Auch Entspannung war auf der BUGA 23, besonders im Luisenpark, angesagt.
Foto: Daniel Lukac/BUGA 23

Am Ende der Bundesgartenschau bleibt (vor allem) der Grünzug und ein noch attraktiverer Luisenpark.

von Gabriele Booth

Mehr Raum für Sport und Freizeit, mehr Grün, kühlere Nächte, bessere Luft zum Atmen – der  Wunschzettel der Mannheimer Bürgerinnen und Bürger war lang, als nach dem Abzug der US Army im Jahr 2011 unter dem Stichwort Konversion das Thema Stadtentwicklung neue Impulse bekam. Gleich mehrere bisher militärisch genutzte Flächen in der Stadt wurden frei und die Stadtgesellschaft entwickelte viele Ideen. Zum Beispiel: Was tun mit einer der größten Konversionsflächen Mannheims zwischen den Stadtteilen Käfertal und Feudenheim? Dort, wo die Spinelli-Kaserne mit 80 Gebäuden, Panzerwaschanlagen, Depots und einem eigenen Bahnhof mitten in einem riesigen Grünzug Nordost lag. Bis dato eingezäunt und Sperrgebiet.

Die Vorstellung, auf 230 Hektar eine breite Frischluftschneise zu entwickeln, einen  Kaltluftkorridor im Grünzug Nordost, von dem in heißen Sommernächten vor allem die angrenzenden Stadtteile Käfertal und Feudenheim profitieren würden, belebte die Diskussionen. Aber kann es sich eine Kommune leisten, eine so riesige Freifläche einfach liegen zu lassen?  Ist das nicht eine Utopie für eine Großstadt mit einer pulsierenden Wirtschaft, vielen Arbeitgebern, einem reichen Kulturangebot, Hochschulen, Universitätskliniken, die alle Platz brauchen? Mehr als zehn Jahre später zeigt sich: Der Grünzug direkt vor der Haustüre ist keine Utopie, sondern Realität.

Nach der Bundesgartenschau 2023, die die Finanzierung für die Entwicklung des Grünzugs deutlich voranbrachte, bleibt diese Freifläche dauerhaft erhalten. Die Kasernen wurden weitgehend abgerissen, Altlasten beseitigt, der Boden entsiegelt, Habitate für Eidechsen und Haubenlerchen geschaffen. Der Grünzug ist der bedeutendste Mehrwert, der nach der Bundesgartenschau bleibt, aber nicht der einzige, wie ein Überblick zeigt.

Der Grünzug Nordost: Die Freifläche wurde ökologisch aufgewertet und bietet dadurch attraktive Lebensräume für Menschen, Pflanzen und Tiere. Der Grünzug spielt bei der Kaltluftentstehung und Frischluftversorgung für die angrenzenden Siedlungsbereiche eine wichtige Rolle und bleibt künftigen Generationen als Freizeit- und Naherholungsbereich erhalten. Und vor allem: Er wird als grünes Band vom Käfertaler Wald und den Vogelstang-Seen über den Feudenheimer Bürgerpark und die Feudenheimer Au bis zum Neckarplatt und Luisenpark reichen. Diese Schneise kann in heißen Sommernächten kühlere Luft in die anliegenden Stadtteile bringen und der kühlende Effekt kann bis in die Innenstadt wirken, wie eine Studie feststellte. Insgesamt umfasst das Areal zwischen Käfertaler Wald und Neckarufer 230 Hektar. Rund 60 davon wurden ein halbes Jahr lang für die BUGA 23 genutzt.

Der Sport- und Bewegungspark mit den zahlreichen Spielstationen wurde nach der BUGA 23 freigegeben und steht nun jedermann zur Verfügung.
Foto: Carina Drexler/BUGA 23

Der Luisenpark: Nach der BUGA 23 wurde der Luisenpark wieder ein eigenständiger Park, der im Rahmen der Bundesgartenschau jedoch deutlich aufgewertet und an Aufenthaltsqualität dazugewonnen hat. Im Zentrum entstand die Neue Parkmitte mit einem neuen Südamerikahaus, in dem tropische Schmetterlinge, Krallenäffchen, Reptilien, Leguane und Kaimane die Besucherinnen und Besucher begrüßen. Der große Seerosenteich am Pflanzenschauhaus ist noch herrlicher geworden. Die begehbare große Volière mit Nimmersattstörchen, Waldrappen und Roten Sichlern hat ihren besonderen Reiz. Die putzigen Humboldt-Pinguine waren zwar schon vorher im Luisenpark zu Hause, doch ihr neues Domizil bietet ihnen nun bedeutend mehr Raum zum Schwimmen. Die Unterwasserwelt im Luisenpark konnte zwar nur mit etwas Verspätung realisiert werden, dafür wird sie die  Besucher aber dauerhaft erfreuen. „In 80 Schritten um die Welt“ lautet die Überschrift für die subaquatische Weltreise im Kleinformat. Sie macht Station am Mittelmeer, in Nord- und Südamerika, am Roten Meer, in Afrika bis Australien. In den 21 Aquarien leben Süß- und Salzwasserfische, auf ihrem Rundgang treffen die Besucher auf Kraken, lebende Fossilien wie Knochenhechte und Pfeilschwanzkrebse, aber auch auf geheimnisvolle blinde Höhlenbewohner wie den Höhlensalmler, angriffslustige Räuber wie die Piranhas oder Seepferdchen und Anemonenfische. Einen Höhepunkt bildet ein Riffbecken mit 22 Kubikmetern Wasser, das dem australischen „Great Barrier Reef“ nachempfunden ist. Nicht weit davon entfernt empfiehlt sich ein Spaziergang durch die Gärten von Mannheims Partnerstädten. Von Swansea bis Chisinau, von Haifa bis Zhenjiang haben Gärtner aus den befreundeten Städten hier besondere Akzente gesetzt.

Der Spinelli-Park: Das etwa 60 Hektar große Spinelli-Gelände wurde und wird nach der BUGA 23 in Teilen zurückgebaut, die Zukunftsbäume in die Stadt ausgesiedelt. Die U-Halle bleibt in Teilen erhalten, wird weiterhin Gastronomie beherbergen und Flächen können u. a. von Vereinen genutzt werden. Teile Spinellis werden mit Wohnhäusern durch die GBG bebaut, aber der größte Teil bleibt naturnahe Grünfläche und wird Teil der Frischluftschneise. Ebenfalls bestehen bleibt der Sport- und Bewegungspark mit den Spielstationen und Spielplätzen, der Parkouranlage, den Calisthenics-Angeboten und der Disc-Golf-Fläche.

Der Klimapark: Wer den Blick vom Spinelli-Gelände gen Pfälzer Berge richten möchte, steht auf dem Panoramasteg richtig. In einer Höhe von zwölf Metern erlaubt er einen Rundblick über Mannheim, aber auch Richtung Bergstraße. Die Metropolregion Rhein-Neckar liegt zu Füßen. Der Steg ragt 43 Meter freitragend über das Landschaftsschutzgebiet Feudenheimer Au und das dort entstandene Augewässer, das vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bietet.

Der Neckar selbst wurde im Rahmen der BUGA 23 renaturiert und teilweise aus seinem kanalisierten Bett befreit. Die Arbeiten sind noch nicht völlig abgeschlossen. Am Ende bringt die vom Land mitfinanzierte Maßnahme die Menschen dem Fluss wieder näher. Kurz vor der Mündung in den Rhein wird an dieser Stelle die ehemalige Neckarschleife wieder lebendig. 

Architektonisches Highlight der BUGA 23 ist der Panoramasteg, der über der Feudenheimer Au schwebt und einen wunderbaren Ausblick ermöglicht.
Foto: Daniel Lukac/BUGA 23

Der Radschnellweg: Ein Teilstück des Radschnellwegs „RS 15“ wurde rechtzeitig zur Bundesgartenschau fertig. Schon bald wird er vollendet. Die Strecke, die am westlichen Rand der Feudenheimer Au und des Spinelli-Geländes verläuft, ist Teil der Verbindung Mannheim – Viernheim – Weinheim – Darmstadt. Damit werden künftig die Mannheimer Stadtteile Vogelstang, Wallstadt und Käfertal an die Innenstadt angebunden. Er stellt für Berufspendler aus der Region eine attraktive Alternative zum Auto dar.