Ob Fliesen- oder Bodenleger, Dachdecker, Maler und Elektriker: Koordination und Kooperation der Gewerke ist bei Bauprojekten verbreitet. Foto: kw

Gewerkeübergreifende Kooperationen sind im Handwerk längst kein Fremdwort mehr. Gerade mittleren und kleinen Betrieben bietet die interdisziplinäre Zusammenarbeit eine Chance, sich bei umfassenderen und komplexen Projekten gegen Großbetriebe und Generalunternehmer zu behaupten. Stephan Kolb hat das früh erkannt. Rund 20 Mitarbeitende beschäftigt sein Betrieb Kolb & Schmelcher Elektro auf der Vogelstang, im Laden auf dem Lindenhof und einer Zweigstelle in den Quadraten. Seit fast 35 Jahren ist Kolb im Geschäft. Schon seit 20 Jahren praktiziert der gut vernetzte Elektromeister das Kooperationsprinzip.

Und erfährt ständig mehr Zuspruch: „Du merkst, dass die Kunden das brauchen“, sagt er. Gefragt sei ein Koordinator der Gewerke, und das nicht nur bei Neubauten. Auch im Bestand sind oft viele verschiedene Aufgaben zu erledigen und aufeinander abzustimmen. Ein schönes Beispiel sei eine Dachdämmung, die häufig mit einer Solaranlage kombiniert werden soll. Da müssen sich Dachdecker, Zimmerer, Spengler und Elektriker, mitunter auch Fensterbauer und andere absprechen.

„Kunden schätzen eine Hand-in-Hand-Lösung mit einem zentralen Koordinator. Gewerkeübergreifendes Arbeiten ist im Handwerk ganz normal.“
Klaus Hofmann, Präsident der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald Foto: HWK

Auch die Renovierung einer Wohnung, Baderneuerung inklusive, erfordert mitunter Maler, Boden- und Fliesenleger ebenso wie Elektriker und Installateure. Vertreter all dieser Gewerke hat er in seinem Netzwerk, kennt sie teils schon lange, weiß, wer was gut kann. „Ich bürge quasi mit meinem Namen dafür, dass deren Qualität unseren Maßstäben entspricht“, betont er. Seine Kunden wissen, was sie an ihm haben, vertrauen ihm. Da ist es ihm sehr wichtig, dass sie nicht enttäuscht werden.

Auf höchste Präzision“ und Verlässlichkeit kommt es auch Christopher Haas an. Der angehende Fliesenlegermeister ist Chef von Haas Handwerk in Mannheim und arbeitet seit Jahren intensiv mit Elektriker Kolb zusammen. „Wichtig ist, dass die Chemie unter den Partnern stimmt“, bekräftigt er. Denn anders als bei Auftragsvergabe an einen Generalunternehmer sind die am Projekt beteiligten Betriebe keine Subunternehmen, sondern gleichberechtigte Partner. „Jeder bietet seine Leistungen separat an und wird auch als Einzelunternehmen beauftragt“, erklärt Kolb. „Jede beteiligte Firma rechnet ihre Leistungen gesondert ab und steht auch in der Gewährleistungspflicht.“

Der Vorteil einer solchen Kooperation für den Kunden: Er hat einen Ansprechpartner, der sich um die Abwicklung des Projekts und um die fristgerechte Einbindung der notwendigen Gewerke kümmert. Dem Bauherrn erspart das die aufwändige Suche und Auswahl von Betrieben, die er braucht. Oft selbst sachfremd, würde er unter Umständen sogar das eine oder andere Handwerk vergessen. „Ich berate mit meinen Partnern ausführlich vor Ort zu notwendigen und gewünschten Arbeiten“, betont Kolb.   kw