Wollen mit einem neu entwickelten Produktionsverfahren für die Herstellung von e-Methanol auch das Klima schützen: (v.l.) David Strittmatter,
Jens Geppert und Dr. Francisco Vidal Vazquez. Foto: ICODOS

Methanol ist mit rund 110 Millionen Tonnen pro Jahr eine der weltweit am meisten produzierten Chemikalien und dient als Kraftstoff u. a. für die Schifffahrt und als Grundstoff für eine breite Palette von chemischen Produkten wie Polymerfasern für die Textilindustrie, Kunststoffe für Verpackungen, Klebstoffe, Windeln, Farben oder Lösungsmitteln. Traditionell wird Methanol auf Basis von fossilen Rohstoffen wie Erdgas oder Kohle hergestellt – umweltfreundlich erzeugtes grünes Methanol war bisher eine teure und begrenzte Ressource. Dies will das Mannheimer Start-up ICODOS mit einer revolutionären Technologie ändern. „Unser am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) entwickeltes Verfahren erzeugt mittels Biogas aus Abfallströmen wie Klärschlamm und biologischen Abfällen in Verbindung mit erneuerbarem Strom Biomethan und e-Methanol“, berichtet CEO David Strittmatter. „In unserem Prozess wird Kohlenstoffdioxid aus dem Biogas abgetrennt und mit zusätzlichem grünen Wasserstoff aus einer Wasserelektrolyse in einem kombinierten Verfahren zu Methanol umgewandelt. Diese inzwischen patentierte Kombination von CO2-Abscheidung und Methanolsynthese ist einzigartig und senkt die Investitions- und Betriebskosten erheblich. Dies ist ein entscheidender Wendepunkt für eine nachhaltigere Schifffahrt und Chemieproduktion.“

Eine Pilotanlage am Institut für Mikroverfahrenstechnik am KIT ist seit November 2023 bereits vollständig in Betrieb und das Engineering für den Bau einer 15 Mal größeren Demonstrationsanlage, die voraussichtlich in Frankreich errichtet wird, ist gestartet. Sie wird durch einen Zuschuss von 10 Millionen Euro aus dem Horizont Europa Programm für Forschung und Innovation gefördert und soll 2025 ihre Arbeit aufnehmen. „Parallel arbeiten wir daran, eine kommerzielle industrielle Produktion aufzubauen und haben hier bereits erste Absichtserklärungen mit Industriepartnern unterzeichnet“, berichtet Strittmatter und ist überzeugt: „2030 werden wir dazu beitragen, Emissionen in Höhe von bis zu einer Million Tonnen Kohlendioxid pro Jahr zu vermeiden.“

Entwickelt hat die bahnbrechende Technologie Dr. Francisco Vidal Vazquez am KIT – gemeinsam mit führenden Wissen­schaftlern aus diesem Bereich. Im September 2022 erfolgte die Ausgründung von ICODOS und die Aufnahme von Jens Geppert, der als COO für den Aufbau der industriellen Produktion zuständig ist, und CEO David Strittmatter, der für die Kontakte mit der Industrie und die Vermarktung verantwortlich zeichnet, in das Führungsteam.

„Mannheim mit seinen ambitionierten Klimaschutzzielen und als Standort wichtiger Chemie- und Pharmaunternehmen ist einfach der perfekte Ort für den Aufbau unseres Unternehmens“, erklärt Strittmatter die Entscheidung, als Firmensitz von ICODOS das MAFINEX-Technologiezentrum in der Quadrate­stadt zu wählen. „Und besonders für Start-ups bietet Mannheim beste Bedingungen.“

Eine Plattform für fälschungssichere Zertifikate und Dokumente ist das erfolgreiche Geschäftsmodell von Virtualbadge.io: (v.l.) Malte Zander, Daniel Szymkowiak, Kenny Strubel und Giovanna Pergher. Foto: Virtualbadge.io

Ein Projekt mit seinem früheren Arbeitgeber war bei Malte Zander und seinen Mitgründerinnen und Mitgründern Giovanna Pergher, Daniel Szymkowiak und Kenny Strubel der Auslöser für ihr erfolgreiches Geschäftsmodell. „Wir hatten 2020 gerade unsere Digital-Agentur  FutureNext gegründet, als Olli Brümmer, Chef von ‚The Hackathon Company‘, für die ich früher tätig war, uns um Unterstützung bat“, erinnert sich Zander. „Es ging darum, seinen von der Europäischen Kommission initiierten Wettbewerb ‚EUvsVirus‘ zu begleiten, bei dem die besten Ansätze zur Bekämpfung des Corona-Virus im Mittelpunkt standen.“ Im Anschluss hatte das Quartett den Einfall, an die rund 25.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen digitalen Badge zu versenden – als Bestätigung und Erinnerung an das Event. Und das lief wunderbar. Mehr als 5.000 der Badges landeten auf LinkedIn und bei anderen sozialen Medien. „Das Zertifikat diente zum einen als Wertschätzung für die Mitwirkenden, steigerte jedoch gleichzeitig den Bekanntheitsgrad und die Reichweite der Veranstaltung. Das war die Geburtsstunde unserer Geschäftsidee.“

Die vier jungen Unternehmerinnen und Unternehmer entwickelten mit Virtualbadge.io eine Plattform, auf der Zertifikate eingestellt, verwaltet und heruntergeladen werden können. „Solche Testate sind Hidden Champions unserer Gesellschaft und werden immer wichtiger. Auf sie verlassen wir uns, wenn es beispielsweise um Qualifikationen von Personen oder die Qualität von Produkten geht“, weiß Zander.

Während es sich bei dem ersten Projekt rund um den Wettbewerb „EUvsVirus“ noch in erster Linie um den Einsatz von Badges als Marketing-Tool handelte, stehen bei den derzeitigen Kundinnen und Kunden vor allem die Themen Fälschungssicherheit und Effizienz im Fokus. „Bislang war die Ausstellung von Zertifikaten ein sehr aufwändiger Prozess. Die Papiere mussten mehrfach ausgedruckt, beglaubigt und versandt werden“, so Zander. „Das ist nun Geschichte. Auf unserer Plattform gewährleisten wir durch die Nutzung modernster Technologie eine fälschungssichere und einfach zu handhabende digitale Dokumentenverwaltung.“ Mehr als eine Million Dokumente, Zertifikate und Badges wurden seit der Gründung des Unternehmens online ausgestellt. Über 500 Firmen und Einrichtungen haben bereits die Leistungen von Virtualbadge.io in Anspruch genommen. 2023 soll der Umsatz bereits die Millionenhürde nehmen. 18 Mitarbeitende zählt die Firma mit Sitz im MAFINEX-Technologiezentrum – mit steigender Tendenz.

Ein Beispiel für den neu erschlossenen Kundenkreis sind die EASA-Zertifikate der Europäischen Agentur für Flugsicherheit, die die Qualifikation für in der Luftfahrtindustrie tätige Personen belegen – und nun durch die Plattform von Virtualbadge.io digital ausgestellt werden können. „Eine große Chance für uns ist zudem das Onlinezugangsgesetz, das z. B. Hochschulen ab Ende 2023 verpflichtet, Zeugnisse und andere Dokumente digital zur Verfügung zu stellen. In diesem Zusammenhang arbeitet Virtualbadge.io seit 2023 mit der SGD Studiengemeinschaft Darmstadt, Deutschlands führender Fernschule, zusammen. Auch vor diesem Hintergrund sehen wir noch ein großes Potenzial für unser Start-up“, blickt Zander optimistisch in die Zukunft.

Mit dem Verkauf ihres Adventskalenders mit Süßigkeiten aus aller Welt will Weihua Wang und ihr Team nicht nur ihr Social Start-up myBuddy unterstützen, sondern auch für ihre Idee eines kulturellen Miteinanders werben. Foto: myBuddy

Durch ihre persönliche Einwanderungsgeschichte in ihrer Kindheit kennt Weihua Wang die innere Zerrissenheit, die entsteht, wenn ein junger Mensch zwischen zwei Kulturen nach der eigenen Identität sucht. „Rund 25 Prozent der Bevölkerung in Deutschland haben einen Migrationshintergrund“, weiß die studierte Betriebswirtschaftlerin. „66 Prozent von ihnen glauben, dass sie nicht die gleichen Chancen haben wie gebürtige Deutsche, hat eine Bertelsmann-Studie aus dem Jahr 2022 ergeben. Wir glauben, dass ein Grund für diese Schwierigkeiten bei der Integration die mangelnden Kontakte untereinander sind. Das wollen wir mit unserem Social Start-up ‚myBuddy‘ ändern. Denn ich bin überzeugt, insbesondere die junge Generation kann die kulturelle Vielfalt zu einer gemeinsamen Stärke entfalten – gesellschaftlich und wirtschaftlich.“

Gestartet ist Weihua Wang bei ihrem im März 2021 ins Leben gerufenen Unternehmen mit dem Programm „myBuddy FRIENDHSHIP“. „Wir haben bereits über 1.000 Menschen aus verschiedenen Kulturen über unseren eigenen Algorithmus zusammengebracht und viele Freundschaften angestoßen“, berichtet die Social Entrepreneurin, die schon zahlreiche Erfahrungen in Politik und Wirtschaft, z. B. als jüngste Stadträtin in Schwetzingen oder als Unternehmensberaterin in der Boston Consulting Group, gesammelt hat.
Matchingkriterien sind das Alter, der Wohnort, die Interessen und das Geschlecht. „Da kann es um die gemeinsame Fußballbegeisterung gehen oder die Liebe zum Theater“, nennt Weihua Wang einige Beispiele. „Inzwischen haben wir auch weitere Programme aufgelegt wie ‚myBuddy ZU GAST‘. Dort wollen wir durch das gemeinsame Feiern von Festen unser gegenseitiges kulturelles Verständnis stärken.“ Jungen Menschen einen ersten Einblick in die Politik zu ermöglichen, ist der Ansatz des Programms „Landtagspraktikum“, bei dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Abgeordneten für eine Woche im baden-württembergischen Landtag begleiten können.

Die wirtschaftliche Basis von myBuddy bietet eine Mischfinanzierung aus Förderungen und wirtschaftlichen Aktivitäten wie dem Verkauf von Tickets für das „myBuddy“-FESTIVAL, das 2023 zum zweiten Mal stattfand. 20 Liveacts auf zwei Open-Air-Bühnen und über 20 interkulturelle und interaktive Angebote lockten zahlreiche Besucherinnen und Besucher in den Ehrenhof am Mannheimer Schloss. „Wichtig ist es uns, mit solchen Projekten nahe an unserem ursprünglichen Unternehmensziel zu bleiben“, betont die Verfechterin einer offenen und bunten Gesellschaft. „So gab es auch eine Crowdfunding-Allee mit zehn Sozialprojekten, an die wir pro Ticketverkauf einen Euro weitergaben.“ Ein großer Schritt zu einem sicheren finanziellen Fundament ist auch der Verkauf eigener myBuddy-Adventskalender mit verschiedenen Süßigkeiten aus aller Welt. Ihn gibt es seit 2023 nicht nur im myBuddy-Onlineshop, sondern auch in über 2.000 dm-Drogeriemärkten.