Die Bandbreite ist gewaltig: Einbruch, Heiratsschwindel, Enkeltrick, Unfall und auch Suizid. Gemeinsam ist allen Beispielen, dass sie auf den direkt oder indirekt Betroffenen schwer lasten, sich in die Psyche einbrennen können. Genau um dies zu vermeiden, gibt es die Beratungs- und Koordinierungsstelle Rhein-Neckar (BeKo), die sich der psychosozialen Notfallversorgung von Betroffenen verschrieben hat. Um die BeKo in ihrer Arbeit zu unterstützen, taten sich die Sparkassen Rhein Neckar Nord und Heidelberg zusammen: Bei einem gemeinsamen Spendentermin in der Heidelberger Sparkasse überreichten sie 30 000 Euro für die gute Sache.
Wie händeringend das Geld gebraucht wird, erfuhren Rainer Arens, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Heidelberg, und Thomas Kowalski, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Rhein Neckar Nord, von Stefanie Burke-Hähner. Sie ist die Geschäftsführerin des Heidelberger Kreisverbands der Arbeiterwohlfahrt. Dort ist die BeKo seit 2018 angesiedelt. Getragen von den Städten Heidelberg und Mannheim sowie dem Rhein-Neckar-Kreis gelte es jetzt, so Burke-Hähner, die Finanzierung dieser Modellberatung zu „verstetigen“. Sprich: Die Zukunft der BeKo zu sichern. Und das sei wichtig, da die psychosoziale Notfallversorgung eine Lücke zwischen Kriminalprävention und Opferschutz schließe, wie BeKo-Leiterin, einzige Mitarbeiterin und Psychologin Angelika Treibel am Beispiel eines Wohnungseinbruchs darlegte: „Wenn der erste Schock der Opfer überwunden ist und auch die Polizei ihre Arbeit getan sowie in Sachen Einbruchsschutz beraten hat, bleibt dennoch das beklemmende Gefühl: Meine eigene Wohnung ist nicht mehr mein sicheres Zuhause“, beschreibt Treibel die Gefühlswelt der Betroffenen.
Genau dort setzt ihre Beratung an. Treibel hört zu, gibt Beistand bei der Verarbeitung, vermittelt gegebenenfalls an andere Fachstellen. „Dabei geht es nicht um eine Trauma-Behandlung“, sagt die Psychologin, „sondern um eine Trauma-Verhinderung“. Deshalb ist das Angebot so niederschwellig wie nur möglich konzipiert. Es ist kostenlos, schnell, unbürokratisch und auf Wunsch auch anonym: „Es gibt viele, die sich schämen, Opfer geworden zu sein.“ Seit der BeKo-Gründung hat Angelika Treibel über 550 Menschen betreut, überwiegend Frauen. Für Sparkassenvorstand Thomas Kowalski steht die Sinnhaftigkeit der BeKo außer Frage: „Wenn ich mich in die Rolle eines Betroffenen versetze, und das könnte ich ja auch tatsächlich sein, dann schätze ich mich dankbar für ein solches Angebot. Als Sparkasse sind wir froh, unseren Beitrag zur wichtigen Arbeit der BeKo leisten zu können – sogar über Geschäftsgebiete hinweg.“ Dem zustimmend würdigte der Heidelberger Sparkassenchef Rainer Arens die Arbeit der BeKo als „Erfolgsgeschichte“, zumal sie auch für die Ermittlungsbehörden wertvoll sei. „Die Polizei kann darauf vertrauen, dass Betroffene nicht sich selbst überlassen werden“, betonte Kriminalhauptkommissarin Tanja Kramper vom Verein Kommunale Kriminalprävention Rhein-Neckar.