Am 12. April 2023 kam der Zulassungsbescheid. Am 14. April 2023 war das erste Fahrzeug der Rhein-Neckar-Tram in Mannheim unterwegs – pünktlich zur BUGA 23.

Bis Ende 2023 wird Skoda Transportation 17 neue Schienenfahrzeuge an die rnv liefern, bis Ende 2025 wird dann der komplette Auftrag von 80 Straßenbahnen abgewickelt sein. Mit einem Volumen von rund 265 Millionen Euro ist dies die größte Investition in der Geschichte Ihres Unternehmens. Was war der Grund für diese Entscheidung? 

Martin in der Beek: Unsere bisher 189 Schienenfahrzeuge, die in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg eingesetzt werden, stammen zum großen Teil aus den 1990er-Jahren, teilweise sind sie sogar noch älter. Und es handelt sich um ganz unterschiedliche Typen, weil die rnv durch den Zusammenschluss verschiedener Verkehrsgesellschaften entstanden ist. Wir sprechen scherzhaft von unserem "Fahrzeugzoo". Doch es geht nicht nur um den Ersatz in die Jahre gekommener Transportmittel, sondern auch um eine Erweiterung unserer Kapazitäten. Der Ausbau des Schienenverkehrs ist ein wichtiger Baustein der Energiewende – und eine vorrangige Aufgabe, die uns die Politik übertragen hat und der wir uns gerne stellen. Um es in Zahlen zu fassen: Aktuell befördern wir 500.000 Menschen pro Tag – bis 2030 sollen es mindestens 30 Prozent mehr sein. 

Wie wollen Sie dieses Ziel stemmen? 

in der Beek: Zum einen natürlich durch den Ausbau der Strecken. Schon Ende 2023 werden wir in Mannheim den Stadtteil FRANKLIN und 2027 das Glückstein-Quartier in unser Netz integrieren. Ein hohes Potenzial bietet auch die bessere Anbindung der Umlandgemeinden. Und wir müssen natürlich auf den bestehenden Strecken mehr Fahrgäste transportieren und unsere Kapazitäten noch besser nutzen.

Auf dem Weg zur BUGA 23 – hier an der Haltestelle in der Talstraße – wurde die Rhein-Neckar-Tram zuerst eingesetzt.
Foto: rnv

Auf wie viele Schienenfahrzeuge wollen Sie Ihren Fuhrpark denn aufstocken? 

in der Beek: Unsere Untersuchungen gehen von einem Bedarf von bis zu 300 Straßenbahnen bis 2040 aus. Im Fokus steht hier aber nicht nur die Zahl an Fahrzeugen, sondern auch deren Länge. Derzeit verfügen wir vor allem über Dreißig-Meter-Wagen. Nun bekommen wir neben 31 Wagen dieses Typs auch 37 Vierzig-Meter-Wagen und 12 rund sechzig Meter lange Bahnen, die dann die längsten Straßenbahnfahrzeuge der Welt sein werden. Außerdem haben wir noch eine Option auf weitere 34 Fahrzeuge.   

Was zeichnet denn die Rhein-Neckar-Tram im Vergleich zu ihren Vorgängern aus?

in der Beek: Wir haben uns mit der Rhein-Neckar-Tram für ein besonders robustes und langlebiges Modell entschieden, deren „Mutterversion“, die Artic Tram, sich in Finnland schon unter extremen Witterungsbedingungen bewährt hat. Dort findet ja auch in Otanmäki der Rohbau unserer Fahrzeuge statt. Wir kehren hier außerdem zu dem bewährten Prinzip der Drehgestelltechnik zurück, die neben einer langen Haltbarkeit einen besonders guten Fahrkomfort vor allem in den Kurven bietet – und trotzdem einen bequemen und  ebenerdigen sowie barrierefreien Einstieg an allen Türen ermöglicht. Diese Kombination war bisher nicht möglich. Ein weiterer positiver Aspekt dieser technischen Lösung: ein geringerer Verschleiß an den Fahrzeugen und Schienen. Diese müssen nun seltener gewartet werden und die Fahrgäste müssen sich über weniger Umleitungen und Ersatzverkehre ärgern. Wir sind zuversichtlich, dass die Rhein-Neckar-Tram uns 30 bis 40 Jahre erhalten bleibt.    

Eigentlich sollten die ersten Bahnen ja schon 2020 über die Gleise der Metropolregion Rhein-Neckar rollen. Was ist passiert?

in der Beek: In der Tat waren wir mit der Abwicklung unseres Auftrags anfänglich wirklich nicht zufrieden, das hat sich jedoch nach einem Managementwechsel bei Skoda Transportation glücklicherweise geändert. Außerdem sind wir nun mit eigenen Teams sowohl in Finnland als auch im tschechischen Pilsen, wo die Fahrzeuge zusammengebaut werden, vor Ort und haben ein Auge darauf, dass es mit der Produktion in unserem Sinne vorangeht. Außerdem muss man fairerweise sagen, dass wir teilweise auch selbst zu der Verzögerung beigetragen haben – durch die Einbindung der Bevölkerung, die uns sehr wichtig war. Wir haben den Bürgerinnen und Bürgern anhand eines 1:1-Modells die Möglichkeit gegeben, Verbesserungsvorschläge vor allem mit Blick auf die Barrierefreiheit zu machen, und auch über das Design der Sitzplätze konnte diskutiert werden. Die Ergebnisse haben wir Anfang 2019 noch in den Produktionsprozess eingebracht.

Wie sind Sie denn mit den ersten Monaten des Fahrgastbetriebs zufrieden?

in der Beek: Die Tests über die ersten 10.000 Kilometer liefen praktisch reibungslos. Und auch in den ersten Monaten, in denen wir die Fahrzeuge im Fahrgastbetrieb eingesetzt haben, gab es keine echten Probleme – und das ist eher die Ausnahme als die Regel, wenn ich auf ähnliche Projekte unserer Kollegen in anderen Städten schaue. Das freut uns auch deshalb besonders, weil diese Phase parallel zur BUGA 23 verlief – eine ganz besondere Herausforderung.

Die Fragen stellte Ulla Cramer.

Zur Person

Seit Mitte 2007 ist Martin in der Beek Technischer Geschäftsführer der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH. Der 1965 im westfälischen Lengerich geborene Diplom-Informatiker (FH) begann seine Laufbahn bei der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft und den Verkehrsbetrieben Karlsruhe.

Mit Flügen zu beliebten Urlaubszielen ist die RNA Rhein-Neckar Air in Mannheim sehr erfolgreich. Foto: RNA
Ab auf die Insel

Vor vielen Jahren, als die regionale Fluggesellschaft in Mannheim noch Cirrus Airlines hieß, standen Flüge von Mannheim nach Usedom regelmäßig auf dem Flugplan, und sie wurden gerne gebucht. „Es gab immer wieder Anfragen, ob wir Usedom wieder in den Flugplan aufnehmen könnten“, berichtet Dirk Eggert, Geschäftsführer der RNA Rhein-Neckar Air, die seit 2013 vom City Airport Mannheim aus startet. Am 30. April 2023 war es dann so weit. Der erste Flieger hob Richtung Usedom ab.

90 Minuten dauert der Direktflug von Mannheim zum Ostseebad Heringsdorf auf Deutschlands zweitgrößter Insel. Abreisetag ist Sonntag. Nicht gerade der klassische Ab- und Anreisetag, wie Eggert einräumt. „Aber wir konnten das mit der Hotellerie auf Usedom klären.“ Bilanz der ersten Saison: Es läuft!

Das Besondere an den Usedom-Flügen ist, dass man sie auch als Pauschalangebot inklusive Hotel buchen kann. Rhein-Neckar Air arbeitet hier mit dem Kasseler Unternehmen UKS Touristik zusammen. Von Kassel gibt es schon länger eine Flugverbindung nach Usedom, allerdings nur als Pauschalpaket. In Mannheim ist beides im Angebot: Die Hälfte der 31 Plätze in den Fliegern wird pauschal von UKS Touristik vermarktet, die andere Hälfte verkauft die Airline selbst. Gebucht werden können die Pauschalreisen in jedem Reisebüro.

Ausblick für 2024: Usedom bleibt auf dem Flugplan – und Sylt sowieso. Auf die beliebte Insel in der Nordsee bringt Rhein-Neckar Air ihre Gäste schon seit sechs Jahren und das dreimal in der Woche, am Mittwoch, Samstag und Sonntag. Nun also gibt es als alternatives Reiseziel das Pendant in der Ostsee. Stefanie Ball