Sina Steidl-Küster sieht in Mannheim für ihr Unter­nehmen ein hohes Wachstumspotenzial. Foto: KPMG

Seit Oktober 2022 ist Sina Steidl-Küster Regionalvorständin Südwest der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG – und damit auch für die Niederlassung Mannheim zuständig.

Seit dem 4. Oktober 2023 sind alle ihre Mannheimer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die neuen Räumlichkeiten im Gebäudekomplex LOKSITE im Glückstein-Quartier umgezogen. Zuvor hatte KPMG seinen Mannheimer Hauptsitz in der Schlossgartenstraße 1, verkehrsgünstig gegenüber dem Mannheimer Hauptbahnhof gelegen. Warum haben Sie sich für einen neuen Standort entschieden? 

Sina Steidl-Küster: Die Frage kann man ganz kurz und knapp beantworten: Wir brauchten mehr Platz, jetzt, aber auch mit Blick auf die Zukunft, denn wir wollen in Mannheim wachsen.

Wieviel Flächen haben Sie denn im Glückstein-Quartier angemietet?

Steidl-Küster: Mit 7.200 Quadratmetern verfügen wir nun über die doppelte Fläche wie zuvor und können unsere derzeit rund 380 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Mannheim an einem Standort zusammenführen. LOKSITE bietet jedoch Platz für ein Team von bis zu 500 Personen – und den werden wir in den nächsten Jahren auch brauchen. Ich bin auch deshalb so begeistert von unseren neuen Büros in LOKSITE, weil die Arbeitsmöglichkeiten dort total flexibel sind und definitiv den Puls der Zeit treffen. Es gibt Open Spaces, in denen man sich treffen und diskutieren kann. Es gibt Homezones, die jeweils einer oder mehreren Abteilungen zugeordnet sind, und wer lieber in einem eigenen Büro arbeiten möchte, der kann dies selbstverständlich auch tun. Bei Ausstattung und Design haben wir zudem auf Bezüge aus der Region geachtet.

Warum expandieren Sie in Städten wie Mannheim und konzentrieren sich nicht auf die Metropolen wie Stuttgart oder Frankfurt?

Steidl-Küster: Wir setzen auf eine regionale Wachstumsstrategie und stellen uns breit auf. Wir sind im Südwesten Deutschlands also nicht nur in Stuttgart, sondern in Mannheim, Karlsruhe, Freiburg, Ulm und Friedrichshafen vertreten. Mannheim ist ein stolzer und spannender Wirtschaftsstandort mit zahlreichen großen, aber auch vielen mittelständischen Firmen, und diese erwarten zu Recht, vor Ort betreut zu werden von Spezialisten, die sich in der Region auskennen und hier zu Hause sind. 

KPMG ist neben seiner Aufgabe als Wirtschaftsprüfer auch als Unternehmensberatung aktiv. Welche Themen stehen bei Ihren Kunden derzeit im Fokus?

Steidl-Küster: Intensiv diskutieren wir derzeit mit unseren Kunden die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die die Nachhaltigkeitsberichterstattung in Unternehmen auf eine Stufe mit der Finanzberichterstattung stellen wird – und uns geht es dabei nicht nur um die bilanzielle Sicht, sondern um eine ganzheitliche Betrachtung. Ich bin bei KPMG Botschafterin vor allem für das S im Regelwerk ESG Environmental Social und Governance, das die nachhaltige und ethische Praxis von Unternehmen bewertet. Da geht es um das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, Menschenrechte, Equal Pay oder Diversity – also um die Arbeitswelt der Zukunft. Aber es geht auch darum, wie finden wir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die wir vor dem Hintergrund der digitalen Transformation und dem Aus- und Aufbau der Innovationsfähigkeit in der Wirtschaft brauchen. Muss in Zukunft Deutsch noch unsere Umgangssprache in den Unternehmen sein? Wie coachen wir ältere Kolleginnen und Kollegen, um ihre Kompetenz und ihr Know-how länger in der Firma zu halten? Und wie steigern wir den Anteil von Frauen in Führungspositionen? 

Ist das auch ein Thema bei KPMG?

Steidl-Küster: Auch bei uns ist beim Thema Frauen in Führungspositionen noch Luft nach oben. Wir haben so tolle Frauen. Ich wünschte mir, dass auch junge Frauen etwas mutiger sind, an sich glauben und einfach mal machen. Ich hoffe, dass mein Beispiel zeigt, dass Frauen bei KPMG viel erreichen können.

Das Interview führte Ulla Cramer.

Zur Person

Die Wirtschaftswissenschaftlerin Sina Steidl-Küster startete 2005 nach ihrem Studium in Ulm bei KPMG im Bereich IT Compliance in Düsseldorf und managte später große IT-Transformationen. 2014 wurde sie zur Partnerin ernannt.  Sie leitete dann den Bereich Technology Consulting im Sektor Financial Services, bis sie im Oktober 2022 Regionalvorständin im Südwesten wurde.