuse und saugt durch einen kleinen Venti- lator die Luft zudem eigenständig an, um sie zu analysieren.“ Je nach Kundenanforderung kann der Nevoox ProxiCube2 mit verschiedenen Messkonfigurationen auch als OEM-Produkt geliefert werden. Der Nevoox ProxiCube2 arbeitet mit allen gängigen Funksystemen, lässt sich mühelos in Cloudsysteme einbinden und ist damit auch optimal als Trigger z. B. für ei- nen durch das Internet der Dinge (IoT) gesteuerten Luftfilter einsetzbar. Hiermit sind dem System keinerlei Einsatzgrenzen gesetzt, sei es als Insellösung für Schulen sowie Betriebe oder als Steuerungs- und Informationseinheit für Gebäudemanagement-Lösungen.