Roche: Mannheims größter Arbeitgeber wird 125 Jahre alt

Mit 8.400 Mitarbeitenden ist Mannheim weltweit der drittgrößte Standort von Roche. Foto: Roche

Das Schweizer Unternehmen Roche zählt heute mit über 100.000 Mitarbeitenden zu einem der weltgrößten Pharma-Konzerne. Davon allein rund 17.000 Beschäftigte Deutschland und 8.400 in Mannheim als drittgrößtem Standort der Gruppe weltweit. Wer hätte gedacht, dass die Geschichte von Roche vor 125 Jahren mit gerade einmal drei Angestellten begann.

Die zündende Idee hatte damals der junge Basler Kaufmann Fritz Hoffmann: Er wollte Medikamente industriell herstellen, erforschen und als Marken weltweit vertreiben. Sein Vorhaben bestärkt hatte wohl auch eine eigens erlebte Epidemie – in Hamburg saß er 1892 während des letzten großen Cholera-Ausbruchs in Europa fest. Für sein Ziel tat sich der 26-Jährige 1894 mit einem Chemiker zusammen. Beide übernahmen ein kleines Labor, das Tabletten, Salben und Extrakte herstellte. Der Partner stieg bald aus. Hoffmann, mittlerweile verheiratet mit Adèle La Roche, gründete am 1. Oktober 1896 mit seinem Vater die Kommanditgesellschaft Hoffmann-La Roche.

Fast zeitgleich schuf er eine Niederlassung in Mailand und zog eine neue Fabrik im badischen Grenzach hoch; sieben Mitarbeitende stellten hier zunächst das Wundantiseptikum Airol her. Auf die Erfolgsspur brachte die Firma dann 1898 der Hustensaft Sirolin. Das Unternehmen wuchs, war bald auf fast allen Kontinenten präsent. Grenzach blieb lange Zeit der bedeutendste Produktionsstandort. Das nach dem Ausbruch des ersten Weltkriegs erlassene Exportverbot von chemischen Produkten unterbrach jedoch die Versorgung des Konzerns von Grenzach aus. Entsprechend ging die Produktion zurück. Nach dem frühen Tod des Gründungsvaters 1920 übernahm als Nachfolger Emil Barell (1874 – 1953), der langjährige Leiter des Grenzacher Werks, die Firma. In seine Ära fällt das neue Geschäftsfeld Vitamine. 1934 produzierten die Grenzacher erstmals Vitamin C. Ende der 1930er waren es bereits etliche Vitaminpräparate, die nach dem Zweiten Weltkrieg boomen sollten.

Ab Mitte der 1950er-Jahre kamen Beruhigungsmittel wie Valium hinzu. 1968 nahm Roche Diagnostika ins Programm auf, stieg bei Kosmetika ein. In den 1980ern fokussierte sich Roche auf die Bereiche Pharma und Diagnostik. Diagnostics startete 1985 die Cobas-Gerätereihe für die klinische Analyse. Innovative Geräte zur Diabetesüberwachung kamen hinzu. 1991 erwarb Roche die weltweiten Rechte für die PCR-Technologie (Polymerasekettenreaktion) – heutzutage im Zuge der Corona-Pandemie in aller Munde. Pharma führte 1982 das Antibiotikum Rocephin ein, das schon 1987 im Umsatz sämtliche Roche-Produkte übertraf. Mit Roferon-A brachte Roche zudem sein erstes gentechnisch entwickeltes Medikament auf den Markt. Ab Mitte der 1990er-Jahre kamen eine Reihe innovativer Arzneimittel gegen Krebs dazu.

Mit dem Erwerb der Corange-Gruppe 1998 kam Boehringer Mannheim mit seinem Traditionsstandort in der Quadratestadt sowie der 1971/72 gegründeten Biotech-Schmiede im bayerischen Penzberg zu Roche. Das Unternehmen stieg so zur Nummer eins in der In-vitro-Diagnostik auf. In Penzberg unterhält Roche laut eigenen Angaben mittlerweile eines der größten Biotechnologie-Zentren in Europa. Mannheim wurde größter deutscher Standort und ist heute unter anderem ein Schwerpunkt für Diabetes Care-Produkte und globale Logistik-Drehscheibe für Roche-Diagnostika. Da sich der Pharma-Konzern nach der Jahrtausendwende klar als forschendes Healthcare-Unternehmen positionieren wollte, trennte er sich von Duft- und Riechstoffen, vom Vitamingeschäft und mehr. Umgekehrt übernahm er 2009 die Firma Genentech in San Francisco – neben anderen Akteuren auf dem Gebiet der Biowissenschaften, der Gensequenzierung und Gewebediagnostik. Mit dieser Kombination möchte Roche ganz wesentlich zur personalisierten Medizin von morgen beitragen.

Mehr Infos und Geschichten rund um 125 Jahre Roche auf der Seite www.roche.de/celebratelife.