Bildtext: Lukas Fieber und Aditya Pasarakonda jubeln über den Mexi für ihre Playerdash.app. Foto: Henn

Sporttrainer und Spieler haben vieles zu besprechen und abzustimmen. Zum Beispiel Fragen wie: Was ist gut, was weniger gut gelaufen? Woran müssen wir arbeiten? Zusätzlich müssen sie Videos über Spiel-Highlights, Statistiken über gewonnene Zweikämpfe, die Taktik für die nächste Begegnung inklusive Gegner-Studium sowie auch Organisatorisches, Ernährungspläne, Trainingsabläufe im Blick haben. Jetzt gibt es für sie dazu ein wertvolles Hilfsmittel: die Playerdash.app.

Um die teaminterne Kommunikation und Trainingssteuerung zu verbessern, haben Lukas Fieber, Geschäftsführer der L&A Video Consulting GmbH und Co-Gesellschafter Aditya Pasarakonda einen cloudbasierten Mediahub entwickelt. „Wie ein Autofahrer auf dem Armaturenbrett (engl. Dashboard) die wichtigsten Fahrzeugfunktionen im Blick hat, haben Trainer und Spieler von Mannschaftssportarten ihre ganz persönlichen Trainingspläne, Analysen und Vorbereitungen damit jederzeit und überall genau im Blick“, erläutert Fieber.

In der Welt des Mannschaftssports kennen sich die beiden Gründer gut aus. Seit 2015 haben sie sehr erfolgreich als Hockeytrainer mit den deutschen Nationalmannschaften von Damen und Herren gearbeitet, sind zudem international als Berater und Referenten u. a. an der Sporthochschule in Köln aktiv. Mindestens genauso lang beschäftigt sie das Thema, wie man Trainern und Spielern relevante Inhalte übersichtlich und schnell zugänglich macht. Vor einem Jahr (2021) gründeten sie ihr Start-up.

Das Besondere an der playerdash-app: Trainerinnen und Trainer können das Team-Dashboard komplett individuell gestalten. Spielerinnen und Spieler haben mit einem Klick Zugriff auf für sie relevante Inhalte. Die Hockey-Nationalmannschaften Deutschlands, Österreichs und den USA sowie viele US-Collegeteams und Bundesliga-Mannschaften verschiedener Sportarten nutzen diese Plattform bereits.

Thomas Kowalski, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Rhein Neckar Nord, Sponsor des Preisgelds für die Kategorie Dienstleistungen, ist beeindruckt. „Lukas Fieber und Aditya Pasarakonda haben ihre Idealvorstellung realisiert und bieten ihre Dienstleistung nun auch anderen Vereinen, anderen Trainern an. Das ist Innovationsgeist in Reinform.“

Bildtext: Jan Oliver Bleil und Jan Karcher von Green Vision Solutions starten mit ihrer Software zur Berechnung des CO2 -Fußabdrucks voll durch. Foto: Henn

Die Geschäftsidee von Wirtschaftsingenieur Jan Karcher und Wirtschaftsinformatiker Jan Oliver Bleil ist brandaktuell: die Treibhausgasemissionen von Firmen und Produkten gemäß der erweiterten gesetzlichen Vorgaben zu berechnen. Denn solche Auskünfte müssen Unternehmen in Europa ab 2025 nach der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ab einer bestimmten Größenklasse veröffentlichen. Bei Nichteinhaltung drohen hohe Vertragsstrafen. Das beflügelt die Nachfrage nach den Leistungen des Start-ups: Seit der Gründung 2021 wurden bereits über 350.000 Tonnen an schädlichen Emissionen erfasst, nach Ursprung aufgeschlüsselt, erklärt und visualisiert. Über 500.000 Euro Umsatz hat das mittlerweile elfköpfige interdisziplinäre Team schon erwirtschaftet.

Unternehmen können, unterstützt durch die Experten von Green Vision Solutions, ihre Daten in Eingabemasken einer speziell entwickelten Carbon-Management-Software eintragen und dabei die Aufgaben auf verschiedene Schultern verteilen. „So kann etwa die Technik den Stromverbrauch und die Verwaltung die relevanten Daten zum Fuhrpark eingeben“, erläutert Karcher. „Wir passen die Masken an die Situation im jeweiligen Unternehmen an und unterstützen mit Tipps und Service“. Dazu gehört auch, die tatsächlichen Emissionsfaktoren zu recherchieren und mit den Durchschnittswerten im System abzugleichen.

Die Zahlen, anschaulich in einem Dashboard aufbereitet, können Kunden in ihrem Online-Account abrufen. Auf dieser Basis wird darüber hinaus ein Zertifikat erstellt. „Es ist bares Geld wert“, weiß Karcher, „da zum Beispiel viele Banken günstige Kreditkonditionen mit solchen Zertifikaten verbinden“. Viele große und bekannte Unternehmen aus ganz Deutschland zählt die Gesellschaft bereits zu ihren Kunden. Vor Ort in Mannheim betreut das Team unter anderem die Modehaus-Gruppe engelhorn und das Studierendenwerk.

„Unternehmen, die mit einem ökonomisch tragfähigen Geschäftsmodell soziale oder ökologische Wirkungen erzielen, sind wichtig für die Gesellschaft und die Entwicklung unserer Städte. Deshalb unterstützen wir als Mannheimer Wirtschaftsförderung beim MEXI-Preis die Kategorie Social Economy“, so Leiterin Christiane Ram. „Mit Green Vision Solutions hat ein herausragendes Unternehmen den ersten Platz in diesem Bereich belegt.“

„Unternehmen, die mit einem ökonomisch tragfähigen Geschäftsmodell soziale oder ökologische Wirkungen erzielen, sind wichtig für die Gesellschaft und die Entwicklung unserer Städte. Deshalb unterstützen wir als Mannheimer Wirtschaftsförderung beim MEXI-Preis die Kategorie Social Economy“, so Jürgen Münch, Teamleiter Gründungen und Förderungen. „Mit Green Vision Solutions hat ein besonders hervorragendes Unternehmen den ersten Platz in diesem Bereich belegt.“

Bildtext: Christoph Blattgerste, Martin Haag (Werkleiter Roche Mannheim), Dr. Ira Stoll und Lars Ewert (v.l.) freuen sich über die Auszeichnung der Software MyScribe zur Vereinfachung der Dokumentation im Klinikalltag. Foto: Henn

Fast die Hälfte ihrer täglichen Arbeitszeit müssen Klinikärztinnen und Klinikärzte für die vorgeschriebene Dokumentation aufwenden. Das bedeutet, Arztbriefe und Visitenlisten schreiben, Patientenakten fortwährend aktualisieren. Diese Erfahrung hat auch Dr. Ira Stoll (28) als Assistenzärztin im Heidelberger Universitätsklinikum gemacht. Schon 2020 hatte sie die Idee, eine spezielle Software zu entwickeln, die die Dokumentation vereinfachen soll. Software-Entwickler Lars Ewert realisierte das Projekt, Physiker Christoph Blattgerste komplettierte es durch Einbindung von künstlicher Intelligenz.

„Mehr als die Hälfte der täglichen Schreibzeit lässt sich mit unserer Software einsparen“, erklärt das Gründerteam von MySribe, einer webbasierten Applikation für Klinikärztinnen und -ärzte im Krankenhausbetrieb. Gerade ist das Trio dabei, die Software im Praxiseinsatz am Living Lab der Universitätsmedizin Mannheim zu erproben. Die Vorteile liegen auf der Hand: MyScribe ist eine Patientenakte, in der alle Informationen über einen Patienten, der gerade im Krankenhaus behandelt wird, gesammelt werden. Ärztinnen und Ärzte sowie das Pflegepersonal können die Daten von überall aufrufen und einsehen. Mit einem Klick wiederum kann aus diesen Daten ein Arztbrief erstellt werden, der aus stichpunktartigen Patientenverlaufsdaten in Fließtext verfasst ist. Kodiert sind die Daten so, dass sie auch für die Abrechnung mit den Krankenkassen genutzt werden können.

All dies schaffe mehr Zeit für die Behandlung von Patientinnen und Patienten und verbessere die Work-Life-Balance des chronisch überlasteten, weil unterbesetzten Klinikpersonals, wissen die Unternehmensgründer. Dadurch steuere myScribe maßgeblich dem Fachkräftemangel entgegen und mache durch Entlastung bei der Dokumentation den Arztberuf attraktiv.

„Dass der erste Prototyp bei diesen Anwendertests schon eine gute Resonanz erzielt, zeigt, dass die Gründer mit ihrer Idee richtig liegen“, so Dr. Ludger Bodenbach, Head of Manufacturing Technology bei Roche, das den Preisträger in der von dem Gesundheitskonzern gesponserten Kategorie Technologie sponsert. „Ich freue mich, dass wir dieses junge Unternehmen auf seinem Weg in die Zukunft unterstützen können.“

Starten mit ihren Vision Domes voll durch: (v.l.) Jonas Krüger, Leo Schleith und Philipp Jungk. FOTO: MÜNCH

Die Coronapandemie traf Philipp Jungk als Eventmanager besonders schlimm. „Zu allem Unglück wurde ich dann auch noch krank, lag frustriert im Bett. Doch das änderte sich schlagartig, als ich auf ein Video über den Architekten Richard Buckminster Fuller stieß, den Erfinder der geodätischen Kuppeln“, erinnert er sich heute. „Das Thema hat mich fasziniert – auch weil ich an der Universität Mannheim meine Masterarbeit über nachhaltige Architektur geschrieben hatte.“ Als er dann im fünften Stock auf seiner Dachterrasse seinen ersten Dome baute, wusste er: „Hier liegt meine berufliche Zukunft“ – und fand genauso begeisterte Mitstreiter. Gemeinsam mit dem Freien Planer Leo Schleith, der den Bachelor-Studiengang Architektur absolviert hat, und dem Sozialarbeiter Jonas Krüger gründete er Mitte 2021 die Vision Domes GmbH.
An ihrem Firmensitz in der Cocrafting-Community Honeycamp auf dem Konversionsareal Taylor (siehe auch Seite 86) fertigen die Unternehmensgründer nun mittels eines neu entwickelten Modular-Baukastensystems ihre „Vision Domes“, energieeffiziente geodätische Kuppeln aus nachhaltig produziertem Holz, die vielfältig einsetzbar sind. „Ob als Wintergarten, Event-Dome, Gewächshaus oder Gartenlaube – den Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt“, so das Trio. „Geodätische Kuppeln gehören zu den belastbarsten Gebäuden der Menschheit mit einem minimalen Einsatz an Material für eine maximale Innenraumfläche. Nicht umsonst plant die NASA die Verwendung entsprechender Architekturen bei ihren zukünftigen Bauten auf dem Mars.“
Doch für die Jungunternehmer umfasst Nachhaltigkeit nicht nur den Umweltaspekt durch die Verwendung nachhaltiger Ressourcen. Die soziale Komponente hat bei ihnen ebenfalls einen hohen Stellenwert. In Workshops bringen sie Jugendlichen das Thema Upcycling nahe – ein Ansatz, mit dem sie sich derzeit auch mit Blick auf ihr Start-up intensiv beschäftigen. „Die aktuellen Preissteigerungen für Holz sind für uns eine echte Herausforderung. Da zerlegen wir auch schon einmal vorhandene Paletten, um an das nötige Baumaterial zu kommen.“
Denn an Aufträgen und Anfragen mangelt es nicht. Erste Prototypen wurden bereits installiert. Selbst auf dem Reeperbahnfestival im September 2021 war ein Event-Dome aus Mannheim zu bestaunen – womit eine lange Tradition in der Quadratestadt fortgesetzt wurde. Denn auch die Multihalle, die zur Bundesgartenschau 1975 errichtet wurde, ist eine gigantische geodätische Struktur.

„Der MEXI in der Kategorie Social Economy, der bereits zum zweiten Mal von der Stadt Mannheim ausgelobt wird, trägt zur Sichtbarkeit von Unternehmen wie Vision Domes bei, die sich gesellschaftlich engagieren“, betont Christiane Ram, Leiterin der Mannheimer Wirtschaftsförderung.

 

NXT Consulting, v.l. Christian Blasen und Maximilian Boeckler
FOTO: TRÖSTER

Stellen Sie sich vor, zwischen dem Urlaubsgruß Ihres besten Freundes und dem Geburtstagsfoto Ihres jüngsten Neffen auf Facebook oder Instagram taucht plötzlich eine Stellenanzeige auf. Und nicht irgendeine, nein, sie ist ganz auf Sie, Ihren Beruf, Ihre Ausbildung und Ihre Interessen zugeschnitten und lockt mit sympathischen Bildern Ihres potenziellen Arbeitsplatzes und von netten Kolleginnen und Kollegen, die nur auf Sie zu warten scheinen. Performance Recruiting heißt diese neue Option, an dringend benötigte Fachkräfte zu kommen. Maximilian Böckler und Christian Blasen haben sich mit ihrem Mitte 2020 gegründeten Unternehmen NXT JOBS genau auf diesen Weg gemacht.
„Post and Pray: Stellenanzeigen schalten und dann beten, dass sich ein geeigneter Kandidat meldet, ist bei Personalern heute ein weit verbreitetes Phänomen“, weiß Maximilian Böckler, der in seinem vorherigen Job als Senior IT Consultant hautnah miterlebt hat, wie schwer es gerade mittelständischen Unternehmen fällt, über klassische Zeitungsannoncen, Online-Stellenportale oder eigene Karriereseiten die geeigneten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. „Wenn ein Arbeitgeber passende Bewerberinnen und Bewerber jedoch durch die Nutzung intelligenter, selbstlernender Algorithmen über soziale Medien in ihrem privaten Umfeld anspricht – dann geht er nicht in der Masse unter und wird ganz anders wahrgenommen.“ Ein weiteres Plus: Die Unternehmen kontaktieren auf diese Weise auch sogenannte passive Kandidaten, die nicht explizit nach einer Stelle suchen, aber vielleicht bei einem interessanten Angebot doch wechselwillig sind.
Und noch ein zweiter Schritt sorgt für eine hohe Qualität bei der Auswahl. „Wer auf die Anzeige klickt, landet sofort bei einem ‚smarten Bewerbungsprozess‘ mit drei bis fünf Qualifizierungsfragen, der die Bewerberinnen und Bewerber im Sinne des personalsuchenden Unternehmens filtert. Letztendlich bleiben nur die Top-Kandidatinnen und -kandidaten übrig“, erklären die Existenzgründer das Verfahren.
Rund 60 Firmenkunden hat das Start-up schon gewonnen und ist auf Expansionskurs. „Schließlich sind allein in Deutschland in den Portalen Facebook und Instagram jeden Monat 30 Millionen Menschen unterwegs. Da steckt ein riesiges Recruiting-Potenzial.“

„Corona hat noch einmal verdeutlicht, dass wir in Deutschland einen digitalen Wandel brauchen“, weiß Thomas Kowalski, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Rhein Neckar Nord. NXT JOBS, die wir gemeinsam mit The Hackathon Company gesponsert haben, ist ein mustergültiges Beispiel für Jungunternehmen mit digitalem Mindset.“

 

Oliver Bruemmer Chef der Firma The Hackathon Company, die einen der MEXI-Preise gewonnen hat
FOTO: TRÖSTER

Es war ein Event der Superlative: Knapp 21.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer trafen sich im April 2020 zum europaweiten Hackathon #EUvsVirus, zu dem der Europäische Innovationsrat eingeladen hatte. Gesucht wurden Ideen zur Bekämpfung der Coronaviruspandemie. Von über 2.000 eingereichten Projekten wurden 117 Vorschläge ausgewählt – vom virtuellen Klassenzimmer bis zu einem Patienten-Monitoring-System, das den physischen Kontakt zwischen Pflegern und Patienten minimieren soll. Als Kurator und Organisator für Deutschland fungierte das Mannheimer Start-up The Hackathon Company, das die vollautomatisierte IT-Infrastruktur zur Verfügung stellte.
Im Rahmen seiner hackdays bringt das 20-köpfige Team um Gründer und CEO Oliver Brümmer seit der Firmengründung im Sommer 2018 externe Digitalisierungsexperten wie Softwareentwickler mit Unternehmen und Institutionen zusammen, um an digitalen Problem- lösungen zu arbeiten – ein Bereich, in dem in Deutschland durchaus noch Nachholbedarf herrscht, wie der Chef des Start-ups weiß. „Firmen haben auf diese Weise nicht nur die Chance, neue Geschäftsmodelle, Produkte und Prozesse zu erarbeiten, sondern auch die Möglichkeit, zahlreiche Talente kennenzulernen, die für den digitalen Fortschritt im Unternehmen wertvoll sein können“, beschreibt er den doppelten Mehrwert dieser Veranstaltungen. „Einstellungen erfolgen bei so gut wie allen unseren Events.“ The Hackathon Company kann für solche Challenges inzwischen auf eine Community von rund 20.000 Spezialisten zurückgreifen und erweitert diese kontinuierlich, u. a. durch die enge Kooperation mit Hochschulen. „Wir sind mit unseren Hackathon-Konzepten inzwischen als globaler Player unterwegs – mit zahlreichen internationalen Kunden.“
Auch mit seinem zweiten Produkt, der Hackexperience, ist das junge Unternehmen erfolgreich. „Hier geht es darum, einer bereits vor- handenen Mannschaft neue Arbeitsmethoden und eine innovative Unternehmenskultur nahezubringen“, so Brümmer. Und an weiteren Ideen mangelt es nicht. „Mithilfe von neu eingestellten Softwarespezialisten wollen wir das Thema ‚Turnkey DIGITAL Business Building‘ angehen, das heißt die Entwicklung von sofort umsetzbaren digitalen Geschäftsmodellen für unsere Kunden. Denn wir finden es sehr schade, wenn bei unseren Hackathons vorangebrachte Lösungen und Denkansätze immer wieder im Firmenalltag untergehen. Dies möchten wir gerne verhindern.“

„Corona hat noch einmal verdeutlicht, dass wir in Deutschland einen digitalen Wandel brauchen“, weiß Thomas Kowalski, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Rhein Neckar Nord. „The Hackathon Company, die wir gemeinsam mit NXT JOBS mit dem MEXI gesponsert haben, ist ein mustergültiges Beispiel für Jungunternehmen mit digitalem Mindset.“

 

 

Abhinav Ramachandran (r.) und Phanindra Gopala Krishna setzen sich mit ihrem Unternehmen FRENVI für die Vermeidung von Abfall ein. FOTO: FRENVI

Als sich die beiden indischen Ingenieure Abhinav Ramachandran und Phanindra Gopala Krishna in Heidelberg trafen, waren es vor allem drei Interessen, die sie miteinander verbanden: ihre Begeisterung für Technik, ihr Wunsch, sich selbstständig zu machen und ihre Liebe zur Natur. Das Start-up, das sie Ende 2019 gründeten, verknüpfte all diese Punkte miteinander, denn bei FRENVI, Kurzform für „Friendly Environment“, steht die Vermeidung von Plastikmüll in der Gastronomie ganz oben auf der Agenda – mittels des von Abhi und Phani entwickelten Produktionsverfahrens „Continuous-Thermo-Forming“, das inzwischen patentiert wurde.
Bis Ende 2022 plant die junge Firma mit derzeit sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Mannheim den Aufbau einer eigenen Produktion, bei der zum Auftakt der „Tasty Maxi“, ein geformter, essbarer Löffel mit verschiedenen Geschmacksrichtungen, vom Band laufen soll. „Unsere Anlage wird eine Kapazität von täglich drei Millionen Löffeln haben und wir werden ca. 50 Personen beschäftigen“, so die Unternehmensgründer. Im Oktober 2021 ist der Testlauf im indischen Bangalore gestartet, wo die Fertigung mit rund 35 Mitarbeitenden und einer Tageskapazität von 200.000 Stück halbautomatisch gefahren und auf Herz und Nieren getestet wird. „Mittelfristig wollen wir beide Standorte betreiben, um weltweit agieren zu können. Schon jetzt haben wir zahlreiche Anfragen nicht nur aus Europa, sondern auch aus Asien.“ Bereits seit Juni 2021 auf dem Markt ist das erste Produkt der EATlery-Linie – der Begriff steht für EAT und Cutlery (Besteck): der flache Eislöffel „Tasty Mini“, den Großbäckereien in Deutschland im Auftrag von FRENVI fertigen.
Doch nicht nur Primärstoffe wie ein „Keksteig“ lassen sich durch das FRENVI-Herstellungsverfahren verarbeiten, Ramachandran und Krishna haben auch das Upcycling von Abfall aus der Lebensmittel-, Getränke- und Agrarindustrie im Visier wie Bier- und Teetreber, Schokoladen- und Kakaoreste oder Seegras. „Hier sind wir derzeit noch auf der Suche nach Konzernen aus diesen Branchen, deren Reststoffe wir zu Bechern, Tellern oder auch Kosmetikbehältern oder Umverpackungen für Süßigkeiten verarbeiten können, die zwar nicht essbar, aber natürlich kompostierbar sind und in rund 30 Tagen zerfallen. Mit zwei Unternehmen haben wir mit diesen Forschungsansätzen schon eine enge Kooperation gestartet.“

„Dieses ‚Waste-to-value‘-Konzept passt genau in die Zeit“, bescheinigt Dr. Ludger Bodenbach, Head of Manufacturing Technology bei Roche, dem Preisträger in der von dem Gesundheitskonzern gesponserten Kategorie Technologie. „Überzeugend ist für mich jedoch auch der industrielle Ansatz von FRENVI.“

 

Setzen sich gemeinsam für umweltfreundliche Produkte ein: (v.l.) Salar Armakan, Felix Kleinhenz und Katharina Zurmühlen

„Moanah“ ist das hawaiianische Wort für Ozean – wo inzwischen hunderttausende Teile Plastikmüll herumschwimmen, den Meeresbewohnern schaden und durch die Nahrungskette auch den Menschen erreichen. „Dass wir diesen Namen für unsere Firma gewählt haben, macht unser Ziel deutlich: Wir kämpfen gegen den Plastikmüll und wollen einen plastikfreien Haushalt für jeden“, berichtet Salar Armakan, der das Start-up im Oktober 2019 gründete. „Seit Juni 2020 ist nun unser erstes Produkt auf dem Markt: nachhaltige Reinigungsmittel, die wir als Konzentrat in Pulverform, verpackt in kleinen aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellten Sachets, anbieten. Diese versenden wir in einem Briefumschlag aus Altpapier per Post – und im Starterset sind zudem drei Design-Glasflaschen enthalten. Dann fügt man nur noch Wasser hinzu – und unsere Glas-, Bad- und Allzweckreiniger sind fertig zum Einsatz.“ Das Thema nachhaltige Putzmittel brachte dem jungen Unternehmer schon seine Mutter nahe, die auf die gängigen Produkte allergisch reagierte, und mit eigenen Alternativen experimentierte. Dies motivierte Armakan, gemeinsam mit CPO Felix Kleinhenz und CMO Katharina Zurmühlen zur Gründung des Start-ups.

Durch sein Finanzstudium in Wien und eine mehrjährige Tätigkeit bei einer Schweizer Bank war das betriebswirtschaftliche Know-how bereits vorhanden – die Herausforderung war es eher, eine hochwertige Rezeptur für das Reinigungsmittel zu finden. „Denn allein die Nachhaltigkeit als Verkaufsargument reicht nicht, unsere Produkte müssen auch von der Qualität her stimmen“, weiß der Mannheimer mit iranischen Wurzeln. In Zusammenarbeit mit einem rheinland-pfälzischen Hersteller von Haushaltsreinigern entwickelte er ein innovatives Granulat, das dort exklusiv für „Moanah“ produziert wird, in Haßloch wird die Produktpalette des Start-ups in umweltfreundliche Sachets abgefüllt und in der Mannheimer Neckarstadt von Armakan und seiner Familie abgepackt und versandt. Der Vertrieb erfolgt dabei über einen eigenen Online-Shop.Doch auch erste Listungen im Handel gibt es bereits. „Dass wir als erstes Unternehmen mit dem neuen MEXI-Preis der Kategorie ‚Social Economy‘ ausgezeichnet wurden, wird dazu beitragen, gemeinsam mehr Plastikmüll einzusparen und vielleicht den ein oder anderen Investor auf uns aufmerksam machen. Das würde uns sehr freuen“, so der Unternehmensgründer.

„Moanah vereint Nachhaltigkeit mit Gründergeist und einem bereits funktionierenden Geschäftsmodell, welches auch massenmarkttauglich ist“, ist Christian Hübel, Leiter des Fachbereichs Demokratie und Strategie bei der Stadtverwaltung Mannheim, der den Preis gestiftet hat, begeistert. „Das Thema Nachhaltigkeit steht bei der Stadt Mannheim ganz oben, da liegt es nahe, dass wir uns hier mit einem Preis engagieren.“

Lernen Sie Moanah kennen:

Die Unterstützung der digitalen Transformation ist das Geschäftsmodell von Jan Krikava, Alex Elbracht und Ye Fung Tchen, den Gründern von KLQC IT (v.l.), für das sie mit dem MEXI der Kategorie Dienstleistungen ausgezeichnet wurden.

Schon während ihres Studiums wälzten Jan Krikava und Alex Elbracht 2013 erste Pläne für ein erfolgreiches Unternehmen – und fünf Jahre später war es soweit. Gemeinsam mit Ye Fung Tchen gründeten sie 2018 die KLQC IT GmbH mit Sitz im MAFINEX-Technologie-Zentrum. Das Geschäftsmodell: Consulting und agile IT-Dienstleistungen rund um die digitale Transformation von der initialen Beratung bis zur Umsetzung aus einer Hand. Und das Start-up legte einen Blitzstart hin: Die Mannschaft um die drei Gründer ist zwischenzeitlich auf zwölf Kolleginnen und Kollegen gewachsen und im ersten Halbjahr 2020 wurde trotz Corona-Krise ein Umsatzwachstum von über 60 Prozent erreicht. Unterwegs ist KLQC IT vor allem in der Automotive-Industrie – zum Beispiel bei dem Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen sowie Mercedes-Benz. Ab 2021 wird der volle Fokus auf Life Science liegen. „Unser primärer Schwerpunkt sind Portale, gefolgt von Plattformen – für Kundenkontakte, aber auch für E-Commerce“, so Krikava. „Besonders interessant ist natürlich auch das Thema Data Science, denn Unternehmensdaten bieten oftmals ungeahnte Vorteile im Wettbewerb. Wir helfen Firmen dabei, ihre Daten gewinnbringend einzusetzen.“
In ihrem eigenen Unternehmen ist die Digitalisierung ebenfalls schon weit fortgeschritten. „Was wir unseren Kunden nahelegen, müssen wir natürlich auch selbst umsetzen“, bringt es Alex Elbracht auf den Punkt. „Durch unsere schlanken Prozesse und den weitgehenden Verzicht auf Mitarbeiter, die sich ausschließlich mit administrativen Aufgaben befassen, können wir unsere Dienstleistungen günstiger anbieten.“ Und vielleicht wird KLQC bei diesem Erfolg seine Flächen im MAFINEX weiter ausbauen können. „Angefangen haben wir im Co-Working-Space im Bauteil B – heute belegen wir im Bauteil C im zweiten Stockwerk praktisch die komplette Außenseite, das macht uns schon ein bißchen stolz“, freuen sich die MEXI-Preisträger im Bereich Dienstleistungen.
Thomas Kowalski, Vorstandsmitglied der Sparkasse Rhein Neckar Nord, ist als Sponsor von „seinem“ Unternehmen überzeugt. „Das Geschäftsmodell von KLQC IT ist ein mustergültiges Beispiel für digitale Innovation. Trotz Krise musste das junge Unternehmen keine Mitarbeiter entlassen und legte beim Umsatz sogar noch kräftig zu. Da sagen wir nur ‚Chapeau und weiter so‘“.

Einen spannenden Eindruck des Preisträgers erhalten Sie durch diesen Kurzfilm:
https://youtu.be/7nfNRYnGAnQ

Den MEXI der Kategorie Technologie erhielt die Firma Thericon für ihr neu entwickeltes, multiparametrisches Bildgebungsverfahren.

Mit seinem neuartigen optischen Bildgebungssystem für die minimal-invasive Chirurgie hat das 2019 von Dr. Nikolaos Deliolanis und Dr. Bartek Grychtol gegründete Start-up Thericon GmbH die Juroren des MEXI 2021 überzeugt. „Tumore sind oft schwer zu entdecken und es besteht immer die große Gefahr, dass nach der Operation Krebsgewebe zurückbleibt“, erklärt Dr. Deliolanis den Hintergrund der Innovation, für die bislang schon fünf Patente in den USA, Japan und China erteilt wurden. Ein Patent der EU soll demnächst folgen. „Bildgebungssysteme, die die operierenden Ärzte bei ihrer Arbeit unterstützen, sind hier eine große Hilfe, haben jedoch erhebliche Defizite. Unsere multiparametrische Bildgebungstechnologie wird das erste System auf dem Markt sein, das simultane Farb- und Fluoreszenz-Bildgebung über das gesamte Lichtspektrum ermöglicht und in Echtzeit eine nie dagewesene Fülle an Bildinformationen liefert, die den Chirurgen dabei hilft, Tumore zu erkennen – ohne Unterbrechungen während des chirurgischen Eingriffs.“

Prof. Maximilian Kriegmair von dem Universitätsklinikum Mannheim hat das innovative System bereits auf Herz und Nieren geprüft. „Diese Entwicklung hat das Potenzial, die intraoperative Bildgebung in der Endoskopie und Chirurgie grundlegend zu verbessern“, so der erfahrene Mediziner.

Die Basis für die Innovation wurde in der Fraunhofer Projektgruppe für Automatisierung in der Medizin und Biotechnologie PAMB im Mannheimer Existenzgründungszentrum CUBEX41 gelegt, wo Thericon auch seinen Sitz hat. Der Prototyp wurde in verschiedenen klinischen Studien getestet. Nun laufen Gespräche mit Investoren, um die Produktentwicklung und Zulassung zu finanzieren. „Der Markt für endoskopische Bildgebungsysteme hat weltweit ein Volumen von rund 12 Milliarden Euro und wächst schnell“, beschreibt CCO Dr. Steffen Schabel die wirtschaftlichen Perspektiven von Thericon. „Und dieser Markt ist reif für Verbesserungen.“

Dr. Ludger Bodenbach, Head of Manufacturing Technology, der in der MEXI-Jury für die Kategorie Technologie den Sponsor Roche vertrat, sieht ebenfalls die gegenüber den Standardverfahren deutlich verbesserte diagnostische Sensitivität als wichtigsten Pluspunkt. „Die Entwicklung von Thericon ist innovativ, zukunftsweisend und gibt Krebspatienten weltweit Hoffnung“, so seine Einschätzung.

Klicken Sie auf diesen spannenden Kurzfilm zu Thericon:
https://www.youtube.com/watch?v=2BPJkArz9tk&feature=youtu.be

Fa Osapiens im Mafinex, MEXI Preistraeger 2019
die 3 Geschaeftsfuehrer v.l.n.r. Matthias Jungblut, Alberto Zamora, Stefan Wawrzinek
© Manfred Rinderspacher

Beratung, Design und Implementierung von Track & Trace-Projekten und die Digitalisierung von Supply Chains ist die Geschäftsidee von osapiens services. Rufen doch Schmuggel und Plagiate immer häufiger den Gesetzgeber auf den Plan, der Unternehmen verpflichtet, die Rückverfolgbarkeit ihrer Waren, aber auch die damit verbundenen Finanzströme bis hinab zu jedem einzelnen Stück, zu gewährleisten.

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Es ist eine erschreckende Zahl: Weltweit erkranken jährlich 230.000 Patienten an primären, bösartigen Hirntumoren, bis 2035 wird ein Anstieg auf 330.000 erwartet. Die beste Therapie – eine Operation – ist bei vielen Patienten nicht möglich. Alternativen sind gefragt – und hier kommt implacit ins Spiel.  „Wir möchten mittels moderner Softwarealgorithmen die Krebstherapie vor allem bei Hirntumoren effizienter und schonender gestalten und die Überlebensdauer und Lebensqalität verbessern“, beschreiben die Geschäftsführerinnen Katharina Aschenbrenner und Lisa Wittmayer ihr Ziel.

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Die Züchtung von Zellkulturen gehörte für den Biotechnologen Valentin Kramer während des Studiums nicht gerade zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Der Grund: Drei bis acht Gefäße braucht man, bis die Zellkultur ein Volumen von etwa 20 Liter erreicht. Das muss effizienter und einfacher gehen, dachte sich der damalige Student. Seine Idee: Die Erfindung eines Gefäßes, das sich ausdehnen und an das benötigte Volumen für die Zellkultur anpassen lässt. Die Lösung: ein aufblasbarer Single Use-Bioreaktor mit extrem ausdehnbarer Reaktorwand.

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Mithilfe von klassischer linguistischer Analyse und moderner Big-Data-Technologie wertet die LUB GmbH – Linguistische Unternehmensberatung vorliegende Texte systematisch aus, bringt verborgenes Wissen ans Tageslicht und entwickelt Strategien für die interne und externe Kommunikation, Human Resources sowie Corporate Social Responsibility. „Ein Instrument dazu sind beispielsweise Mustertexte und linguistische Toolkits – denn nicht nur ein Corporate Design ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Markenbildung, sondern auch ein Corporate Wording“, so Geschäftsführerin Dr. Simone Burel.

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Ausgefallene und individuelle Reisen liegen im Trend. Michael Wurst lässt diese Wünsche mit der Online-Reiseplattform mistertrip.de Realität werden. „Wir vermitteln auf unserem Portal, das im Frühjahr 2016 online ging, den direkten Kontakt zu über 60 Agenturen und Spezialisten in 50 Ländern. Diese entwickeln dann mit ihrem lokalen Know-how und in Rücksprache mit dem Kunden einen maßgeschneiderten Urlaub“, erklärt der Unternehmer.
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Das covexo-Team Lukas Gentele, Fabian Kramm und Daniel Thiry (v.l.) hat eine Cloud Development-Plattform auf den Weg gebracht. Foto: covexo

Eine Cloud Plattform für Software-Entwicklung – das ist die Geschäftsidee von Lukas Gentele, Daniel Thiry und Fabian Kramm, Gesellschafter der im April 2017 gegründeten covexo GmbH. Die von den IT-Spezialisten ausgetüftelte Cloud Development-Plattform verlagert die Programmierung in die Cloud. Dadurch wird die Programmierung vereinfacht und beschleunigt.
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Die Geschäftsidee von Lucas Pulkert und Maria Pentschev, Gründer der stilfaser GmbH: mit dem Modelabel „von Jungfeld“: den Markt für Herrensocken mit bunten, hippen Varianten aufzumischen. MEHR ERFAHREN

Co-Browsing ohne Vorbereitungszeit, das heißt ohne den Download einer speziellen Screensharing-Software: Mit der Entwicklung der Software „Synchronite“ begeisterten die Wirtschaftsinformatiker Dr. Christian Thum und Dr. Stefan Seedorf bedeutende Kunden wie die Versicherung CosmosDirekt. MEHR ERFAHREN

Mobile Endgeräte über die Cloud an Unternehmen anbinden – mit diesem Ansatz überzeugten der Informatiker Jörg Bernauer, der Betriebswirt Oliver Lesche und der Medienwissenschaftler Alberto Zamora, Gründer der Firma Movilitas, die Jury des Existenzgründungspreises 2007. MEHR ERFAHREN