Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

SiQ2015

ben viele keinen oder einen berufsfremden Abschluss. Oder einen, der hier in Deutsch- land nicht anerkannt wird“, sagt Münch. Ihr Verbund kooperiert mit Kammern, mit der Arbeitsagentur, mit anderen Bildungs- einrichtungen. Das ikubiz, das mit anderen Projekten auch schon bei der Frühförderung und in Schulen ansetzt, gibt es bereits seit 1983. Vier Jahre später starteten die Mitar- beiter die Zusammenarbeit mit Betrieben von Migranten. Den Ausbildungsverbund gründeten sie 1996 in Kooperation mit der Stadt Mannheim. Die Unternehmen kommen vor allem aus dem Handel und dem Dienstleistungsbe- reich. „Ein kleiner Teil Gastronomie kommt hinzu, ein bisschen Mediengestaltung, ein bisschen Handwerk“, sagt Münch. Ihr Team besteht aus acht Mitarbeitern, nicht alle arbeiten Vollzeit. Kollegen mit griechischen, türkischen und italienischen Wurzeln sind dabei. Drei ehemalige Auszubildende, die das ikubiz betreut hat, arbeiten heute hier, verrät die 56-Jährige. Eine dieser Mitarbeiterinnen ist Vaia Paraschaki. Die Griechin kam als 15-Jährige nach Ludwigshafen, machte dort das grie- chische Abitur, aber sprach wenig Deutsch. Das lernte sie dann an der Abendakademie. Durch Zufall entdeckte sie das ikubiz. „Für mich war es die Hoffnung, um es in einem Wort zu sagen“, erzählt Paraschaki. Aus Dankbarkeit für die Hilfe bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz blieb die gelernte Bürokauffrau mit ihren Unterstützern in Kontakt. Als sie auf Jobsuche war und das Angebot kam, beim ikubiz einzusteigen, zögerte sie nicht: „Ich will anderen das geben, was ich hier bekommen habe“, sagt sie. Zu sehen, wie jemand vorankomme und die Dankbarkeit zu spüren, das treibe sie an. Sie ist für die Bereiche Weiterbildung und Qualifizierung zuständig. Da sieht sie noch Nachholbedarf: „Mein Appell an unsere Betriebe ist immer, sich nicht nur um die Ausbildung zu kümmern, sondern auch darüber hinauszugehen.“ Potenzial sei da. Aber oft auch Angst: „Schaffe ich das? Welche Kosten kommen auf mich zu?“ Dass die ständige Weiterbildung nicht selbstverständlich ist, berichtet auch Monika Münch. „In Kleinbetrieben wiegt es natürlich schwer, wenn ein Mitarbeiter ausfällt, weil er sich gerade fortbildet.“ Deswegen organisiert und vermittelt das ikubiz auch berufsbegleitende Kurse. Der Großteil der Unternehmen im Verbund, darüber freut sich Münch besonders, bildet kontinuierlich aus. Knapp 300 Auszubildende (Stand: Oktober 2014) betreut ikubiz, 160 davon in Mannheim. Vor zehn Jahren habe die Übernahmequote nach der Ausbildung noch bei 80 Prozent gelegen. Dass diese heute geringer ist – „aber noch immer bei über 50 Prozent“ –, dafür hat sie eine einfache Erklärung: „Kleinere Unternehmen sind irgendwann am Rande ihrer Kapazität angekommen.“ Insgesamt aber gelinge über 95 Prozent der Lehrlinge der Einstieg als Fachkraft in den Arbeitsmarkt. Früher gab es finanzielle Förderpro- gramme für die Betriebe, die Azubis ein- stellten. Heute fördert die Stadt Mannheim nur noch in Einzelfällen die Ausbildung von Jugendlichen mit besonderem Unter- stützungsbedarf. „Wenn ein Unternehmen ausbildet, muss es stabil sein“, findet Münch. Der Ausbildungsverbund selbst wird projektbezogen gefördert. Die Stadt Mannheim ist bereits seit der Gründung im Boot, auch die Stadt Heidelberg unterstützt das Projekt, das in der gesamten Metro- polregion tätig ist. Es gibt Mittel von Bundes- und Landeseinrichtungen und aus dem Europäischen Sozialfonds, aber auch von der Freudenberg-Stiftung. „Ganz am Anfang“, erzählt Münch, „wa- ren wir vor allem da, um denen eine Chance zu geben, die sonst keinen Ausbildungsplatz gefunden hätten.“ Heute ist das anders. Viele Unternehmen suchten besonders qualifizierte Bewerber. Seit 2014 betreut das ikubiz auch Betriebe, die ein Duales Studium anbieten. Zudem bietet der Ausbildungsver- bund mit der IHK Rhein-Neckar den Kurs „Wirtschaftskenner Türkei“ an. Teilnehmer lernen Fachbegriffe und vieles über die Wirtschaftsstruktur in der Türkei. Damit verbesserten sich für Bewerber die Chancen bei Betrieben, die dort Geschäfte machten. Im Nähcenter Senci kamen zwei der drei letzten Azubis übers ikubiz. Der Dritte ist Familiennachwuchs: Gabriel, der jüngere Bruder von Philip. Auch dieser hat mitt- lerweile den Ausbilderschein. Jüngste im Team ist Demet Seven, 17 Jahre alt. Sie ist gerade ins zweite Lehrjahr gekommen und hat im zweiten Anlauf den Ausbildungs- platz gefunden, an dem sie sich wohl fühlt. Die quirlige Mannheimerin mit türkischen Wurzeln braucht ebenfalls nicht viele Worte, geht es ums ikubiz: Auf der Suche nach dem richtigen Job war es ihre „Rettung“. Mit zahlreichen Angeboten unterstützt das ikubiz Unternehmen aus Mannheim und der Metropolregion. Foto:ikubiz INTERNATIONAL 45MANNHEIM STADT IM QUADRAT 2015

Seitenübersicht